Gesunde Augen, auch in der Pandemie

Experten raten: Mehrmals am Tag in die Ferne schauen

Der Temeswarer Augenoptiker Alfred Kosar warnt davor, dass die Menschen heutzutage viel zu selten Bildschirmpausen einlegen, um die Ferne zu schauen. Foto: Zoltán Pázmány

So kann Heimarbeit aussehen: Die Augen wandern von einem Bildschirm zum anderen, während man mal auf das eine, mal auf das andere elektronische „Gadget“ schaut. Foto: Raluca Nelepcu

Stundenlang vor dem Computer sitzen, live übertragene Veranstaltungen verfolgen, bei Team-Meetings dabei sein, Webinare leiten: Die Corona-Krise hat für viele von uns den gesamten Arbeitsalltag ins Internet verlagert, sodass wir heutzutage kaum mehr aus dem Haus gehen, dafür aber die ganze Zeit vor einem Bildschirm sitzen. Unternehmen auf der ganzen Welt haben schnell auf Heimarbeit umgeschaltet, das „Homeoffice“ ist seit Monaten nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Schon vor der Coronavirus-Pandemie haben Leute viele Stunden am Computer oder vor dem Smartphone verbracht, nun ist es sogar deutlich mehr des Guten geworden. Ironisch gemeint, natürlich: Denn die vor digitalen Geräten verbrachte Zeit schadet den Augen. Was man für mehr Augengesundheit tun kann, darauf weisen Augenärzte und -optiker hin.

Augenoptiker Alfred Kosar, ein waschechter Temeswarer, der 1990 nach Deutschland ausgewandert ist und mehr als 35 Jahre Arbeitserfahrung sowohl in Rumänien als auch in Deutschland vorweisen kann, betreibt seit fünf Jahren einen eigenen Fachbetrieb für Augenoptik und Optometrie in Temeswar/Timișoara. „Zur Heimarbeit hinzu kommt nun auch der Online-Unterricht der Kinder. Die Büroangestellten, die bisher ebenfalls Bildschirmarbeit geleistet haben, haben durch das Homeoffice nicht unbedingt mehr Belastung. Dazu muss man aber sagen, dass in gewissen Unternehmen die Bildschirme von guter Qualität sind und einen gewissen Schutz gegen Blau- und Violett-Licht bieten. Es kann sein, dass bei der Heimarbeit oder bei normalen PCs, wie sie Schüler verwenden, dieser Schutz nicht gewährleistet wird“, erklärt Augenoptiker Alfred Kosar. Probleme könnten vor allem bei jenen Leuten auftauchen, die vorher nicht stundenlang vor dem Computer gesessen waren – da könnte eine große Belastung der Augen entstehen, weiß der Fachmann.

Gutes Sehen verliert an Priorität

Bereits vor der Coronavirus-Pandemie war der mangelhafte Zugang zu augenmedizinischer Versorgung und damit zu gutem Sehvermögen ein Thema, das weltweit Anlass zur Besorgnis gab. Laut dem „World Report on Vision“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Oktober 2019 haben weltweit mindestens 2,2 Milliarden Menschen eine Sehbehinderung oder gar Blindheit, von denen mindestens eine Milliarde hätte verhindert werden können oder noch nicht behandelt worden ist.

Obwohl im Laufe der vergangenen Jahre bedeutende Fortschritte erzielt wurden, um sicherzustellen, dass mehr Menschen, die eine Brille benötigen, auch Zugang zu einer solchen haben, besteht die Gefahr, dass gutes Sehen an Priorität verliert. Auf diesen Aspekt wollte auch der „World Sight Day“, der Welttag des Sehens am 8. Oktober, aufmerksam machen.

Dass Menschen heutzutage mehr denn je digitale Geräte nutzen, die das Sehvermögen beeinträchtigen, ist offensichtlich und wird auch von zahlreichen Studien belegt. Dabei müsste man zeitweilig Pausen einlegen, um den Augen Zeit zur Entspannung zu gönnen. Augenoptiker Alfred Kosar betont aber, dass viele Rumänen sogar in der sogenannten Bildschirmpause auf Bildschirme unterschiedlicher Art gucken – wie zum Beispiel aufs eigene Smartphone. „Vor vielen Jahren war die Theorie so – 40 Minuten vor dem Bildschirm, 20 Minuten Pause. Das ist aber eine veraltete Theorie, denn heute hält sich kaum einer mehr an diese Regeln. Alle sitzen stundenlang vor dem PC, was natürlich eine sehr große Belastung für die Augen darstellt“, weiß Alfred Kosar.

Nach höchstens zwei Stunden sollte man aber trotzdem versuchen, eine Pause einzulegen, sagt der Fachmann. In dieser Pause sollte man unbedingt in die Ferne gucken, denn das bedeutet Entspannung für die Augen. „Es gibt Büroangestellte, die eine Zigarettenpause einlegen und das Büro verlassen, doch in dieser Pause Kurznachrichten auf ihrem Handy schreiben. So wird das Auge nicht entspannt, es kommt überhaupt nicht zur Ruhe – das ist ein großer Fehler, den die Menschen – unwissend – machen“, sagt Alfred Kosar. „Die Brillenträgerkultur in Rumänien ist nicht auf so einem hohen Niveau wie in Deutschland, leider“, fügt er hinzu.

Eine Pause einlegen, in die Ferne schauen, und zwar mindestens eine Stunde pro Tag – das klingt vernünftig, doch leider fragen nur die wenigsten bei Experten um diesbezüglichen Rat. Vor allem jetzt, in der Coronavirus-Pandemie, wenn die meisten Menschen viel Zeit zu Hause verbringen, ist dieses „In-die-Ferne-Schauen“ auch nur selten möglich. „Wer stellt sich schon nach zwei Stunden Computerarbeit ans Fenster und schaut schon in die Ferne?“, fragt sich der Fachmann rhetorisch.

Kinderaugen besser schützen

Augenoptiker Alfred Kosar empfiehlt, Kinder spätestens ab dem Schulalter regelmäßig zum Optiker oder zum Augenarzt für eine Kontrolle zu bringen. Und apropos Kinder: Auch sie gehören zur gefährdeten Kategorie, was das Sehvermögen angeht, denn auch sie verbringen in der Corona-Krise deutlich mehr Zeit vor dem Bildschirm – denn in vielen Schulen, wie auch in Temeswar, wird aufgrund der hohen Inzidenzraten das rote Szenario angewandt, das ausschließlichen Online-Unterricht voraussetzt.

Auch sonst war bekannt, dass Kurzsichtigkeit bei Kindern in den vergangenen Jahren zugenommen hat – womöglich spielt die intensivere Nutzung von digitalen Geräten in diesem Sinne eine Rolle, aber auch Fehler, die Kinder machen, wenn sie auf den Laptop oder auf das Handy gucken. „Sie halten die Bildschirme viel zu nahe“, warnt Augenoptiker Alfred Kosar. Auf diesen Fehler müssten Kinder von ihren Eltern aufmerksam gemacht werden – die schädliche Verhaltensweise müsse man korrigieren, sagt Alfred Kosar. In seinem Augenoptik-Laden unweit des Lahovary-Platzes hat er ein Foto aus Asien, auf dem zu sehen ist, wie die Kinder in der Schule in der Bank sitzen und eine Metallstütze unter ihrem Kinn haben, die ihnen nicht erlaubt, aus zu großer Nähe in ihre Bücher und Hefte zu schauen – das Gleiche gilt heutzutage auch für Bildschirme, weiß Alfred Kosar. Und selbstverständlich sollten auch Kinder in der Pause die Augen von dem Bildschirm abwenden und nicht noch schnell ein Spiel darauf spielen – das geschehe aber viel zu selten.

Manchmal ist es trotzdem zu spät und das Sehvermögen wird in einer gewissen Weise beeinträchtigt, sodass der Mensch eine Brille benötigt. Woran man das erkennen kann? Es gäbe einige Symptome, weiß Augenoptiker Alfred Kosar, die auf ein Augenproblem hinweisen würden, dazu gehören Kopfschmerzen, Stirn-, Schläfen- und Augenschmerzen, Augenstechen, Sand in den Augen, rote Augen, ein gewisser Druck in den Augen, und Ähnliches. „Wenn man Kopfschmerzen hat, bekommt man sofort Medikamente dagegen. Doch ein guter Hausarzt schickt einen zuerst zum Augenarzt, um zu überprüfen, ob etwas mit der Sehschärfe nicht stimmt“, findet der Augenoptiker.

Alfred Kosar ist einer der Experten, die in Sachen „Sehvermögen“ in Temeswar zu Rate gezogen werden können. Sein Geschäft heißt „Arte Optic“, es befindet sich in der Porumbescu-Straße 24 und hat während der Woche zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet. Alte Instrumente, Brillen und Geräte für Augenoptiker sind in dem Laden ausgestellt – die Sammlung von Retro-Vintage-Brillen, darunter Seh- und Sonnenbrillen, wie sie einige Persönlichkeiten getragen haben – wirkt wie ein Blickfang auf die Besucherinnen und Besucher des Geschäfts. Doch in erster Linie ist Augenoptiker Alfred Kosar da – als Fachmann hat er auch in der Pandemie einen guten Rat für jedermann bereit.