Fusion von Kunst und Spaß, Poesie und Jazz

Jeden Sonntag lockt der Brâncoveanu-Palast in Mogosoaia mit Kinder- und Kulturprogramm

Adriana Scripcariu erklärt die Technik, während Virgil kurz vor dem Jazzkonzert noch schnell die letzten Linogravuren druckt. Fotos: George Dumitriu

Museumsdirektorin Doina Mândru führt Besucher durch die Ausstellungen im Brâncoveanu Palast

In Grüppchen oder alleine hocken sie auf Parkbänken oder Rasenflecken im Schatten riesiger Kastanienbäume im Garten des Palastes von Mogosoaia, den Blick auf Säulen und Arkaden gerichtet, mit Bleistift in der Hand und Zeichenmappe auf den Knien. Kleine und große Mädchen und Jungs - aber auch viele Erwachsene, die sich von der Begeisterung der Kinder haben anstecken lassen - bannen eifrig verschnörkelte Fenster oder die Löwen des Museumseingangs aufs Papier.

Thema des Workshops sind die architektonischen Elemente dieses geschichtsträchtigen Ortes, mit denen man sich durch aktives Schaffen ganz anders auseinandersetzt als durch bloßes passives Betrachten. So kann man auch den Kleinen Kunst und Kultur auf spielerische Weise nahebringen. Mit den fertigen Zeichnungen laufen sie zu dem improvisierten Stand aus aneinandergereihten Tischen, wo Adriana Scripcariu ihnen die weiteren Schritte erklärt. Die Motive werden nun auf eine Kunststofffliese gepaust und die Linien mit einem Ritzinstrument vertieft. Wer auch diesen Schritt vollbracht hat, reiht sich bei Virgil Scripcariu ein, der mit einer Rolle glänzende, weinrote Druckerfarbe auf die Schablone preßt, die anschließend auf ein Blatt Papier gestülpt wird.

Linogravur nennt sich die bestechend einfache Technik, die bereits den dritten Sonntag im Garten des Brâncoveanu-Palastes vorgestellt wird. Vielleicht erfreut sich der Workshop deshalb so großer Beliebtheit, weil die Ergebnisse unabhängig vom Zeichentalent des Hobbykünstlers stets spektakulär aussehen. Auch am nächsten Sonntag können sich kleine Künstler wieder im Schlossgarten an vielfältigen Motiven versuchen.


Kunst und traditionelle Werte für Kinder

Selbst Eltern von einem Jungen und drei Mädchen im Alter von zehn bis zwei Jahren, haben sich der Bildhauer Virgil Scripcariu und seine Frau Adriana der Aufgabe verschrieben, Kindern Kunst, Kultur und traditionelle Werte nahezubringen. Die junge Künstlerfamilie lebt in Piscu, einem Ort mit langjähriger Töpfertradition im Landkreis Ilfov, und schuf sich vor allem mit ihrer eigenen Töpferwerkstatt einen Namen, wo regelmäßig Führungen, Workshops und Kindersommerlager stattfinden (www.lutars.ro). Virgil Scripcariu kennt man auch als Autor der Arche Noah vor dem Bücherhaus Cârture{ti (Boulevard Magheru) in Bukarest: in schwindelnder Höhe lachen dort quietschbunte Tiere freundlich aus einem  Weidenruten-Schiffskörper in die graue Stadt hinaus...

Monster und himmlische Sphären

Im Palastmuseum gastieren derzeit zwei außergewöhliche Kunstausstellungen. Während im Erdgeschoß Neculai Paduraru de la Sagnas vieläugige Monster mit technisch anmutenden Körperteilen an Dänikens Interpretation der Mayakunst erinnern, bestechen im ersten Stock esoterische “Ikonen” von Maria Constantinescu mit christlich, buddhistisch oder schamanistisch inspirierten Motiven. Astrologischer Tierkreis, Lebensrad und Engelssphären, Elemente aus der persischen oder indianischen Mythologie und schlichte geometrische Räume schillern in zarten Linien aus viel Gold, irisierendem Grün und überirdischem Blau von silbernen Spiegelflächen und transparentem Glas. Der prachtvolle Boden aus goldenen Mosaiksteinchen vor der schlichten, massiven Architektur der Palasträume unterstreicht wirkungsvoll die Atmosphäre der Ausstellung.


Dichtkunst trifft Jazz

Den ganzen Sommer lang bietet Mogosoaia jeden Sonntag abend um 19.00 Uhr ein Fusion-Event aus Jazz und Poesie. Bekannte rumänische Dichter verflechten ihre Kunst auf amüsante, nachdenkliche oder mitreissende Art mit den rhythmischen Improvisionen der Musiker. Bis zum 28. August dauert das ungewöhnliche Experiment noch an, das sich bisher regen Zuspruchs von Jung und Alt erfreute.