Gedenken an Opfer des Holocaust in Rumänien

Bekundung der deutsch-jüdischen Zusammenarbeit und Solidarität

Abgeordneter Ovidiu Ganț Fotos: Vasile Babirnac/Deutsche Botschaft Bukarest

Botschafter Cord Meier-Klodt

Abgeordneter Silviu Vexler

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages in Rumänien lud vergangene Woche der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt gemeinsam mit den beiden Parlamentsabgeordneten der deutschen und jüdischen Minderheit, Ovidiu Ganț, beziehungsweise Silviu Vexler, zu einer Gedenkfeier ein. Im Mittelpunkt standen unter anderem die deutsch-jüdischen Beziehungen. Der Abend wurde ein wenig von den Geschehnissen in Halle überschattet, wo es am heiligsten Tag der Juden, zu Jom Kippur am 9. Oktober, zu einem Gewaltakt mit eindeutig antisemitischem Charakter gekommen war, bewahrte jedoch seine festliche und freundschaftliche Stimmung.
Nach Meier-Klodt gibt es zwei Meilensteine in der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts. Als ersten nannte er die Integration von Deutschland in ein vereintes, multilateral verbundenes Eu-ropa. Der zweite sei die irreparable Schuld nach dem größten Verbrechen Deutschlands, welches eine unendliche Verantwortung in Raum und Zeit gegenüber dem mit sich bringe, was geschehen ist: „Nie wieder Auschwitz“. Heranwachsende Generationen sollen an dieses dunkle Kapitel der Geschichte erinnert werden. Er betont: „Wir müssen von Anfang an jede Manifestation von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus bekämpfen.“

Der deutsche Botschafter wies darauf hin, dass die Bundesregierung kürzlich den Kreis der rentenberechtigten Personen erweitert hat, um die in einem rumänischen Ghetto ausgeübte Tätigkeit zu kompensieren. Er hebt auch die beispiellose Zusammenarbeit und gegenseitige Solidarität zwischen der deutschen und jüdischen Minderheit im rumänischen Parlament hervor. Die Diffamierung und Verleumdung von Vertretern der deutschen Minderheit sowie der gesamten deutschen Minderheit durch hochrangige Regierungsvertreter wurde von niemandem so eindeutig und öffentlich verurteilt wie von der jüdischen Gemeinde und ihren Führern, wofür Meier-Klodt seinen Dank ausdrückte.
Das Nationalmuseum für die Geschichte der Juden und des Holocausts in Rumänien, dessen Gründungsgesetz kürzlich von Präsident Johannis ausgefertigt wurde, bezeichnete er als einen Erfolg, der viele Väter hat. Der deutsche Botschafter stellte mit Befriedigung fest, dass das dunkelste Kapitel des letzten Jahrhunderts heute von einem Hoffnungsschimmer in Rumänien begleitet wird – auch aufgrund der deutsch-jüdischen Zusammenarbeit und Solidarität.
Der Abgeordnete der jüdischen Minderheit, Silviu Vexler, sprach den langen Kampf für das Holocaust-Museum an. Dieses soll auch nicht als ein Museum für die Juden und den Holocaust betrachtet werden, sondern als ein Museum für Rumänien und insbesondere für die jungen Generationen. Die Zahlen der Opfer seien nicht alles, zu oft verschwinden Einzelschicksale hinter diesen, welche mehr zu erzählen haben. Es sei sehr selten, dass das Projekt eines Juden von einem Deutschen, einem Armenier und einem Türken unterstützt wird, sagte Vexler. Dies deutet für ihn auf die besonderen Beziehungen zwischen den Minderheiten in Rumänien hin. Vexler bezifferte auch die Anzahl der noch lebenden Holocaust-Überlebenden aus Rumänien auf 8000, die jedoch in der Welt verstreut sind.

Ovidiu Ganț, Abgeordneter der deutschen Minderheit, bezeichnete den Holocaust in Rumänien als eine tragische Folge des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland, das diese abscheulichen Verbrechen in ganz Europa auslöste, aber auch der Annahme einer antisemitischen und fremdenfeindlichen Politik durch die rumänischen Regierungen. Beteiligt hatten sich auch Vertreter der damaligen deutschen Minderheit, weswegen es für diese nun selbstverständlich sei, sich beim jüdischen Volk für die von den Vorgängern begangenen Verbrechen zu entschuldigen und die moralische Verantwortung dafür zu übernehmen und zu tragen. Ganț hob die für ihn auch lehrreichen Freundschaften mit Aurel Vainer und seinem jetzigen Nachfolger Silviu Vexler hervor, welche eine außergewöhnliche Zusammenarbeit auf politischer und parlamentarischer Ebene ermöglichen, die zu konkreten Ergebnissen geführt haben. Er bedankte sich noch einmal öffentlich für die außergewöhnliche Geste menschlicher und politischer Solidarität infolge der verbalen Angriffe auf die deutsche Minderheit.

Zuletzt sprach mit Iancu Zuckerman auch ein Holocaust-Überlebender, der 1941 den Todeszug von Jassy/Iași überlebt hat. Er beschrieb, wie der Zug über Tage hinweg einfach nur in Jassy herumrangiert wurde und viele in diesem verhungerten und verdursteten. Den Viehwagon, in welchen er mit 137 anderen Juden hineingepresst wurde, verließen nur acht von ihnen lebend. Zuckerman erwähnte, wie beeindruckt er darüber sei, dass die deutsche Botschaft nun diese Gelegenheit zum Gedenken ermögliche. Er äußerte jedoch auch, dass er sich nie hätte denken können, dass Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit jemals wieder aufflammen können, nach allem was geschehen ist.