Internationaler Weltfrauentag mit „Frauenpower“ im Kulturzentrum Hermannstadt

Kerstin Ursula Jahn, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt und Ana-Maria Daneș, Leiterin des Kulturzentrums, eröffnen den Filmabend. In der ersten Reihe, v.l.n.r.: Ortrun Rhein, Caroline Fernolend, Astrid Cora Fodor, Christel Ungar-Țopescu

Die Frauen des Abends: Christel Ungar-Țopescu, Ortrun Rhein, Astrid Cora Fodor, Konsulin Kerstin Ursula Jahn, Caroline Fernolend, Ana-Maria Daneș, Leiterin des Kulturzentrums. Fotos: Werner Fink

Hermannstadt – Ein besonderer Filmabend, der anlässlich des Weltfrauentags am 8. März stattfand, wurde durch den „Dreiklang“ der Institutionen „Konsulat, Kulturzentrum und Kirche“ organisiert. Auf dem Programm standen Filme aus der „Frauenpower-Serie“ der Journalistin und Filmemacherin Christel Ungar-Țopescu. Bereits im Oktober 2022 hatte das „Deutsche Kulturforum östliches Europa“ die Filme im Bundesplatzkino in Berlin gezeigt.

Konsulin Kerstin Ursula Jahn, die den Anstoß zu diesem Abend gegeben hatte, begrüßte das Publikum mit den einleitenden Worten: „Seit mehr als einem Jahr hat Deutschland seine erste Außenministerin. Und diese hat vor etwas mehr als einer Woche die Leitlinien der feministischen Außenpolitik vorgestellt. Das ist ein Begriff, der mitunter auf Skepsis stößt: Frauenrechte? Womöglich auf Kosten von Männerrechten? Da-rum geht es nicht. Es geht nicht um Frauenrechte oder Männerrechte. Es geht um Menschenrechte. Annalena Baerbock hat am ersten März dazu gesagt: „Zuhören. Jenen eine Stimme geben, die leise sind oder leise gehalten werden.“ Die Portraits, die an diesem Abend gezeigt werden sollten, setzen den oft leisen Tönen kraftvolle entgegen, geben ein Beispiel, können auch anderen Frauen Mut machen.

Die Filme wurden in den Jahren 2018, 2019 und 2021 gedreht. Der erste Film porträtierte Ortrun Rhein, die Leiterin des 1994 gegründeten Carl-Wolff-Heims. Seit rund zwei Jahrzehnten leitet sie die Einrichtung, die aus Altenheim, Erwachsenen- und Kinderhospiz besteht. Die Dokumentation wirft ein Licht auf alle Bereiche, die Ortrun Rhein betreut. Ebenfalls bemerkenswert: Rhein war eine von drei Frauen, die als erste in Hermannstadt ein Theologiestudium absolvierten.

Der Film über Caroline Fernolend, Leiterin des Mihai-Eminescu-Trusts, präsentiert zugleich das Dorfprojekt von Deutsch-Weißkirch, das – seit den neunziger Jahren in Angriff genommen – Dorfentwicklung, Tourismuskonzept und den Wohlstand der Menschen im Dorf zusammendenkt. Achtundzwanzig Jahre lang war Fernolend außerdem Gemeinderätin, vier Jahre saß sie im Kreisrat von Kronstadt.

Die in Hermannstadt geborene Astrid Cora Fodor, seit dem Jahr 2014 interimistische, ab 2016 gewählte Bürgermeisterin von Hermannstadt, wird im Filmportrait beim EU-Gipfel im Mai 2019, bei der Wahl zu ihrem zweiten Mandat als Bürgermeisterin und bei städtischen Entwicklungsprojekten begleitet. Der Film zeichnet auch ihren Werdegang, die Kindheit, schulische Laufbahn und ihr Studium nach. Persönliche Eindrücke erhalten die Zuschauer durch einen Spaziergang der Bürgermeisterin mit ihrer Enkelin durch das Zentrum Hermannstadts.

Alle drei Filme bieten Einblicke in das jeweilige „Universum“ der Protagonistinnen und erzählen ohne Schnörkel aber mit Humor aus deren Leben. Erschienen sind bisher noch zwei weitere Film-Portraits: Über Sigrid Haldenwang, die die Forschungsstelle „Siebenbürgisch-Sächsisches Wörterbuch“ am Institut für Geisteswissenschaften an der Rumänischen Akademie leitet, und über Helga Pitters, die jahrelang den Weltgebetstag in Hermannstadt leitete und sehr aktiv in der Frauenarbeit der evangelischen Kirche war.

Die drei Protagonistinnen der Filme, die gezeigt werden sollten, waren an diesem Abend anwesend. Ebenso die Filmemacherin Christel Ungar-}opescu. Geballte Frauenpower konnte das Publikum auch in dem Moment hautnah erleben, als zwei der Dokumentationen aufgrund technischer Probleme nicht gezeigt werden konnten: Spontan und beherzt ergriff die Filmemacherin das Wort, begann mit der Moderation und leitete damit den persönlichen Teil des Abends ein. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage: Was gibt den Frauen die Energie, was ist die innere Motivation für ihre Tätigkeit?

Ortrun Rhein beschrieb den Alltag im Carl-Wolff-Heim als ein „Geben und Nehmen“, nicht nur zwischen den Heimbewohnern und Mitarbeitern, sondern auch zwischen den Generationen. Diese Art des Zusammenlebens und der Umgang miteinander gebe ihr die nötige Kraft, Bürokratie und den organisatorischen Alltag leichter zu bewältigen.

Astrid Fodor merkte in der Diskussion an, es brauche einen starken Willen, um ihren Job zu betreiben. „Man muss immer nach vorne sehen.“ Ein starkes und motiviertes Team, auf das man sich verlassen könne, gehöre ebenfalls dazu.
Persönliche Einblicke gab auch Caroline Fernolend: Ein Professor aus Texas, der 1991 nach Deutsch-Weißkirch/Viscri gekommen war, stellte ihr die Frage, weswegen sie nicht weggegangen sei. Darauf antwortete sie: „Weil ich glaube, dass es meine Pflicht ist, hier zu bleiben und das, was wir von den Vorfahren geerbt haben, zu erhalten für die nächsten Generationen.“

Der Abend bot die Möglichkeit, drei interessante Frauen kennenzulernen und aus erster Hand Einblicke in ihre Tätigkeitsfelder und ihre Motivationen zu erhalten. Geplant ist, die drei Filme in diesem Jahr noch einmal zu zeigen – vielleicht auch in einem Kinosaal, aber bestimmt mit derselben Verve, derselben Energie, die die Veranstaltung am 8. März auszeichnete. Womöglich sind dann auch wieder die vier Frauen des Abends mit dabei: Das jedenfalls wäre auch ein zweites Mal eine Bereicherung.