Helden-Porträts in Temeswar

Gemeinsame Superkraft: Gutes für die Gemeinschaft tun

Die Stadthelden-Installation ist am Domplatz von Temeswar zu sehen. | Fotos: Fundația Comunitară Timișoara

Costin Bleotu

Flavius Ilioni-Loga

Nușa Cojocaru

Radu Trifan

Roxana Damaschin-Țecu

Silvia Fierăscu

Dr. Virgil Musta

Gleich acht Porträtsäulen machen derzeit auf gute Beispiele von Menschen am Temeswarer Domplatz aufmerksam. Die „Eroi Urbani“-Installation (auf Deutsch: Stadthelden) stellt Geschichten, die Menschen dazu bewegen können, sich selber in verschiedenen Aktionen für die Gemeinschaft einzusetzen, vor. Bis zum 10. Januar ist die Installation in Temeswar/Timișoara zu sehen. Die Liste der sogenannten „Stadthelden“ bleibt aber weiterhin unter eroiurbani.ro/ti misoara abrufbar. Das Projekt wird gleichzeitig auch in Jassy/Iași, mit weiteren sieben Personen, die sich vor Ort einsetzen, Gutes zu tun, ausgetragen. 

Die Kampagne wird sowohl in Jassy als auch in Temeswar vom Unternehmen Ness Digital Engineering Rumänien betrieben und vor Ort von den Gemeinschaftsstiftungen Temeswar und Jassy (Fundația Comunitară Timișoara / Iași) umgesetzt. Ziel ist, die Gesellschaft auf Beispiele von Menschen aufmerksam zu machen, die nicht nur an den Wandel zum Besseren glauben, sondern diesen auch vertreten und sich täglich Aktivitäten widmen, die einen bedeutenden Einfluss auf ihre Mitmenschen haben. Insgesamt sieben solcher Stadthelden sind auf den Infotafeln am Temeswarer Domplatz zu sehen: Costin Bleotu, Flavius Ilioni-Loga, Nușa Cojocaru, Radu Trifan, Roxana Damaschin-Țecu, Silvia Fierăscu und Virgil Musta – ihre gemeinsame Superkraft: gute Taten in die Wege zu leiten. Sie alle sind in verschiedenen Bereichen tätig und setzen soziale -, wohltätige -, medizinische - und Bildungsinitiativen um.

Die sogenannten „Helden“ von Temeswar wurden aus einer Liste von rund 30 Nominierten von einer Jury, die aus zwei Journalistinnen, drei Vertretern des Geschäftswesens und einer Vertreterin der Gemeinschaftsstiftung gebildet ist, ausgewählt. „Die Installation bietet jedoch acht solche Porträtsäulen – die letzte Säule stellt keinen bestimmten Helden dar, sondern ist ein Spiegel – jeder, der hi-neinschaut, kann ein weiterer Held sein, denn wir nehmen uns dabei vor, Beispiele zu liefern, durch die sich jeder für das gute Funktionieren der Gemeinschaft einbringen und ein urbaner Held werden kann“, sagt Daniela Chesaru von der Temeswarer Gemeinschaftsstiftung. 

Wer die sieben ausgewählten „Helden“ sind und was sie Großartiges tun, erfahren sie hier:

Costin Bleotu ist der Vorsitzende des Vereins Banat IT. Er arbeitet freiwillig oder im Auftrag mit verschiedenen Vereinen und Institutionen der Stadt und entwickelt interne Plattformen und Onlinetechnologien für die Gemeinschaft. U.a. hat er die Webseite des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT) konzipiert, die Plattform casacare-miplace.ro (das Haus, das mit gefällt), die Webseite der Architekturbiennale und die Plattform für Architekturführungen in Temeswar, ytm.ro, die Schülern und Studenten hilft, das beste Universitätsprogramm für sie zu finden (bisher haben über 18.180 Jugendliche landesweit die Tests auf der Plattform durchgeführt), die Webseite des unabhängigen Theaters „Basca“ und die des Kulturprogramms TM2021. Des Weiteren hat Costin Bleotu die Plattform „creativa.community“, die eine Karte für die kreative Gemeinschaft der Stadt darstellt, „theresilient.community“ – für die widerstandsfähige Lokalgemeinschaft (Menschen, Projekte und Vereine); biserici-inlemnite.ro – eine Plattform zu den Holzkirchen in Westrumänien oder die Plattform „Oxigen pentru Timișoara“ (Sauerstoff für Temeswar). Diese letztere Plattform vereint 14 Organisationen aus der Bega-Stadt und ermöglicht Covid-19-Kranken einen leichteren Zugang zu Sauerstoffkonzentratoren für zu Hause zu erhalten. 
 
Flavius Ilioni Loga ist Sozialarbeiter. Seine Tätigkeit konzentrierte sich in den letzten Jahren auf die Integration von Geflüchteten und die komplexe Realität um sie herum in Rumänien. Flavius ist der Gründer des Vereins „LOGS – Grup de Inițiative Sociale“ (LOGS-Gruppe für Sozial-initiativen). Der Verein reicht seit mehreren Jahren Geflüchteten und Asylsuchenden in Westrumänien eine helfende Hand und kämpft gegen den Menschenhandel. Seit November 2020, seitdem die Anzahl der Asylsuchenden in Temeswar immer mehr gestiegen ist, haben Flavius und sein Team in Zusammenarbeit mit den Behörden an über 8000 Migranten Lebensmittel, Arzneimittel, Hygieneprodukte sowie Kleidung und Schlafsäcke verteilt, aber auch innerhalb des sogenannten „LOGS-Haus“ eine heiße Dusche angeboten. Der Verein stellt Migranten, die sich in Temeswar niederlassen wollen, Rumänisch-Sprachkurse zur Verfügung und hilft ihnen, einen festen Arbeitsplatz zu finden. 

Nușa Cojocaru ist Lehrerin am Pädagogischen Nationalkolleg „Carmen Sylva“ in Temeswar und Mentorin für das CSH-Robotikteam der Schule. Ihre Leidenschaft für Robotik und Bildung ist in den zahlreichen Projekten, die sie koordiniert hat, zu erkennen. Das CSH-Team besteht aus über 170 Lyzeumsschüler-Freiwilligen, die sich für die wissenschaftliche Disziplin interessieren. Das Team vereint aber auch 32 Partnerinstitutionen, 21 Sponsoren und 23 Alumni. Bisher hat die Lehrerin allein im Jahr 2021 an 56 lokalen und nationalen Events für Robotik und Technologie mitgewirkt. 

Radu Trifan ist Vorsitzender des Vereins „Acasă în Banat“ (Zuhause im Banat) und Koordinator verschiedener Gemeinschaftsprojekte, darunter „Color the Village“ (Mach das Dorf bunt) und „Țara Morilor de Apă“ (Land der Wassermühlen). Durch „Color The Village“ wurden bisher die Fassaden von 90 Dorfhäusern in den Ortschaften Eftimie Murgu, Racovița und Ilidia, in den Verwaltungskreisen Temesch/Timiș und Karasch-Severin/Caraș-Severin neu gestrichen. Über 250 Wassermühlen im Banater Bergland wurden innerhalb des „Wassermühlen“-Projekts ausfindig gemacht. 36 davon wurden bereits saniert, erneut in Funktion gesetzt und somit das touristische Potential der Gegenden gefördert. Der Verein kümmert sich aber nicht nur um Kulturerbe und Förderung der Region. Radu Trifan setzt sich mit Hilfe von Freiwilligen auch für bedürftige Familien ein: Er saniert Häuser, liefert Lebensmittel und trägt zum Wohlstand von verschiedenen Gemeinden bei. 

Roxana Damaschin-Țecu hat 2018 den Sozialdienst „UnLoc“ gegründet. Dadurch wird Menschen mit Behinderung, die in verschiedenen staatlichen Einrichtungen untergebracht sind, geholfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Dafür werden ihnen gemietete Wohnungen bereitgestellt. Acht Personen sind derzeit in drei solchen Wohnungen untergebracht. Psychologische und berufliche Beratung werden ihnen u.a. angeboten. Durch das mobile Team „UnLoc_Aproape“ erhalten weitere acht Personen soziale Dienstleistungen zu Hause. 2020 hat Roxana ein neues Sozialunternehmen gegründet. OilRight sammelt gebrauchtes Speiseöl in Temeswar und wandelt es in Duftkerzen um, mit Hilfe von vier Angestellten, ebenfalls Menschen mit verschiedenen Behinderungen. In einem Jahr seit dem Bestehen des Sozialunternehmens wurden bisher rund drei Tonnen gebrauchtes Speiseöl aus Haushalten eingesammelt. 

Silvia Fierăscu ist Lektorin an der West-Universität Temeswar und Gründerin des Social Fabrics Research Lab (kurz: FabLab). Sie ist diejenige, die die Netzwerkwissenschaft in Temeswar eingeführt hat und Generationen von Studenten in den „modernen“ Bereichen der Gesellschaft inspiriert.
Das „FabLab“ Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationslabor in den Sozialwissenschaften betreut über 50 aktive Studenten. Von allen Beteiligten finden die meisten aufgrund ihrer praktischen Arbeitserfahrung im FabLab oder der damit verbundenen Tätigkeiten einen festen Arbeitsplatz im Bereich. Silvia arbeitet an verschiedenen internationalen, intersektoralen und interdisziplinären Projekten und setzt komplexe Fragestellungen in Bereichen wie analytische und Softwarelösungen für Organisationsentwicklung, Change Management, bessere Kommunikation sowie Good Governance, Public Policy und Social Impact um. Sie ist auch die Autorin des Buches „Redefining State Capture”, in dem sie den Fall von Korruptionsnetzwerken im öffentlichen Beschaffungswesen untersucht und Analysemodelle zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Verbesserung der Ausgaben- und Anlagepraxis öffentlicher Gelder vorschlägt. 

Dr. Virgil Musta ist der Leiter der Abteilung für Ansteckende Krankheiten innerhalb des „Victor Babeș“-Krankenhauses für Infektionskrankheiten in Temeswar. Er war die Hauptinformationsquelle im Kampf mit der Pandemie landesweit. Virgil Musta ist aber Initiator mehrerer innovativer Projekte für die Gemeinschaft, darunter „Pandemic Controller“, „Spitalul din afara spitalului“ (das Krankenhaus außerhalb des Krankenhauses) und der Plattform „Sauerstoff für Temeswar“. 
Neben seiner Tätigkeit als Facharzt und Universitätsprofessor ist Dr. Musta für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft durch die Entwicklung und Umsetzung von Projekten zur Prävention verschiedener chronischer Krankheiten bekannt. Vor 24 Jahren gründete er die Stiftung „Ajutor Profilaxis“ aus dem Wunsch heraus, Menschen in Not zu unterstützen und benachteiligten Gruppen medizinische und soziale Dienste zu leisten. Er ist fest davon überzeugt, dass wir nur durch Zusammenarbeit und nur gemeinsam die schwierigen Momente meistern und den Grundstein für eine gesunde Zukunft legen können.

Die Liste von Menschen, die als „Helden“ in den jeweiligen Gemeinschaften angesehen werden, wird mit weiteren Nominierten fortgesetzt, darunter Andrada Mazilu, Angela Buzuloiu, Rareș Mară, Elisabeta Moldovan und Mihaela Vețan. Informationen zu den ausgewählten Stadthelden und deren Engagement für die Gemeinschaft können sowohl vor Ort am Domplatz (noch bis zum 10. Januar 2022), aber auch von der Webseite eroiurbani.ro/timisoara abgerufen werden. Dort kann man auch zu den Aktionen der Nominierten lesen. 


Weitere Nominierte

Andrada Mazilu ist Grundschullehrerin an der deutschsprachigen „Nikolaus Lenau“-Schule und hat sich freiwillig im Laufe der Jahre in zahlreiche Projekte für Schüler und Lehrkräften eingebracht. In den letzten zwei Jahren hat sie sich freiwillig an den Bildungsgemeinschaften inEDU, Merito-Projekt, SuperTeach, Aspire Teachers bzw. an Projekten jeweiliger Vereine beteiligt. 

Angela Buzuloiu hat zu Beginn der medizinischen Krise durch die Covid-19-Pandemie zusammen mit ihrem Mann eine humanitäre Kampagne mit dem Titel „Make the earth great again“ (zu Deutsch: Mach die Welt wieder großartig) gestartet. Das Konzept war einfach, mehr als zwei Monate lang kauften sie für bedürftige Menschen oder für Leute über 65 Jahren ein, wobei sie die Produkte selber lieferten ohne Transportkosten zu berechnen. Aus den anfangs zwei beteiligten Personen entwickelte sich ein Team von 25 Personen. Mehr als 35.000 Lebensmittel und Medikamente wurden dabei geliefert.

Rareș Mară ist Mitbegründer der CleverEat-Plattform, wobei Restaurants, Supermärkte und andere Unternehmen überschüssige Lebensmittel zu einem für uns günstigen Preis verkaufen können. Das Konzept hilft, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Rund 8000 Personen bilden derzeit die Onlinegemeinschaft auf der Facebookgruppe „CleverEat“. 21 Restaurants unterstützen bisher das Konzept. Über 3300 Menüs bzw etwa 960 Kilogramm Lebensmittel wurden seit Juli vor Verschwendung gerettet. 

Elisabeta Moldovan ist Vizepräsidentin des „Ceva de Spus“-Vereins von selbstvertretenden Menschen mit verschiedenen Behinderungen. Sie verbrachte 25 Jahre in rumänischen Waisenhäusern und Einrichtungen für Erwachsene mit Behinderungen, wo sie unbeschreibliche Misshandlungen erlitt. Heute ist Eli ein unabhängiger Mensch, der sich für das Recht von anderen Menschen mit verschiedenen Behinderungen einsetzt. Sie hilft anderen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus den staatlichen Einrichtungen, ihren Weg zur Unabhängigkeit zu starten. 

Mihaela Vețan fördert soziale Gerechtigkeit und unterstützt seit Jahren Kleinbauern aus der Region, eine nachhaltige Landwirtschaft zu führen. Durch die von ihr geleitete Gemeinschaft zur Unterstützung der Landwirtschaft (ASAT) kamen rund 5000 Körbe gesundes Gemüse, das von lokalen Erzeugern angebaut wurde, an über 400 Menschen in Temeswar und der Umgebung.