Grübeln über Adamclisi angezeigt

Heidelberger Wanderexpo über Römer, Daker und Germanen

Zwei Abgüsse der 54-teiligen Gips-Kopie des Tropaeum Traiani in der Antikensammlung der Universität Heidelberg. Das Konzept der Pop-up-Ausstellung geht auf Studierende der Universität Heidelberg unter Leitung von Polly Lohmann in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Rumänien zurück. Das studentische Team der Ausstellung wird an allen fünf Orten in Rumänien mit von der Partie sein. Foto: Polly Lohmann

Klausenburg/Hermannstadt – Geschichte ist eine sehr wichtige Disziplin, aber nicht mit dem Begriff der ausschließlichen Wahrheit in Sachen Rückblick auf die Vergangenheit gleichzusetzen. „Sie hat immer unterschiedliche Blickwinkel“, wie Dr. Polly Lohmann vom Institut für Klassische und Byzantinische Archäologie am Zentrum für Altertums-Wissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg betont. Der historiographische Bezug ihrer Arbeitsstelle zu Rumänien stützt sich auf kein geringeres Denkmal als das Tropaeum Traiani, das in den Jahren 106 bis 109 n. Chr. am Ort Adamclisi in der Dobrudscha aus Stein errichtet wurde. Zwei Jahre nach dem Eintritt des damaligen Rumänien in den Ersten Weltkrieg 1916 hatte ein Heidelberger Archäologe als Soldat der deutschen Besatzungsmacht das Glück, nach Adamclisi beordert zu werden. Höchstwahrschein-lich gezielt. Deutsche Wissenschaftler vermuteten, dass das Tropaeum Traiani früheste Darstellungen von Germanen zeigt.

Der Archäologe im Forschungsauftrag der deutschen Großmacht fertigte in Adamclisi eine Gipskopie des Tropaeum Traiani in 54 Teilen an, die heute noch in der Antikensammlung der Universität Heidelberg aufbewahrt wird. Obwohl sie sich bildlich nicht vom Original in Rumänien unterscheidet, wurde das Tropaeum Traiani an beiden 2000 Kilometer weit voneinander entfernten Standorten als Beweis-Relikt einer je polarisierenden Geschichtsschreibung genutzt. Für die deutsche Historiographie der Epoche spielte der Fakt, dass das Siegesdenkmal zu Ehren von Imperator und Dakien-Bezwinger Traian gebaut worden war, kaum eine Rolle, während das kommunistische Rumänien unter Diktator Nicolae Ceau{escu es zwecks Untermauerung der römischen Abstammung seines Staatsvolkes protochronistisch hoch überfrachtete. Sonntag, am 26. September, zeigt das Ephesos-Museum Wien von 11 Uhr bis 17 Uhr die Pop-up-Ausstellung „Archäologie und Politik“ der Universität Heidelberg mit den zwei stark gegensätzlich instrumentalisierten Narrativen bezüglich des Tropaeum Traiani im Zentrum eines Ein-Tages-Events.

In den zwei kommenden Wochen tourt die Ausstellung auch durch vier Städte Rumäniens. Dienstag, am 28. September, macht sie von 11 Uhr bis 18 Uhr im Institut für Nationale Geschichte der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca Halt (Napoca-Straße Nummer 11). Donnerstag, am 30. September, wird sie in demselben Zeitintervall auf dem Huetplatz/Piața Huet in Hermannstadt/Sibiu gezeigt. Hier wird das Begegnungs- und Kulturzentrum „Friedrich Teutsch“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien als Partner mithelfen. Samstag, am 2. Oktober, übt sich das Archäologische Institut „Vasile Pârvan“ Bukarest von 11 Uhr bis 18 Uhr in der Rolle des Gastgebers. Montag, am 4. Oktober, ist die Historische Fakultät der hauptstädtischen Universität ebenso von 11 Uhr bis 18 Uhr als Ansprechpartnerin gefragt. Mittwoch schließlich, am 6. Oktober, ist die Pop-up-Ausstellung „Archäologie und Politik“ der Universität Heidelberg im Archäologischen Nationalmuseum am nach Ovidius benannten Hauptplatz der Altstadt von Constan]a zu sehen. Die Türen dort öffnen eine Stunde früher als an den zuvor aufgezählten Orten.