Große ADZ-Umfrage – der Dialog geht weiter

Teil 1: Erste ausführliche Analyse aller Datensätze

Hintergrund der ADZ-Leser

Altersstruktur der ADZ-Leser

Welche Regionen sind von größtem Interesse? Hier waren auch Mehrfachnennungen möglich, die zeigten, dass das Interesse der Leser meist weit über die eigene Region hinausreicht.

Die ADZ hat vom 3. September bis 1. Oktober 2021 eine große Leserumfrage durchgeführt, an der sich insgesamt 327 Personen beteiligten. 57 machten sich die Mühe, das Formular von Hand auszufüllen und an uns zu übermitteln, der Rest gab die Fragen online über Handy oder Computer ein. Nachdem als erste Analyserunde nur die Online-Antworten betrachtet und auf dieser Basis allgemeine Trends dargestellt wurden (siehe ADZ 6. November: „Große ADZ-Umfrage beendet“), wurden inzwischen alle Datensätze elektronisch erfasst und ausgewertet. Die Ergebnisse werden im Folgenden erstmals ausführlich dargestellt. Weitere Analyserunden zu spezifischen Fragestellungen sollen mit der Zeit folgen.

Wo sind die Frauen?

Überraschend war die Tatsache, dass 77 Prozent aller Umfrageteilnehmer männlichen Geschlechts sind! Nur 23 Prozent Frauen haben uns geantwortet. Dies verzerrt natürlich das Ergebnis. Denn bei der Frage nach der Beliebtheit bestimmter Seiten schneiden „Frauenthemen“ ( z.B. die Kochseite) naturgemäß schlechter ab. Es wird daher unumgänglich sein, in einer der nächsten Auswerterunden die Antworten der Frauen und Männer getrennt zu betrachten. 

Lesen tatsächlich so viel mehr Männer als Frauen die ADZ? Vermutlich nicht, denn auf die nur an Abonnenten gerichtete Frage, wieviele Mitleser es noch gibt, gaben nur 13,7 Prozent (von den 80 Abonnenten, die auf diese Frage geantwortet haben) an, die ADZ alleine zu lesen. 42,5 Prozent haben einen Mitleser, 27,5 Prozent sogar zwei, der Rest drei bis sechs, ein paarmal wurde vermerkt, „gerne auch Gäste“ oder „bei uns regelmäßig viele Gäste“. Hier also verstecken sich die Frauen! „Schatz, mach du das doch bitte...“

Die Jugend fehlt...

Wie schon in der ersten Runde bemerkt, fehlt die Jugend im Leserspektrum fast völlig. Die Altersstruktur sieht wie folgt aus (siehe Diagramm 1): An erster Stelle stehen die 50 bis 59-Jährigen mit 26,7 Prozent, gefolgt von den 60 bis 69-Jährigen mit 22,7 Prozent und den über 70-Jährigen mit 19,6 Prozent. Erst dann kommen die 40 bis 49-Jährigen mit 16,9 Prozent und die 30 bis 39-Jährigen mit 9,8 Prozent. Zwischen 20 und 29 sind nur zehn Teilnehmer und unter 20 nur vier. 

60,9 Prozent unserer Leser sind berufstätig, 32,2 Prozent Rentner. 

Wenn man bedenkt, dass wahrscheinlich viele Senioren nicht teilgenommen haben, weil es zu beschwerlich war, das Formular aufzugeben, liegt die tatsächliche Altersstruktur vermutlich noch weiter oben. Das Altersprofil lässt auch den vorsichtigen Schluss zu, dass sich die Jugend nicht (wie vermutlich die Frauen) unter den Mitlesern der Abonnenten versteckt.

Dies bedeutet, dass wir dringend auf die Jugend zugehen müssen, die die ADZ offenbar nicht kennt, denn Themen, die junge Leute interessieren sollten, werden durchaus behandelt. Zielgruppe könnte das deutsche Bildungssystem in Rumänien sein: Schulen, Universitäten und andere Ausbildungsstätten, aber auch Projekte wie Ferienlager, Kinderuni etc. Wir werden eine redaktionsübergreifende Arbeitsgruppe bilden und einen Schlachtplan ausarbeiten müssen. Essenziell sind hierfür jedoch Kontaktpersonen aus Lehrkörper oder Jugendarbeit, die hiermit ausdrücklich ermutigt werden sollen, sich bei Interesse an uns zu wenden. 

Viele Zuwanderer unter den Lesern

Aus der Umfrage geht hervor, dass rund 45 Prozent der Leser ihren Lebensmittelpunkt in Rumänien haben, 7,4 Prozent sowohl in Rumänien und einem anderen Land, rund 40 Prozent in Deutschland und 3,4 Prozent in Österreich (siehe Diagramm 2). 

Insgesamt gaben rund 40 Prozent einen „rumäniendeutschen Hintergrund“ an, 9 Prozent einen ethnisch gemischten, 17 Prozent gaben an, aus dem Ausland nach Rumänien zugewandert zu sein, 4,5 Prozent wurden eigenen Angaben zufolge temporär nach Rumänien entsandt, drei Prozent entfallen auf zurückgekehrte Auswanderer. Demnach wären rund 21,5 Prozent der ADZ-Leser in Rumänien lebende deutschsprachige Ausländer. Dies reflektiert sich auch in einzelnen Kommentaren: Einige wünschen sich mehr Reportagen über Land und Leute, nicht nur über die deutsche Minderheit. Andere schätzen den Blickwinkel der ADZ, der sich von den deutschsprachigen Medien in Westeuropa unterscheidet bzw. Themen behandelt, die dort keinen Eingang finden.

Größtes Interesse für Siebenbürgen und Banat

Von größtem Interesse für unsere Leser sind laut Umfrage folgende Regionen (Diagramm 3): Siebenbürgen ohne den Norden erhält 27,2 Prozent aller Stimmen, gefolgt vom Banat mit 22,4 Prozent, Nordsiebenbürgen mit 16,5 Prozent, das Altreich mit 11 Prozent und das Buchenland mit 8,9 Prozent der Stimmen (Rest: andere Regionen). Häufig sind Mehrfachnennungen, man interessiert sich also nicht nur für die eigene Region (daher die Prozentangaben in Stimmen).

Auf die Leser aufgeschlüsselt ergibt sich folgendes Bild: Von den 306 Teilnehmern, die auf diese Frage geantwortet haben, interessieren sich fast 60 Prozent (183 Personen) für Siebenbürgen ohne den Norden, 49 Prozent (151) für das Banat, 36 Prozent (111) für Nordsiebenbürgen, 24 Prozent (74) für das Altreich und 19 Prozent (60) für das Buchenland.

95 Teilnehmer machten Zusatzangaben zu Wunschregionen und -orten: 23 mal wurde Kronstadt genannt, 17 mal Hermannstadt, 11 mal Bukarest, 8 mal Burzenland, 7 mal Dobrudscha und vereinzelt andere Gebiete, Städte oder Dörfer.

Warum wird die ADZ gelesen?

Auf die Frage, warum die ADZ gelesen wird, stehen drei Gründe an oberster Stelle: 
1. Interesse an der deutschen Minderheit mit 74,5 Prozent oder 240 von 322 Teilehmern, die diese Frage beantwortet haben,
2. wegen der aktuellen Rumänien-Nachrichten auf Deutsch (74,2 Prozent bzw. 239 Stimmen) und 
3. aus Interesse an Rumänien allgemein (69,6 Prozent oder 224 Stimmen). 
22 Prozent (71 Teilnehmer) gaben an, die ADZ sei Tradition im Haus. 
Für 15 Prozent (49 Leser) ist sie die wichtigste Infoquelle. 
Für 23 Prozent der Teilnehmer (75) ist die ADZ zur Pflege von Deutsch als Muttersprache wichtig, für nur 3,7 Prozent (12) hingegen zum Üben als Fremdsprache. Achtung: Die Prozentangaben im Diagramm 4 beziehen sich auf die Gesamtzahl der Antworten, nicht auf die Zahl der Teilnehmer; Mehrfachantworten waren möglich.

Welche Themen sind von Interesse?

Die folgenden Fragen standen zum Ankreuzen zur Auswahl (interessiert mich „sehr“ / „weniger“), um eine gewisse Einheitlichkeit für die Auswertung zu erzielen. An der Spitze stehen mit 87 Prozent (der auf diese Frage antwortenden Teilnehmer) „aktuelle Rumäniennachrichten“, gefolgt von „Reportagen über Land und Leute“ (75,7 Prozent), „Geschichte und Geschichtsaufarbeitung“ (70,7 Prozent), „Politik und politische Analysen“ (65,3 Prozent), „Lokalnachrichten aus meiner Region“ (64,9 Prozent), „Kulturerbe und kulturelle Veranstaltungen“ (63,8 Prozent), „Brauchtum der deutschen Minderheit“ (60,3 Prozent), „Deutsches Bildungswesen in Rumänien“ (57 Prozent), „Tourismus in Rumänien“ (51,3 Prozent), „Wirtschaft in Rumänien“ (48,7 Prozent) – wohingegen nur knappe 24 Prozent die Wirtschaftsseite der ADZ „oft“ lesen, die eher international ausgerichtet ist. Themen wie „Klimawandel, Umwelt und Nachhaltigkeit“ interessieren 48,6 Prozent „sehr“, die Rechtslage in Rumänien 44,3 Prozent. Nachrichten aus Deutschland finden nur 15,7 Prozent „sehr“ interessant, was mit den Antworten auf die Frage der Beliebtheit der Deutschland-Sonderseite übereinstimmt: nur 15 Prozent lesen diese „oft“, 46 Prozent hingegen „fast nie“.

Lokalnachrichten an der Spitze

Um die Beliebtheit der Rubriken (tägliche Zeitungsseiten und Sonderseiten) zu eruieren, wurde zu jeder Rubrik separat gefragt, ob diese „oft“, „manchmal“ oder „fast nie“ gelesen wird. Zu den Favoriten gehört mit 51,3 Prozent „oft“-Lesern die Lokalseite, nur 10 Prozent lesen sie „fast nie“. An zweiter Stelle mit 47 „oft“-Lesern steht die Titelseite mit den Inlandsnachrichten - allerdings lesen sie nur 3 Prozent  „fast nie“! Ebenfalls „oft“ gelesen wird unter den täglichen Rubriken „Meinung und Bericht“ (44,4 Prozent). Die häufigsten „manchmal“-Antworten erhalten die Rubriken Vermischtes und Ausland. Schlusslicht bildet mit 76,7 Prozent „fast nie“–Antworten die Sportseite, einzelne Kommentare bemängeln, diese sei zu fussballlastig, zu deutschlandbezogen, es fehle der rumänische Sport.

(Fortsetzung am Donnerstag)