Graue Zeiten – Bunte Seiten

Online-Ausstellung zu deutschsprachigen Kinder- und Jugendbüchern im sozialistischen Rumänien

Foto: IKGS

München – Das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS) hat die Online-Ausstellung „Graue Zeiten – Bunte Seiten. Deutschsprachige Kinder- und Jugendbücher im sozialistischen Rumänien“ freigeschaltet (unter ausstel-lungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/deutsche-kinderbuecher-aus-rumaenien). In den Jahren 1944–1989 sollen rund 1300 Buchtitel für Kinder und Jugendliche in deutscher Sprache hierzulande erschienen sein. Die Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl davon und beschreibt die Umstände, unter denen deutschsprachige Bücher in Rumänien erscheinen konnten. In der aktuellen Folge des IKGS-Podcasts „Donauwellen. Der Südostcast“ erklärt Kuratorin Birgit Fernengel, wie es zu der Ausstellung kam und gibt Hinweise zur Nutzung sowie Beispiele aus den angeführten Büchern. Schlüssig wird dabei auch, dass man bei dieser virtuellen Ausstellung in den Büchern geblättert werden kann, während das bei einer physischen Ausstellung das Risiko birgt, die Exponate zu beschädigen.

Weiterführende Informationen zu Idee, Hintergründe und Konzept sind außerdem auf der Projektwebseite zu finden. Bei den nahezu 100 Kinder- und Jugendbücher handelt es sich zu einem Großteil um Bestände der IKGS-Fachbibliothek. Die Veranstalter unterstreichen, dass es sich bei der virtuellen Ausstellung „um ein Kapitel der Zeitgeschichte, das noch nicht zu Ende geschrieben ist“ handelt und meint damit, dass nach wie vor im rumäniendeutschen Kommunikations- und Kulturraum neue Geschichten für Kinder und Jugendliche entstehen. In der Einleitung zur Ausstellung steht zudem „Im Idealfall werden Kinder durch gute und spannende Bücher zum Lesen angeregt, ihre Kreativität und Fantasie gefördert. Kinder suchen in Büchern nach Vorbildern und Held:innen, die sie prägen und begleiten und an die sie sich auch als Erwachsene noch gerne erinnern. In Rumänien sollte die Kinder- und Jugendliteratur indes die junge Generation in erster Linie im Geiste des Sozialismus erziehen. Kinder- und Jugendbücher in deutscher Sprache sollten in diesem Sinne den muttersprachlichen Unterricht ergänzen. Trotz dieses Konformitätsdrucks und einer notorischen Mangelwirtschaft konnte im Zusammenspiel vieler Beteiligten (Autor/innen, Illustrator/innen, Verleger/innen, Buchhändler/innen, Rezensent/innen, Lehrer/innen) ein genremäßig, thematisch und künstlerisch bemerkenswert reichhaltiges Angebot an Kinder- und Jugendbüchern entstehen.“

Das Thema berühre die Angehörigen der „Erlebnisgeneration“ wohl auch emotional: Wer erinnert sich nicht gerne an die Bücher der Kindheit und Jugend, an die Geschichten und Illustrationen, die die „grauen Zeiten“ des kommunistischen Rumänien ein wenig bunter gemacht haben? Deshalb gibt es auch einen Aufruf selbst Teil der virtuellen Ausstellung zu werden, in dem man seine Erinnerungen an die liebsten rumäniendeutschen Kinder- und Jugendbücher in dieser Epoche, als Text, Tonspur oder Videoaufnahme zusendet. Sie sollen dann als Zeitdokument in der Ausstellung aufgenommen werden.