Hans Stendl zum 84. Geburtstag

Hans Stendl 2007 bei der Inauguration des Stendl-Saals im Museum des Banater Montangebiets. Foto: DFBB

Reschitza – „Im Lauf meiner bisherigen Tätigkeit habe ich mich immer nach einer Erfahrung gerichtet, die ich in Reschitza erworben habe: der Professionalität, der Gediegenheit des Berufs einen privilegierten Platz einzuräumen. Das habe ich mit Ernsthaftigkeit und Konsequenz verfolgt. Für mich war das wie ein alchimistisches Experiment: der Professionalität habe ich immer ein Quentchen Poesie beigestreut, damit alles in Kunst verwandelt wird. Die Frage bleibt, ob mir das gelungen ist.... Ich habe, wie ein Perlenfischer, immer wieder Tauchgänge unternommen, aber oft bin ich nur mit einer Handvoll Sand wieder aufgetaucht!“

Solcherart Bescheidenheit und Distanzierung zu seinem Lebenswerk äußerte Hans/Ioan/Johann Stendl in Reschitza – inzwischen ein weithin bekannter Künstler – am 19. November 2008, am Vorabend seines 60. Geburtstags, im Kreisratsgebäude von Reschitza, als ihm die Ehrenbürgerwürde des Landeskreises Karasch-Severin verliehen wurde. Und er legte ein Bekenntnis zu seiner Geburtsstadt drauf: „Ich verließ mein Elternhaus als 18-Jähriger, ich studierte und ich fand eine sinnvolle Bleibe in Bukarest. Doch in der langen Bukarester Zeit hatte ich andauernd das Gefühl, weiterhin meine nackten Füße in der Bersau zu baden, irgendwo zwischen Kreuzberg, Gol-Berg und dem Driglowetz. Als Stütze diente mir auch das Haus in der Colonia Oltului Nr.6, wo ich zur Welt kam, meine Kindheit verbrachte und aufwuchs. Das Haus erscheint mir in meinen Träumen immer wieder. Nachdem meine Eltern den langen Weg ohne Wiederkehr angetreten waren, verblieben mir weiterhin die Bersau und die umgebenden Berge, aber auch ein weitgestreuter Freundeskreis, der mich liebt und mich beschützt und dessenthalben ich heute hier stehe.“

Ion/Hans Stendl wurde am 18. Februar 1939 in Reschitza geboren, wo er zur Schule ging. Anschließend besuchte er zwischen 1957 und 1963 in Bukarest das Institut für Bildende Kunst „Nicolae Grigorescu“, Abteilung für Dekorative Kunst und Monumentalmalerei, bei Ion Popescu-Negreni, Stefan Constantinescu und Gheorghe Popescu. 1962 heiratete er seine Kommilitonin Teodora Moisescu, die sich als Künstlerin zur bekanntesten Herstellerin großer und monumentaler Tapisserien Rumäniens entwickelte, aber auch auf dem Gebiet der Malerei Bemerkenswertes schuf. Teodora Moisescu-Stendl wurde von Hans Stendl am 24. Januar dieses Jahres durch den Tod getrennt.

Hans Stendl gelangte nach Hochschulabschluss als Hochschullehrkraft ans „Grigorescu“-Institut, wo er es an der Abteilung für Monumentalmalerei – da kein Mitglied der RKP – nur bis zum Hochschuldozenten brachte. Erst nach der Wende und nach Verteidigung seiner glänzenden Doktorarbeit zum Thema „Die Zeichnung – Ästhetik, Grundlagen, Materialien“ (erschienen in Buchform bei ICR) wurde er Hochschulprofessor und zeitweiliger Rektor der inzwischen Akademie der Schönen Künste genannten Institution. Hans Stendl gilt heute als der he-rausragende Zeichner unter den vielen Künstlern Rumäniens, aber auch als hochinnovativer Künstler in anderen Bereichen, die zum Teil von ihm in Pionierarbeit „erfunden“ oder in Rumänien bekanntgemacht wurden.

Ausgestellt hat Hans Stendl weltweit, von Tokio bis Paris, von Bukarest bis Buenos Aires, von Wien bis Venedig, Barcelona, Krakau, Ankara, Kyoto, oder Chicago und im finnischen Lahti. Dabei wurde er mit mehreren Dutzend Auszeichnungen und Hervorhebungen bedacht, einschließlich höchsten Auszeichnungen des rumänischen Staates und Deutschlands.

Seine Zeichnungen sind in zahlreichen Hochglanz-Sammelbänden veröffentlicht worden. In Reschitza können Werke von Hans und Teodora Stendl in einem ihnen gewidmeten Saal im Museum des Banater Montangebiets, sowie von Hans Stendl in der deutschen Bibliothek „Alexander Tietz“ bewundert werden, alles Schenkungen in zwei Tranchen, 2004 und 2007, an seine Geburtsstadt. Auf das Konzept von Hans Stendl geht auch das erste Denkmal der Opfer der Russlandverschleppung zurück, das am 14. Oktober 1995 im Reschitzaer Stadtpark in einer ökumenischen Feier eingeweiht wurde.