Jahreszeiten im Schnelldurchlauf

Gelungene Mischung aus klassischer Musik und modernem Tanz

Das Hermannstädter Balletttheater ließ es Frühling werden.

Satomi Netsu und Nicholas Gili tanzten den Winter.
Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Die Aufführungen von zeitgenössischem Tanz gehören in Hermannstadt/Sibiu noch zu den willkommenen Kuriositäten. Vielleicht war der Saal des Gewerkschaftskulturhauses am Mittwochabend auch aus diesem Grund beinahe voll. Die Vorstellung „Die Jahreszeiten“ versprach dem Publikum etwas Neues, etwas Besonderes. Genau das bekamen die Zuschauer in hervorragender Qualität zu sehen. Zum Aufwärmen zeigten die Tänzerinnen und Tänzer des Hermannstädter Balletttheaters einige Szenen aus dem klassischen Ballett „Marketenderin und Postillione“. Jedoch klang der Beifall nach diesem nur fünfzehnminütigen Präludium etwas ungeduldig. Das Publikum wartete auf die Hauptdarbietung.

Aleisha Gardner, die aus Neuseeland stammende und seit der Gründung des städtischen Balletttheaters 2008 in Hermannstadt wirkende junge Tänzerin, versuchte sich zum ersten Mal als Choreografin. Als Grundlage für ihr Ballett wählte sie das wohl berühmteste Werk von Antonio Vivaldi, „Die vier Jahreszeiten“. Die präzise musikalische Trennung der eigentlich vier Violinkonzerte half Gardner, den Tanz ebenfalls sehr genau zu strukturieren. Entstanden ist eine schnelle, mit viel Energie geladene und fesselnde Vorstellung. Klassische Schritte wechselten sich mit den Bewegungen des modernen Balletts ab. Frühling und Sommer bestanden aus einem Solotanz, Pas de Deux und einem Ensembleauftritt. Dem Herbst fügte Gardner ein Pas de Trois hinzu. Der Winter musste hingegen ohne ein Solo auskommen.

Zum Gelingen der Vorstellung trug das Lichtdesign erheblich bei. Ein Spiel aus Licht und Schatten, das Hervorheben der einzelnen Tänzer durch Lichtpunkte, die Lichtblitze des Sommersturms: All das half, die nötige Atmosphäre auf der Bühne zu schaffen. Besonders hervorheben sollte man die Leistung der beiden männlichen Solisten, Joshua Beaver und Keston Meyer, die fast die ganze Zeit auf der Bühne präsent waren. Nicht zu übersehen war die Begeisterung, mit der das gesamte Ballettensemble diese modern gestaltete Vorführung tanzte. Und das Hermannstädter Publikum wünscht sich mehr derart hochqualitative Tanzvorstellungen.