Kirchweih in Birda

Längst nicht nur ein Fest der deutschen evangelischen Community

Über 30 Banatschwäbische und sächsische, rumänische und slowakische Trachten gaben ein buntes Bild beim Kirchweihumzug in Birda ab. Foto: Astrid Weisz

Birda – Am Pfingstsonntag erklang in der Banater Heideortschaft Birda wieder einmal Blasmusik. Dafür sorgten die Original Banater Dorfmusikanten aus München, die auf einer improvisierten Bühne von einem Traktor durch den Ort gezogen wurden. Ihnen folgte ein langer Kirchweihzug mit Kindern und erwachsenen Trachtenträgern. Hauptveranstalter waren die Gemeindeverwaltung und die Heimatortsgemeinschaft Birda. Zum traditionellen Kirchweihfest waren sowohl viele ausgewanderte Landsleute aus dem Ort als auch aus den Nachbarortschaften gekommen, wie auch viele Einheimische, die es sich nicht nehmen ließen, auch in die von den Deutschen mitgebrachten Trachten mit den 3-4 gestärkten und gebügelten Unterröcken, den rosa oder blauen Seidenoberröcken, mit dunkelblauen Schürzen, den weißen Puffärmelblusen mit gestärkten und plissierten Ärmeln, Weste und den grün-blumigen Schals zu schlüpfen. In der sog. Altweiber-Tracht ganz in Schwarz, mit Kopftuch und über 100 Jahre alten Trachtenteilen nahm Magdalena Hoffmann an dem Fest teil, hatte im Winter den hier spezifischen Papierblumenkranz mit Bänderschmuck gebastelt und unterstützte tatkräftig auch beim Ankleiden der Trachtenträgerinnen. Auch die Männer trugen geputzte Hüte. Genauso herausgeputzt zeigte sich auch die vor 116 Jahren erbaute evangelische Kirche im Ort, die durch Vermittlung des Bürgermeisters Marius Stoian vom Kulturministerium rund 150.000 Lei für die Sanierung bekommen hat, die im letzten Jahr durchgeführt wurde: „Die Fenster wurden ersetzt, der Turm renoviert, die Kirche innen gereinigt (nachdem über zwei Jahre lang durch die zerbrochenen Scheiben hereingekommene Tauben darin genistet hatten)“, berichtet der evangelische Pfarrer aus Semlak, der für die heutige Acht-Seelen-Gemeinde der evangelischen Gläubigen im Ort zuständig ist. Der Pfingstgottesdienst in der teils mit Pfingstrosen ausgelegten Kirche zelebrierte mit Pfarrer Sinn der 1990 ausgewanderte letzte evangelische Ortspfarrer, Harald Schneider, der im Oktober 1983 hier seine erste Dienststelle antrat und wenige Wochen nach Ankunft auch ein Kirchweihfest erlebte. Als Ehrengast wurde nebst Bürgermeister Stoian der Präfekt des Kreises Temesch, Mihai Ritivoiu von HOG-Vorsitzenden Helmuth Schwarz begrüßt. Letzterer bekam am Ende der Festmesse auch eine Ehrenplakette seitens der Gemeindeverwaltung. Besonders emotional wurde es auch anschließend, als der Kirchweihzug sich auf den Birdaer Friedhof zum Ahnengedenken mit Kranzniederlegung begab. Die zünftige Unterhaltung fand sodann nebst Mittagessen im örtlichen, 2019 renovierten Kulturheim statt. Über 200 Kirchweihleute und Gäste waren gekommen. Im Eingangsbereich überraschte eine kleine Ausstellung über die deutsche Gemeinschaft aus Birda, mit alten Fotos, Trachten und sogar dem eingerahmten Brautblumenschmuck. Beim Tanzabend gab es sowohl die Münchner Blasmusik als auch rumänische, was Gäste von nah und fern erfreute. Zum Rahmenprogramm organisierte die Heimatortsgemeinschaft Grillfeste, Kutschenfahrt in die umliegenden Orte und Lagerfeuer.