Im Land der Papageien und Affen

Fünf Mini-Ausflüge an der Costa del Sol

Der Hafen von Benalmadena am Abend

Malaga, von der Alcazaba-Festung aus gesehen

Gibraltar: Meerblick mit Affen

Die Krokodile sehen aus wie Steine: Sie bewegen sich nur sehr wenig.
Dotos: Elise Wilk

Es ist ein ruhiger Septemberabend im „Lizzie´s Lounge Bar“, einem englischen Pub in der spanischen Küstenstadt Benalmadena. Alle Gäste sind gerade beim Quiz-Lösen und konzentrieren sich auf ihre Fragebögen. Wie in einem gemütlichen Wohnzimmer sieht es im Pub aus - Fotografien an den Wänden, eine Bibliothek mit Kriminalromanen und gestickte Tischtücher. Die freundliche Inhaberin Lizzie kommt zu jedem Tisch und verteilt Gutscheine. Dann knipst sie Bilder von jedem Gast. In weniger als zehn Minuten erhalten alle einen Papierumschlag, in dem sich das ausgedruckte Foto befindet. Auf dem Papierumschlag steht: „A souvenir from Lizzie’s”. Das Foto kostet nichts. Außerdem kann man hier seine Bordkarte gratis ausdrucken. Und auch die Getränke sind preiswert: Zwei Mini-Flaschen Cava kosten nur 3,5 Euro.

Viele Engländer haben an der spanischen Costa del Sol (auf Deutsch: Sonnenküste) günstige Lokale eröffnet. Das freundliche Klima und die netten Einwohner haben sie hierher gelockt. In jeder Straße gibt es einen Pub, wo man ein englisches Frühstück mit Bohnen und Speck oder eine Portion Fish and Chips genießen kann, während man ein Fußballspiel schaut. Allerdings kann es auch ein wenig ärgerlich sein, bei jedem Schritt auf englische Lokale, Made-in-China Strandtücher und italienisches Eis zu stoßen. Die Costa del Sol ist eben ein Ort für Massentourismus. Trotzdem sind die „typisch spanischen Dinge“ ganz nahe. Blaue Busse des öffentlichen Verkehrs fahren täglich kreuz und quer durch die Costa del Sol und bringen die Touristen in authentische Bergdörfer, die ihren Charme noch nicht verloren haben, in bezaubernde Hafenstädte oder an wilde Strände.

Wer sich im Urlaub nur ausruhen und am Strand faulenzen will, sollte besser nicht an die Costa del Sol reisen. Die Gegend um Malaga hat viel mehr zu bieten als breite Strände mit braunem Sand, grüne Papageien, die sich in den Palmen verstecken und türkisfarbenes Meer. Manchmal ist man gezwungen, Ausflüge zu machen, weil die Kombination „kaltes Wasser + Hitze+ Wind“, die leider sehr oft am Strand anzutreffen ist, auf Dauer nicht gerade eine glückliche Variante ist. In dieser Gegend tauscht sich je nach Strömung das Wasser zwischen Atlantik- und Mittelmeer aus. So kann es vorkommen, dass das Meer manchmal sehr kalt ist. In Kombination mit einer Temperatur von 40 Grad kann das extrem frustrierend sein. Dazu kommen die vielen Quallen, die oft von Kindern mit Schmetterlingsnetzen aus dem Wasser geangelt werden.

Für Urlauber, die gerne die Gegend erkunden, ist die Costa del Sol jedoch ideal. Es gibt hunderte von Ausflugsvarianten. Vier habe ich selbst unternommen, die fünfte bleibt noch ein Wunsch.

1. Ausflug: Malaga

Bis in die Hafenstadt Malaga braucht man mit dem Bus etwa eine Stunde. Ein Ticket kostet 1,50 Euro. Wie in den meisten Städten, die am Mittelmeer liegen, findet man hier schmale Gassen mit klitzekleinen Souvenir-Läden. Die meisten Souvenirs sind Reproduktionen von Picasso-Gemälden. Das müsste niemanden wundern: Der Künstler wurde im Jahr 1881 hier geboren. Sein Geburtshaus beherbergt ein Museum, das man unbedingt besuchen sollte.

Nach einem Bummel durch die engen Straßen der Altstadt sollte man außerdem zur Alcazaba aufsteigen - eine maurische Festung, von der aus man die ganze Stadt überblicken kann. Bei klaren Tagen sind  sogar die Atlas-Berge in Afrika zu sehen.

2. Ausflug: der Krokodilpark in Torremolinos

20 Kilometer von Malaga, in Torremolinos, kann man einen Krokodilpark besuchen. Der Eintritt kostet 15 Euro und lohnt sich besonders dann, wenn im Park Führungen stattfinden. Während der Führungen erfährt man zum Beispiel, dass der älteste Bewohner, Big Daddy genannt, schon 85 Jahre alt ist und der Vater der meisten Krokodile im Park. Man erfährt auch, dass Krokodile zwei Jahre lang ohne Essen und Trinken überleben können. Trotzdem werden sie im Park täglich gefüttert. Um die Mittagszeit kommt ein Wächter mit einem Wagen voller Hühnchen und wirft eins nach dem anderen ins Alligatoren-Gehege. Wer möchte, kann für nur 50 Cent ein Krokodilbaby in den Armen halten und sich damit fotografieren lassen. „Es heißt Carmen, genau so wie meine Ex-Freundin, eine kaltblütige Reptilie“, scherzt ein Wächter. Vor dem Ausgang kann man noch den Souvenirladen besuchen. Ein Lederhalsband, an dem ein geschliffener Zahn von Big Daddy hängt, kostet 200 Euro. Angeblich soll der Zahn Glück bringen.

3. Ausflug: Das malerische Dorf Mijas

Der schönste Platz an der Costa del Sol heisst Mijas und ist ein idyllisches Bergdorf, das ein wenig der Hauptstadt  in Fira auf der griechischen Insel Santorin ähnelt: weiße Häuser mit blauen Fensterrahmen, bunte, mit Eseln bespannte Kutschen („Eseltaxis“) und ein atemberaubender Meerblick. Zwischen dem Grün der Kiefernbäume findet man unzählige malerische Ecken, an denen man sich nie sattsieht. In den vielen Läden gibt es originellen Schmuck, Lederjacken und -taschen. In den Restaurants mit Blick aufs Meer kann man köstliche Tapas (Vorspeisen) bei einem Glas Sangria genießen. Das „Pueblo de Mijas“ seht unter Denkmalschutz.

4. Ausflug: Gibraltar

Einen Besuch ist auch Gibraltar wert. Es ist zu empfehlen, den Ausflug durch eine Agentur zu buchen. Ein Bus holt die Touristen von ihrem Hotel um sieben Uhr morgens ab. Nach etwa zweieinhalb Stunden erreicht man die Grenze, wo die Pässe kontroliert werden. Am Busparkplatz angekommen, hat man etwa drei Stunden zum Einkaufen und Bummeln zur Verfügung. Man kann dort auch Euro in Gibraltar-Lira wechseln. Eine Münze sollte man unbedingt als Andenken behalten: Auf der einen Seite ist Queen Elizabeth abgebildet, auf der anderen Seite ein Affe.

Die Preise in Gibralter sind deutlich höher als in Spanien. Man sollte unbedingt eine Portion Fish and Chips und ein Bier in einem authentischen Pub probieren. Sogar die roten Telefonkabinen, die man aus London kennt, gibt es. Die Touristen benutzen sie aber meistens, um sich in ihnen zu fotografieren. Alkohol und Zigaretten sind gebührenfrei, also preisgünstig, andere Produkte teurer.

Nach drei Stunden muss man zurück zum Parkplatz, wo winzige weiße Busse die Touristen zuerst an den Point Europe, von wo aus man den afrikanischen Kontinent sieht, und anschließend zur Höhle des heiligen Michael fahren. Die Gegend um die Höhle ist von Makaken bewohnt. Gibraltar ist übrigens der einzige Ort in Europa, wo Affen in Freiheit leben. Viele kennen die Legende: So lange die Tiere auf dem Felsen über der Stadt herumhopsen, so lange bleibt Gibraltar in britischem Besitz.  Man kann sich mit ihnen fotografieren lassen, sollte aber nicht versuchen, sie zu streicheln. Auch können sie in die Taschen der Touristen greifen und von dort Sachen stehlen.

5. Ausflug: Tarifa

Wenn man am Aussichtspunkt Point Europe steht, kann man den südlichsten Punkt Europas sehen: Tarifa. Hier trifft der Atlantik auf das Mittelmeer, die Wellen sind meterhoch und immer bläst ein starker Wind. Hier kann man surfen lernen und sogar Wale beobachten. Falls man auf einem Bootstrip keinen zu Gesicht bekommen hat, darf man das nächste Mal gratis mitfahren.

Den Strand von Tarifa mit den hohen Wellen und den vielen bunten Drachen in der Luft kenne ich nur von einer Postkarte, die ich vor dem Rückflug am Flughafen von Malaga gekauft habe. Als ich sie sah, dachte ich nur: wie schade, dass ich nicht hier war. Manchmal ist es gut, sich Wünsche aufzusparen. Eines Tages werden sie sich erfüllen.