Freier Zugang in die Herzkammer des Batthyaneums

Am Geburtstag des Bibliothek-Stifters waren die Türen offen

Ganz gleich, ob sie mit Besuchergruppen zu rechnen hat oder nicht, ist in der Aula Magna des Batthyaneums rund um die Uhr ein roter Teppich ausgerollt. Natürlich war auch und vor allem am Tag der Offenen Tür das Fotografieren mit Blitzlicht untersagt. Gut, dass man eine dunkle Aufnahme nachträglich digital einfach aufhellen kann. | Foto: Klaus Philippi

Karlsburg – Kronleuchter oder überhaupt der natürlichen Kraft der Sonne fremde Lichtquellen hat es vor Zeiten in der Aula Magna des Batthyaneums nie gegeben und gibt es auch heute nicht. Denn den über 18.000 Büchern und Drucksachen der Privatbibliothek des römisch-katholischen Bischofs Ignaz Batthyani würden Glühbirnen und Kerzenflammen selbst bei höchster Vorsicht nichts als Schäden zufügen. Der aus dem Burgenland gebürtige und Mitte November 1798 in Karlsburg/Alba Iulia verstorbene Kleriker hatte Zeit und vor allem Geld in das Einkaufen von Büchern auf dem Markt des Abendlandes investiert. Wenige Monate vor seinem Tod gründete er in der 1719 errichteten Kirche des Trinitarier-Klosters der Alba Carolina, das 1786 in Direktfolge der Staatsreformen unter Kaiser Joseph II. aufgelöst und zum Militärkrankenhaus umfunktioniert worden war, die nach ihm benannte öffentliche Bibliothek. Vom Verlegen der Hauptstadt Siebenbürgens von Hermannstadt/Sibiu nach Klausenburg/Cluj-Napoca 1790 profitierte Ignaz Batthyani erfolgreich zwecks Überredung der militärischen Vertretung der habsburgischen Provinz, ihm das Haus im nordöstlichen Winkel der Karlsburg für andere Zwecke zu überlassen. Im höchsten Raum unter dem Dach ließ er sogar Teleskope und Fachinstrumente für das erste astronomische Observatorium in ganz Transsylvanien aufstellen. Die ältesten Bände in den Regalen des Batthyaneums, das seit 1962 eine Filiale der Nationalbibliothek Rumäniens ist, wurden noch im 9. Jahrhundert von Hand geschrieben. Und bis 1952 unterstand das Batthyaneum der Verwaltungsaufsicht durch das römisch-katholische Erzbistum Karlsburg.

Heute ist es nicht gerade einfach, sich Zutritt in das Batthyaneum, geschweige denn seine Aula Magna zu verschaffen, die nach wie vor genau so aussieht, wie der Bibliotheks-Gründer sie bauen und verzieren hatte lassen. Ganz oben über den Regalen ihres Balkons sind vier Medaillons mit Porträts der Apostel Petrus und Paulus sowie von Christus und Prophet Moses zu erkennen. Die restlichen Medaillons zeigen etliche Astronomen der frühchristlichen Zeit, des Mittelalters und der Renaissance, unter ihnen auch Ptolemäus und Johannes Keppler.
Von der Besuchsregel, die allein wissenschaftlichen Forschern den Eintritt in das Batthyaneum gestattet, wurde am Donnerstag, dem 30. Juni, eine Ausnahme gemacht und mit dem Tag der Offenen Tür aufgewartet. Etwa 400 Kinder und Erwachsene bis zum Rentenalter strömten nacheinander gruppenweise in die edle Immobilie hinein und erhaschten in der Aula Magna Blicke auf die sich unter der Bücherlast biegenden Regalbretter und das originale Mobiliar des 18. Jahrhunderts. Eine Etage tiefer, wo seit dem 20. Juni die Ausstellung „Art Noveau la Batthyaneum“ auf Besucher harrt, lagen hinter Schutzglas zwei Urkunden der Teilnahme der historischen Bibliothek an der Weltausstellung 1900 in Budapest und an der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik 1914 in Leipzig zum Nachlesen und Staunen bereit. Bibliotheks-Direktor Cristian Mladin begrüßte die Gäste des Tages der Offenen Tür persönlich am Eingang, vor der Karlsburger Stadtverwaltung, wo zum Schutz Wartender vor der prallen Sonne drei Schatten spendende Zeltdächer aufgespannt waren. Noch einladender hätte der 281. Geburtstag von Stifter Ignaz Batthyani nicht markiert werden können.