Klassendurchschnitt 1,52

Spitzenleistung der Abiturienten der Deutschen Spezialabteilung

Die Bestleistung 1,0 erbrachten heuer sechs Absolventen der Deutschen Spezialabteilung in Temeswar (v.l.n.r.): Iulia Sucutărdean, Flavia Lacrămă, Eduard Ciuhandu, Friedrich Krauss, Maya Ienașcu und Ana Hancheș. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Das Abschlusslied „Gaudeamus igitur“ mit Mundschutzmaske singen, das wäre schon außergewöhnlich gewesen. Zum Glück mussten die Schülerinnen und Schüler der Deutschen Spezialabteilung (DSA) keine Masken tragen, denn die Feier fand am vergangenen Samstag im Hof des ehemaligen Ion-Mincu-Lyzeums statt, da, wo normalerweise die Klassen 5 - 8 der Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/Timi{oara untergebracht sind. Es war eine emotionsreiche Feier nach einigen schwierigen Monaten mit Heimbeschulung und der Vermeidung der sozialen Kontakte, die die Vergabe der Abiturdiplome in ihrem Mittelpunkt hatte. Mit dabei war auch der deutsche Vizekonsul Frank Ufken.

Der diesjährige DSA-Abschlussjahrgang war wieder einmal ein ausgezeichneter. Mit einem Klassendurchschnitt von 1,52, 21 Mal die Eins vor dem Komma und sechs reinen Einsern wurde ein neuer Rekord an der Lenau-Schule aufgestellt, wie Deutschlehrerin Lorette Cherăscu hervorhob. Insgesamt 28 Schülerinnen und Schüler der zwölften Mathematik-Informatik-Klasse erhielten die Diplome der Deutschen Hochschulreife. Die Höchstleistung 1,0 erbrachten die Schüler Iulia Sucutărdean, Flavia Lacrămă, Eduard Ciuhandu, Friedrich Krauss, Maya Ienașcu und Ana Hancheș. Drei von ihnen erhielten ein DAAD-Vollstipendium für ein Studium in Deutschland (wir berichteten). Alle sechs Bestschüler werden im Ausland studieren. Iulia Sucut˛rdean, die „Lesefüchsin“ des Jahres 2019, wird „Germanistische Linguistik“ in Berlin studieren. „Für mich bedeutete die DSA eine Familie und ein Zuhause, in dem ich wachsen und mich entwickeln konnte. Die Spezialabteilung hat mir Erfahrungen und Optionen angeboten, die ich sonst nicht gehabt hätte, und ich meine damit Ausflüge, Schüleraustausche und internationale Projekte, die mir wirklich weitergeholfen haben. Ich bin wirklich traurig, die Schule zu verlassen“, sagte Iulia Sucutărdean. Klassenlehrerin der DSA-Abschlussklasse war Rumänisch-Lehrerin Codruța Pop.

Im Rahmen der Veranstaltung im Hof des ehemaligen Mincu-Lyzeums spielten die nun bald Zwölftklässler Luca Dragu und Cătălina Ciortea einige Lieder für die Absolventen - Sängerin Jaqueline Kohl, die im vergangenen Jahr die Lenau-Schule verlassen hatte, war ebenfalls mit ihrer Gitarre dabei. Zum Schluss boten einige Mitglieder der NiL-Theatergruppe unter der Leitung von Isolde Cobeț eine kurze Szene aus Tschechows „Heiratsantrag“, zum Genuss der anwesenden Eltern, Lehrer und Schüler. Drei der DSA-Absolventen werden Schauspiel studieren, verriet die Schauspielerin am Deutschen Staatstheater Temeswar, Isolde Cobeț. Die Feier, bei der trotz Corona-Krise auch mal die eine oder andere Umarmung fiel, dauerte fast zweieinhalb Stunden. „Den Schülern wünsche ich viel Kraft, um die Schwierigkeiten zu überwinden, zu wissen, dass diese auch nicht ewig dauern, Resilienz, aber am allermeisten Liebe und gute Freunde auf ihrem Weg“, sagte Lenau-Schulleiterin Helene Wolf.

Es waren keine leichten Momente für Sigrid Kadur, die Leiterin der Deutschen Spezialabteilung, die bei dieser Gelegenheit eigentlich Abschied von ihren Kolleginnen und Kollegen, aber auch von den Schülern nehmen musste. Nach fünf Jahren Rumänien kehrt Sigrid Kadur, die Geschichte und Deutsch unterrichtet, nach Deutschland zurück. Eine große Errungenschaft ist ihr zu verdanken: Seit vorigem Jahr ist die DSA an der Lenau-Schule wieder zweizügig, ab diesem Herbst wird es also zwei neunte und zwei zehnte Klassen der Deutschen Spezialabteilung geben. „Die Zeit in Rumänien war wunderbar für mich, ich bin hier sehr gut aufgenommen worden. Es sind sehr viele freundschaftliche Verhältnisse entstanden. Ich habe gelernt, dass die Schüler unheimlich leistungswillig sind, das gibt es in Deutschland selbstverständlich auch, aber nicht so, als Klasse. Die Schüler wissen genau, was sie wollen, wo sie hinwollen, dass sie Bildung brauchen, um im Leben weiterzukommen und deswegen macht es sehr viel Freude, die Schüler zu unterrichten“, sagte Sigrid Kadur.

Es war nicht der Corona-Jahrgang, den Sigrid Kadur verabschieden wollte, sondern ein Jubiläumsjahrgang, wie sie ihn nannte. Immerhin werden heuer 20 Jahre seit dem Inkrafttreten des Deutsch-Rumänischen Abkommens gefeiert, das auch die Gründung von Deutschen Spezialabteilungen an Schulen in Rumänien vorsieht.