In memoriam Anselm Roth

Die den siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen gewidmete Bildbandreihe „Über Siebenbürgen“, die er nicht nur als Verleger, sondern auch als Autor zusammen mit dem Fotografen Ovidiu Sopa gestaltete, lag ihm besonders am Herzen. „Kirchenburgen im Burzenland“ mit der Tartlauer Kirchenburg auf dem Umschlag war Band 5 der unvollendeten, acht Bände umfassenden Reihe.

Er wurde mitten aus seinem Schaffen gerissen. Wie ein Blitz schlug die Nachricht vom Tod Anselm Roths (16.6.1957 - 2.4.2020) in Siebenbürgen ein. Die nächsten Bekannten wussten zwar um seinen prekären Gesundheitszustand, mussten die Atemnot und das geschwächte Herz miterleben, so richtig kommen hatte man es jedoch nicht gesehen. „Bloß keinen Arzt!“ erbat er sich von der jungen Mitarbeiterin, die ihn als Letzte wenige Stunden vor seinem Tod noch gesehen hatte, tief besorgt über sein Aussehen. „Jetzt müsst Ihr mich so ertragen!“ Nun ist Anselm Roth, der Leiter des Schiller-Buchverlags in Hermannstadt, gegangen, ohne Abschied und für immer. Große Trauer hinterlässt sein Tod. Eine Lücke hat sich aufgetan, alle mit ihm begonnenen Projekte stocken und wir sind in Ratlosigkeit erstarrt.

Im Rückblick, im Gespräch mit seinen Michelsberger Nächsten, zeigt sich noch einmal sein Wesen. Zart, empfindsam, kindlich in vielen Äußerungen des Lebens war Anselm Roth, dabei konsequent er selbst, koste es, was es wolle. Und dies alles bei einer hünenhaften, raumgreifenden Statur, einer Stimme, die unverwechselbar krächzen konnte, einem Lachen, das auch dröhnte, oder einem zärtlichen Ton für seine über alles geliebten Hunde.

Anselm Roth, der Junggeselle, der durchaus einen extravaganten Lebensstil pflegte, hinterlässt mit den fast zahllosen Büchern, Bildbänden, Noten, Ansichtskarten, die der Aufdruck „Schiller Verlag“ ziert, seine Kinderschar. Sie legen Zeugnis ab von einem liebevollen Vater, von einem strengen Erzieher und großzügigen Förderer. Wer bei ihm veröffentlicht hat, kann ein Lied davon singen, wie anspruchsvoll er war. „Das soll ein Schiller-Buch werden!“ hörte man ihn erklärend kommentieren. Besonders hellhörig war der strenge Lektor, wenn er rechtes Gedankengut witterte. Grafisch konnte ihm fast nichts gut genug sein. In den Formulierungen hatte er immer und immer wieder was zu verfeinern. „Das soll ein Schiller-Buch werden!“

Hat ihn die Reihe berühmter und für Siebenbürgen prägender Vorfahren in seinem Werdegang auch belastet? In Michelsberg, seinem Wohnort der letzten fünfzehn Jahre, steht heute noch die noble Villa seines Großvaters Hans Otto Roth. Als Kind, so erzählte er einmal freimütig, habe auch er seiner Großtante Grete Csaki-Copony eigene Malereien zur Begutachtung vorgelegt. Ihr herablassendes Urteil hat ihn tief getroffen, das konnte man Jahrzehnte später noch heraushören. Sensible Seelen wie seine, ringen mit allem, leiden an sich und der Welt und legen sich zum Schutz einen rauen Mantel um.

Durch die vielen Publikationen des Schiller Verlags, den er gemeinsam mit Jens Kielhorn betrieb, schimmert Eines durch: Liebe zu Siebenbürgen. Vom Kochbuch, das zehn Auflagen erlebte, bis zu historischen Beiträgen, von literarischen Werken für Erwachsene und Kinder bis zu Bildbänden, er hat uns die Heimat richtig interessant gemacht, sie von ihrer schönsten Seite ausgeleuchtet und uns auch stolz werden lassen über diesen Landstrich, der so am Ende zu sein schien, bevor Anselm Roth da war. Denn er kam eines Tages aus Deutschland, mit dem Blick des weltgewandten Journalisten einer großen Publikation, und ging nimmer mehr zurück. Anselm Roth, ein Ehren-Siebenbürger, dem wir unendlich viel zu danken haben, wird uns sehr fehlen.