Generalrestaurierung der Banater Semmeringbahn?

Kreisrat, Anina und Orawitza und die Eisenbahnverwaltung möchten dazu am selben Strang ziehen

Einer der 14 Viadukte der Strecke, aufgenommen während der Fahrt des Zugs.
Fotos: Zoltán Pázmány

Die alte Dampflok, die restauriert und wieder eingesetzt werden soll, am 150. Jahrestags der Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke 2013 vor dem Bahnhof Orawitza mit seinem auf Gusseisensäulen (Gießort: Anina) gestützten offenen Säulengang. Die für den Streckenbau verantwortliche Ingenieure waren Anton Rappos und Karl Dülnigg, die Archiktekten des Bahnensembles waren Karl Maniel und Johann Ludwig Dollhoff-Dier.

Die Geschäftsführung des Kreisrats Karasch-Severin sowie die höchsten Verantwortlichen von Orawitza und Anina und der Direktor der Eisenbahn-Regionalverwaltung Temeswar trafen sich vergangene Woche in Orawitza, um die adäquateste Reaktion der Behörden auf das große Interesse der Bevölkerung an der Banater Semmeringbahn zu besprechen. Im anschließenden Kommuniqué des Kreisrats wird diese dann zusammenfassend so formuliert: „Restaurierung von allem, was mit der Banater Semmeringbahn in Verbindung steht.“

Reaktion und Arbeitstreffen kamen, als an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im Mai das Zugpaar, das die Banater Semmeringbahn zwischen den Bahnhöfen Orawitza und Anina bedient, überfüllt war mit Bürgerinnen und Bürgern (gezählt wurden an den zwei Wochenenden mehr als tausend), deren einziges Ziel eine Fahrt mit der historischen Bergbahn war, die älteste, die es auf dem Gebiet des heutigen Rumänien gibt (ADZ berichtete). 

Einberufen hatte das Arbeitstreffen der Offizialitäten, die mit der Banater Semmeringbahn etwas zu tun haben, der Präsident des Kreisrats Karasch-Severin, Romeo Dunca (PNL). Er sagte zur Eröffnung: „Eine der schönsten und spektakulärsten Bergbahnen Europas verdient es, dass ihr ihr früherer Glanz zurückgegeben wird. Wir sollten uns vornehmen, sie im Wortsinn ‚in Szene zu setzen‘, vor allem, weil ich als Folge höchste wirtschaftliche Gewinne durch Tourismus für das Städtepaar Orawitza-Anina sehen kann.“

Im Rahmen der Diskussionen der Verantwortlichen und Involvierten wurde eine Prioritätenliste aufgesetzt, die jedem der Beteiligten Aufgaben zuteilt. Das waren der Initiator, Kreisratspräses Dunca, die Chefarchitektin von Karasch-Severin, Lumini]a Munteanu, der Bürgermeister von Anina, Dumitru Ursu (PSD), der Öffentliche Verwalter der Stadt Anina, Daniel Vlad (gleichzeitig der Vorsitzende des Ortsforums Anina-Steierdorf des DFBB), der Ex-Bürgermeister von Anina, Gheorghe Românu (PNL), und der Direktor der Regionale der Eisenbahnen CFR Temeswar, Ion Stoichescu.

Als kurzfristige Ziele sollen verfolgt werden: Das Ausmachen einer privaten Eisenbahngesellschaft, die bereit wäre, noch ein Zugpaar auf dieser Strecke einzusetzen, oder, alternativ, zusätzliche Zugwaggons zur Verfügung zu stellen; die Verlängerung der Haltezeit der Banater Semmeringbahn an bestimmten Bahnhöfen, aber zumindest an den Endhaltestellen (möglich auch an bestimmten Bellevue-Stellen), damit die Touristen aussteigen können, um zu fotografieren; das Restaurieren und die Wiedereinsetzung der Dampflok, die früher als Zugmaschine auf dieser Strecke im Einsatz war, um dem Zug sein historisierendes Flair noch betonter zu verleihen (die alte Dampflok steht auf dem Gelände des Bahnhofs Orawitza und dient ‚irgendwie‘ als Museumsexponat – wobei zu betonen ist, dass die Banater Semmeringbahn und alle ihre Zweckbauten wegen ihres Alters offiziell beim Kulturministerium unter dem Status von Denkmälern registriert sind). Mittelfristig will sich der Direktor der Eisenbahnregionale Banat dafür verwenden, durchzusetzen, dass ab dem kommenden Zugfahrplan für 2021/22, zumindest in der Touristiksaison 2022, täglich zwei Zugpaare die Strecke befahren.
Langfristig sieht Kreisratspräses Romeo Dunca aber viel mehr Möglichkeiten, die mit Gewinn zu nutzen wären: „Die beiden Bahnhöfe Orawitza und Anina müssen restauriert werden. Diese Idee hat auch Direktor Stoichescu bei unseren Gesprächen mit Nachdruck unterstrichen. Die Bahnhöfe sind als Kulturgut der A-Klasse beim Kulturministerium registriert und es besteht dringender Bedarf, sie in Schuss zu bringen und so weit wie möglich in ihre ursprüngliche Form und Funktion zu versetzen. Zudem sind Parkplätze in der Nähe dieser Bahnhöfe nötig und es besteht auch die Chance, diese auch kommerziell zu nutzen: durch Gastronomie- und Geschäftsräume.“ 

Für Kenner der Bahnstrecke: Der Bahnhof, der gut ein Stockwerk höher liegt als die Straße von Orawitza, die vorbeiführt, verfügte ursprünglich über einen Paternoster-Lift, über welchen der Zugang der Reisenden direkt zum Kassen- und Warteraum des Bahnhofsgebäudes gewährt wurde – was einzigartig für Rumänien war. Heute geht es über schlecht instandgehaltene Treppen aufs Bahnhofsgelände und zu den Gleisen, und der Zugang zum kaum benutzten Bahnhofsgebäude geschieht von der oberen Plattform aus. Der Ticketschalter ist seit Jahren geschlossen, der Ansatz zum Museum der Banater Semmeringbahn innerhalb des Bahnhofsgebäudes Orawitza, der mal voll guten Willens gestartet wurde, ist nie zu einem Besuchszentrum vollendet worden...

Nicht zuletzt wurde – zum wiederholten Mal – die Möglichkeit angesprochen, die ursprüngliche Trasse der Banater Semmeringbahn, die einmal Anina mit Basiasch an der Donau (als Endhaltestelle) und mit Weißkirchen/Bela Crkva/Biserica Alb² im heutigen Serbien/im serbischen Banat verband, wiederherzustellen. Die Strecke war zu Beginn der 1950er Jahre, als der Konflikt zwischen Tito-Jugoslawien und dem unter dem Diktat Stalins stehenden „kommunistischen“ Osteuropa ausbrach, gesprengt worden, „damit sie nicht zur Invasion Marschall Titos ins Banat genutzt werden kann!“ Der Bahndamm besteht aber größtenteils noch.