Gott gibt uns ein starkes Zeichen

Jesus Christus spricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
 (2. Kor. 12,9)

Liebe Leser!
Am Anfang eines Jahres ist es gut und heilsam sich zu erinnern, wer uns bisher geleitet hat und wem wir uns und die nächsten 366 Tage anvertrauen können. Die Jahreslosung spricht von dem wunderbaren Gott, der für uns Menschen Wunder möglich macht. Durch die Zeiten haben Christen immer wieder erlebt, dass Gottes Möglichkeiten noch lange nicht am Ende sind, wenn menschlich gesehen nichts mehr ging. Wer hat‘s nicht schon erlebt, dass die Kräfte einen verließen, die Ideen ausblieben, der wohlmeinende Rat sich als nicht umsetzbar erwies, alle Versuche scheiterten, das Leben sich auf eine Sackgasse zu bewegte? Aber gerade dann sind wir als Gläubige gefordert, unseren Glauben durchzuhalten und Gott das Vertrauen zu schenken, dass er es gut mit uns meint. Er lässt uns nicht hängen. Dessen bin ich mir gewiss, auch für 2012. An der Geschichte einer Gemeinde in Siebenbürgen lade ich euch ein, das exemplarisch nachzuvollziehen:

Vor 95 Jahren erlebte die Gemeinde ein Wunder. Ein Mann kam als Wanderer dahin. Niemand wollte ihn aufnehmen, außer einem Lehrer. Im Gespräch stellte sich heraus, dass der Lehrer eine Andacht in der Kirche halten sollte, da kein Pfarrer im Ort war. Da der Wanderer selbst Pfarrer war, bot er an, die Predigt zu übernehmen. Die Erlebnisse der vergangenen Woche hatten ihm viele Gedanken zugeführt und ihn in Erregung versetzt. Die Gemeinde war verwundert, als ein fremder Prediger die Kanzel bestieg. Später berichtet er, dass er sich nur unklar an das Gesagte erinnerte. Aber er sah die aufmerksamen, gespannten Zuhörer noch vor sich, die ihm eine Dreiviertelstunde gebannt zuhörten, und dann die Presbyter, die sich mit warmen Worten nachher bedankten. Nach der Predigt sangen alle mit gestärkten, geisterfüllten Herzen mit und stellten ihre Rettung dem Herrn anheim.

Ein Jahr darauf sandte jener Lehrer dem Pfarrer vier Flaschen edlen Wein und einige Zeilen: „Betrachten Sie meine Sendung als einen Dank unserer Gemeinde, in der Sie sich durch ihre Predigt vom 3. September 1916 ein Denkmal gesetzt haben. Sie haben durch Ihre Worte voll Gottvertrauen die hiesige Bevölkerung von voreiliger Flucht abgehalten und dadurch vor großem Schaden bewahrt.“ In seiner 20 Jahre später aufgezeichneten Erinnerung hielt der Pfarrer, dem in seiner eigenen Gemeinde kaum ein Echo auf seinen Verkündigungsdienst begegnete, fest: „Diese Zeilen sind mir der schönste Lohn gewesen. Sie beweisen mir, dass ich damals mit Gottes Wort Gutes gewirkt habe. Seit jenem Tage habe ich an die Kraft des Heiligen Geistes erst recht glauben gelernt. Er ist in uns schwachen Menschen mächtig und befähigt uns zu Taten, die wir ohne ihn nie zustande bringen könnten. Gott segne die Gemeinde….“                 

Der einfachste Weg, über uns hinaus die Kraft zu empfangen, ist das Lesen der Bibel. Da öffnen sich Bereiche, die uns sonst verschlossen bleiben. Da zeigen sich Wege, die wir alleine nicht finden können. Da sehen wir Ziele, die uns über alles Eigene und Selbstgemachte erheben. Da begegnen uns Kräfte, die stärker sind als Leiden und Tod, als Böses und Irrtum, als Lüge und Wahn.

Diese einst große Dorfgemeinde ist mit der Wende und der massiven Auswanderung der evangelischen Siebenbürger Sachsen zu einer kleinen Gemeinde mit 40 Seelen geschrumpft. So ist es vielen Gemeinden nach der Wende ergangen. Und dennoch hat diese kleine Gemeinde es geschafft, ihr Gotteshaus zu restaurieren. Die Kirche war davor in traurigem Zustand: grau, nass, bröckelnd, schmutzig, anziehend für Einbrecher, abstoßend für Besucher, unbrauchbar für die Gottesdienstgemeinde. Welch ein Wunder, dass die Gemeinde nach über zehn Jahren wieder einen Gottesdienst in ihrer Kirche feiern konnte, und mit ihr auch die Nachbargemeinden. Mit einer Geldspende begann es. Der Kirchenrat stand unermüdlich dahinter. Von einem anfangs kleineren geplanten Eingriff wurde letztlich eine Generalreparatur und Kirche mit Kirchturm und Ringmauer wurden komplett hergerichtet. Viele Arbeits- und Putzstunden ließen die Kirche in neuem Glanz erstrahlen. Als die Fragen von allen Seiten kamen: Mit wem wollt ihr das machen? Womit? Für wen? Und wozu? war es nicht leicht, darauf Antworten zu finden: Mit wem? Mit den Alten und Schwachen, mit den Wenigen, mit den Armen und Kränklichen und guten Freunden! Womit? Mit etwas Geld und viel, viel Kraft aus der Höhe! Für wen? Für die kleine Gemeinde und die noch kleineren Nachbargemeinden, für die Alten und die Jungen, die Kirchentreuen und Kirchenfremden,  die Besucher und Touristen! Wozu? Um da, wo die Vorfahren schon Gott geheiligt haben, Gottes Wort zu hören, ihm Lob zu singen und zu beten, und um von dem zu erzählen, wovon das Herz voll ist! Um die Ehre Gottes und das Wohl der Gemeinde geht es schließlich und endlich.

Auch ein schwacher Mensch, eine schwache Gemeinde ist ihm dafür kein Hindernis. Solches erleben wir in der Evangelischen Kirche A. B . in Rumänien auf persönlicher und Gemeindeebene am laufenden Band. Gott stärkt uns, wenn es um sein Werk geht. Er wagt es immer wieder aufs Neue mit uns. Er gibt uns auch für die Zukunft nicht auf, sondern geht uns mit seiner Kraft voraus. Das ist für uns ein starkes Zeichen. Wo wir seine Ehre suchen, wird er uns stärken, aufrichten und mit uns sein. Des können wir gewiss sein, in anno Domini 2012, wie vor 95, vor 20 oder 10 Jahren. Solche und noch größere Wunder des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung will Gott in unsere Schwachheit hinein mit seiner Kraft wirken. Das wünsche ich uns allen für das Jahr 2012.