Gipsy Swing, ein Abenteuer

Exzellentes Konzert der Harald-Oeler-Band

Gipsy-Swing aus Deutschland in passendem Ambiente: die Harald-Oeler-Band im „Festival ’39“
Foto: Christine Chiriac

Am Samstag hat in Kronstadt der vollkommene Gipsy-Swing-Abend stattgefunden. Eine virtuose Sologitarre (Rehan Syed), eine zwischen klassischen und zigeunerischen Klängen tanzende Solovioline (Thomas Buffy), ein hüpfend-brummender Kontrabass (Felix Himmler), eine verlässliche Rhythmusgitarre (Stefan Degner) und „der Chef“, der Akkordeonist Harald Oeler, trafen sich im Festival ’39, der alten „Krone“ in der Purzengasse, und spielten ein mitreißendes Programm, dass das (gewöhnlich auf sich selbst konzentrierte) Publikum der eleganten Kneipe mit lautem Applaus und wiederholten „Bravo“-Rufen reagierte und sogar so mancher Kellner sich von der Band eine CD besorgte. Zu Recht, denn die Musik war bezaubernd, die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Band makellos, die Stimmung ausgezeichnet.

Dieses einmalig schöne Konzert hat aber auch eine Vorgeschichte: Die Fluggesellschaft wollte um keinen Preis die Musiker mitsamt den großen Instrumenten in den Flieger nach Rumänien einsteigen lassen. So blieben die Gitarren brav im Parkhaus in Deutschland eingesperrt, der Kontrabass zuhause, das Akkordeon konnte gerade noch an Bord gelangen, doch nun stellte sich in Kronstadt die Frage – wie spielt man Gipsy Swing ohne Gipsy-Swing-Instrumente?

Die Antwort fand die Kulturreferentin des Deutschen Kulturzentrums heraus, indem sie ihr vielleicht abenteuerlichstes Wochenende des  Frühjahrs erlebte – zum Glück mit Happyend. Sie erfuhr, wo man von heute auf morgen zwei Gitarren und einen Kontrabass verschaffen kann, wieviele Anträge, Bekannte, Empfehlungen und Garantien man dazu benötigt, wie man dann das Rieseninstrument mit dem Taxi transportiert –  nämlich mit dem Griff aus dem Fenster hinausragend, wie in Kusturica-Filmen.

Ein Abenteuer – doch „diese Musik selbst ist ein Abenteuer“, sagt Harald Oeler, der sowohl Klassik, als auch Jazz studiert hat und in beiden Musikrichtungen ein preisgekrönter und gefragter Musiker ist. Die Frage, wo die Grenze zwischen Klassik und Jazz verläuft, beantwortet er mit „Piazzolla!“ – und in der Tat tourt er zurzeit auch mit einem aus den „Jahreszeiten“ von Vivaldi und Piazzolla bestehenden Programm durch die Welt.

Denn jeder der fünf Musiker geht (auch) einen eigenen Weg – Rehan Syed konzentriert sich auf Gipsy Jazz, Felix Himmler hat vor wenigen Jahren sein Konzertdiplom an der Würzburger Musikhochschule abgelegt, Stefan Degner bevorzugt Mainstream Jazz, Thomas Buffy unterrichtet Musik an einem Gymnasium in Würzburg.

Ein mehr als gelungener Ausklang für eine gelungene Woche. Veranstaltet wurde die diesjährige zweite Auflage der „KulturCafé-Woche” von dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt und der Alliance Française, in „internationaler“ Zusammenarbeit mit dem Ungarischen Kulturzentrum Kronstadt, dem Polnischen Institut und dem Cervantes-Institut Bukarest. Auf weitere Veranstaltungen vom Niveau des Gipsy-Swing-Abends kann man sich nur freuen!