Gedanken zum 4. Sonntag im Advent 2019

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„Freuet euch! Der Herr ist nahe!“                            
(Philipper 4,4a+5b)

Vorfreude! Jetzt gegen Ende der Adventszeit werden sicherlich bei vielen Leserinnen und Lesern der ADZ Erinnerungen aus der eigenen Kindheit wach. Wie war es damals?
Vorweihnachtlich erfreut, entsteht das Bild von einer üppigen Bescherung unter dem hell erleuchteten Christbaum deutlich vor dem inneren Auge des Kindes und lässt das langersehnte Läuten des Aufziehweihnachtsmannes fast schon Wirklichkeit werden. Gesteigert wird diese phantasievolle Vorfreude nur noch durch verschiedene realitätsnahe Umtriebe: Auskundschaften von möglichen Geschenkeboten, den Eltern hinterherspionieren, Herumstöbern in den Ecken des Kleiderschrankes – das Geheimnisvolle wird intensiver, je näher die Zeit der Erfüllung heranrückt. Welche Freude für ein kindliches Gemüt! 

Glücklich, wer diese Zeit im Jahr als absoluten Höhepunkt erleben durfte. Glückselig, wer es weiterhin so erleben darf! Denn die Vorfreude der heranrückenden Weihnacht ist wahrhaft eine himmlische: Gott wird ein Mensch wie du und ich. Ist es doch das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt – das Kind in der Krippe! Weihnachtsgeschenke hingegen, zum fragwürdigen Symbol der sich immer schneller drehenden Konsumspirale geworden, seien doch nicht der wahre Kern des Weihnachtsfestes... Doch halt: Spricht hier nicht der auf- und leider auch etwas abgeklärte Erwachsene mit seinem bibelkundigen Wissen und spricht dem damals fast schon verklärten Kinde die Freude der Christbescherung ab? 

„Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Somit fragen beide, der heutige Erwachsene für sein derzeitiges Selbst und derselbe Erwachsene für das Kind, das er damals war: Worin besteht die Freude des Naheseins im Herrn?
Vielleicht war das Erlebnis des gemeinschaftlichen Weihnachtsfestes mit seiner Vielfalt von liebevoller Nähe und beglückenden Begegnungen für das christbescherte Kind eine ungestörte Freude, die trotz Geschenken doch einzig aus einer Quelle gespeist werden konnte: Dem Einssein von zeitlicher und räumlicher Nähe zu der Hauptperson des Festes. „Euch ist heute der Heiland geboren“, wie es an Heilig Abend verkündet wird, bedeutet für das unbedarfte Gemüt, dass jetzt und hier das Jesuskind geboren ist, dessen Fest so aufwendig gefeiert wird. Ja, so sagt es die Erinnerung, es war ein Fest der Nähe und der Freude, das im Hier und Jetzt geschah. Dass dazu Geschenke gehören, versteht sich doch von selbst, oder? Wie ausgewogen die Bescherung gerät und wie inhaltsbezogen dem weltgeschichtlichen Ereignis Rechnung getragen wird, bleibt weiterhin Aufgabe der Erwachsenen.

Ja, der Erwachsene ist nun gefragt. Heutzutage schwerstgeprüft und mächtig herausgefordert von der vielleicht hektischsten und stressigsten Zeit des Jahres ob all der Dinge, die zu erledigen und zu haben sind. Wie steht die Sache mit dem Christkind für ihn oder für sie, das ehemalige damalig weihnachtlich glückselige Kind? Erfährt der, die, das Erwachsene in uns diese Freude, die erwachsene Vernunft und verwachsenes Wissen im glücklichen Fall so ausdrücken könnten: In seinem Sohn Jesus Christus kommt Gott ganz nahe zu uns herangerückt, so nah, dass er uns mit seiner Liebe richtiggehend erfüllen möchte. So nah, dass sich Menschen während eines glücklichen Weihnachtsfestes ganz anders begegnen können. So nah, dass unbekümmerte kindliche Freude wieder zu der eigenen Freude wird. So nah, dass ich wieder ein Kind sein möchte und es auch sein darf, weil der Sohn des Höchsten mich in seine Gotteskindschaft mit hineinnimmt. So nahe kommt Gott zu mir – das Kind erfasste es unwissentlich und im Heute und Hier weiß ich es. Welch himmlische Freude!

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“