Gestandene Militärkader des Innenministeriums auf Besuch im Brukenthalmuseum

Hermannstadt – 10.782 Kinder und Erwachsene, die meisten bis 35 Jahre alt, nutzten Samstag, am 25. Februar, die Chance zu freiem Eintritt in das Brukenthalpalais am 206. Jahrestag der Eröffnung des Museums auf testamentarisches Geheiß Samuel von Brukenthals, der 14 Jahre vor Eröffnung am 9. April verstorben und in der evangelischen Stadtpfarrkirche von Hermannstadt/Sibiu zur letzten Ruhe gebettet worden war. Wie viele der Museumsgänger in fünfstelliger Anzahl auch die Kunstraub-Dokumentationsausstellung „Marele furt de la Bruken-thal 1968“ im Blauen Haus besuchten, die sonntags darauf, am 26. Februar, hätte geschlossen werden sollen, ist nicht bekannt. Einige Tausend dürften es vielleicht gewesen sein. Die Nachfrage war so hoch, dass Mittwoch, am 1. März, kurzer-hand entschieden wurde, die Kunstraub-Ausstellung bis zum 26. April offenzuhalten. Und weil Montag und Dienstag sowieso kein Publikumsverkehr bedient wird, nutzte Dr. Alexandru Chituță in seiner doppelten Eigenschaft als Kurator und interimistischer Direktor den ersten Tag der letzten Fe-bruar-Woche zu einer Sonderführung durch das Blaue Haus für ein hauptsächlich aus militärisch Bediensteten des Innenministeriums gebildetes Publikum. 24 aktuell ohne Auftrag in Reserve stehende oder bereits endgültig in militärischen Ruhestand versetzte Herren aus Hermannstadt sowie dem kleineren Mediasch zählt ein Gruppenfoto, das noch Montag, am 27. Februar, zu später Abendstunde auf dem Facebook-Account des Brukenthalmuseums öffentlich geteilt wurde. Als 25. Person blickt Dr. Chituță souverän in die Kamera von Museums-Fotograf Daniel Farcașiu, während in der zweiten Reihe der Abgelichteten Dr. Corvin Lupu, ehemaliger Professor an der Lucian-Blaga-Universität, als nicht-militärischer und 26. Anwesender deutlich unter den physisch größten Männern der Runde auszumachen ist. Historiker Dr. Corvin Lupu, Sohn von Ex-Museumsdirektor Nicolae Lupu (1921-2001), wurde 1953 just im Brukenthalpalais geboren, da für seinen Vater gesetzlich die Pflicht galt, im Museum Dienstwohnung zu nehmen. Anders als Nicolae Lupu aber, der weder nationalistische Gesinnung hegte noch den diktatorischen Anweisungen des kommunistischen Regimes ohne jeden Widerstand zu folgen bereit war, und auch den akademisch-universitären Alltag Hermannstadts ohne Vorbehalte gegenüber den deutschsprachigen Kreisen förderte, ist Dr. Corvin Lupu als ein Fürsprecher europa-skeptischer Milieus der Mehrheitsgesellschaft Rumäniens bekannt. Ein Foto der Bilderreihe auf dem Facebook-Account des Brukenthalmuseums betreffend die Sonderführung durch die Kunstraub-Ausstellung im Blauen Haus zeugt deutlich vom Auftritt Dr. Lupus als larmoyanter Vortragender, wenn auch keine Einzelheiten bezüglich seiner Wortwahl vorliegen. Zwei Tage zuvor jedoch hatte er sich als Festredner für eine Buchvorstellung von Călin Georgescu im Ion-Besoiu-Kulturzentrum einspannen lassen, auf der für das Programm der AUR zu werben versucht wurde (die ADZ berichtete zuvor).