Kaiserbäder vor Sicherungssanierung

Rathaus Herkulesbad wünscht sich, dass die Sponsoren das Nötige zur Rettung des Kaiserbads einkaufen

Die Architekten des Temeswarer Vereins „Locus“, die das „Herculane Project“ auf die Beine gestellt haben und die nötige Finanzierung zur Sicherung der Kaiserbäder/Neptun-Bad beschaffen, bereiten die Baustelle vor, müssen aber von der Stadt noch eine Genehmigung bekommen, um die Renovierungsarbeiten starten zu können. Die Stadt möchte nämlich – so die Ratsherrn und Bürgermeister Cristian Miclău –, dass die Sponsoren auch die Baumaterialien anschaffen. Ihr Hauptargument: Der amtliche Beschaffungsmodus per Ausschreibung ist so langatmig und zeitraubend, dass es günstiger wäre, wenn nicht die Institution Rathaus, sondern die Architektenvereinigung „Locus“ das erledigt. Der Zeitgewinn wäre zugunsten des Ziels: um so rascher durch eine Sicherungssanierung dem weiteren Verfall der Kaiserbäder/Băile Neptun vorbeugen zu können.

Die entsprechende Genehmigung seitens des Rathauses befand sich auf der Tagesordnung der Ratsherrnsitzung vom 29. Mai, wurde aber wegen Bedenken einiger Ratsherrn (und auch des Bürgermeisters selber) vertagt. Seitens der Architekten des Vereins „Locus“ von „Herculane Project“ heißt es leicht verstimmt: „Um mit den Arbeiten zur Sicherung der Kaiserbäder vor weiterem Verfall anfangen zu können, brauchen wir noch eine einzige Genehmigung seitens der Stadtleitung. Damit die Verträge für die Umsetzung der Baustelle und die Kontrolle des Arbeitsablaufs unterzeichnet werden können, brauchen wir noch ein Dokument, das im Anhang des Zusammenarbeitsprotokolls zwischen der Verwaltungseinheit Herkulesbad und uns stehen muss. Diese Genehmigung hätten wir am 29. Mai bekommen sollen. Das geschah nicht.”

Bürgermeister Cristian Miclău macht eine sanfte Berichtigung, indem er unterstreicht, dass die Dinge nicht gerade so einfach sind und dass die Stadt nicht aus purem Opportunismus eine Entscheidung aufgeschoben hat: „In der Tat, auf der Tagesordnung stand die betreffende Beschlussvorlage. Die Ratsherrn haben sich aber noch keine endgültige Meinung zur Sache gebildet. Im Protokoll über die Zusammenarbeit steht, dass das Rathaus Herkulesbad sich um alles zu kümmern hat zwecks Abwicklung unter guten Bedingungen des Vorhabens – auch der öffentlichen Ankäufe. Der Verein Locus wird laut Protokoll nur die Finanzierung beschaffen. Für die öffentlichen Ankäufe haben wir aber noch keine Lösung. Die Addenda zum Protokoll, die wir noch unterzeichnen müssen, ist in Ordnung. Aber es wäre effizienter, wenn sie die Ankäufe tätigen würden. Bei uns dauert das sehr lange, zudem ist im Protokoll über die Ankäufe nichts verzeichnet, man kann das also aushandeln. Deshalb möchten wir ein wenig Bedenkzeit, um uns mit Hilfe unserer Juristen Klarheit zu verschaffen.“

Um einen öffentlichen Ankauf zu tätigen, muss das Rathaus erst mal 20 Arbeitstage und zehn Wochenenden lang die betreffende Anzeige schalten, ohne zu wissen, ob jemand Interesse zeigen wird. Nach der Ausschreibung fürs Baumaterial folgt eine weitere Zeitspanne für die Evaluierung der Angebote, für technische Einschätzungen derselben, für die Preisvergleiche, die Bekanntgabe der Resultate, Klärungen, eventuell Beanstandungen und deren Klärung und erst nach alldem kann ein Kaufvertrag unterzeichnet werden. Das wäre erfahrungsgemäß frühestens im Herbst 2019. Außerdem hat man dann noch nicht den Bauherrn, der allen Ansprüchen zur Renovierung eines historischen Gebäudes gerecht wird, also kann man mit den Arbeiten immer noch nicht beginnen. Einfacher wäre es aus Sicht der Herkulesbader, wenn „Locus“ statt Geld, direkt die Baumaterialien spenden würde...

„Herculane Project“ hat bisher 40.000 Euro aus Spenden sammeln können. Anvisiert ist die Sammlung von 100.000 Euro. Die Bukarester Fachzeitschrift „Zeppelin“, spezialisiert aufs Kulturerbe, hat jüngst eine Reihe von Sonderausgaben zu Sammlerzwecken gespendet, die versteigert werden als Spendenbeitrag für die Renovierung der Kaiserbäder von Herkulesbad. Zudem kann man in den Werkstätten Street Delivery Quinet in Bukarest jederzeit persönlich für die Kaiserbäder spenden.

„Locus“ hat außerdem die zweite Ausgabe des Wettbewerbs „Baia de Arhitectură“ (Architekturbad) ausgeschrieben, die Mitte Juli in Herkulesbad ausgetragen wird. Architekturstudenten können hier mit Projekten zur Sanierung/Renovierung bedeutender historischer Bauten vorstellig werden. In diesem Jahr geht es um die Wiederherstellung der Wanderwege der Kaiserin Elisabeth/Sissi (eigentlich Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, 1837-1898) in und um Herkulesbad und die Rastpavillons auf diesen Wanderrouten, also um die Kurpromenade (in etwa nach dem Vorbild von Meran in Südtirol, die ebenfalls durch Sissi berühmt wurde). „Wir beabsichtigen, diese historisch sehr wertvolle Kurpromenade, an deren Trasse es auch spezielle Freiluft-Badewannen mit Thermalwasser gab, wiederherzustellen und den Touristen von heute ganzjährig zugänglich zu machen“, heißt es seitens des Architektenvereins „Locus“.