Kleinwasserkraftwerke sind nicht so „grün“ wie erwartet

Naturschutzorganisation WWF warnt vor ökologischen Folgeschäden

Auch im Fogarascher Gebirge, im Sâmbăta-Tal, wurden Kleinwasserkraftwerke gebaut.
Foto: Dan Dinu (WWF)

Bisher erfreuten sich die Kleinwasserkraftwerke eines vorwiegend positiven Images. Sie würden „grüne Energie“ liefern und seien eine begrüßenswerte Alternative zu den klassischen fossilen Energiequellen mit ihrem hohen CO2-Ausstoß. Der Bau und der Betrieb der Kleinwasserkraftwerke wurde sogar gefördert und entwickelte sich zu einem guten Geschäft für jene, die in diesem Bereich investierten. Auf Druck von Umweltschutzorganisationen und der zivilen Gesellschaft hat nun auch die rumänische Regierung eingegriffen, um strengere Reglungen betreffend Planung und Genehmigung von Kleinwasserkraftwerken durchzusetzen.

World Wide Fund for Nature (WWF) Rumänien bringt in einer Broschüre Argumente, die belegen sollen, dass die Wasserkraftwerke für Natur und lokale Gemeinschaften lange nicht alle in sie gesetzte Erwartungen erfüllen können. Es geht um eine Bearbeitung und Anpassung an hiesige Gegebenheiten einer von WWF Österreich erstellten Broschüre („Wasserkraft – Glorifizierung und Wirklichkeit“).

Sieben „Mythen“ werden dabei demontiert. Der erste Mythos bezieht sich auf die Wasserkraftwerke als saubere und grüne Energiequelle. Ein Wasserkraftwerk (sowohl als Lauf- als auch als Speicherkraftwerk) bedeutet einen massiven Eingriff in ein Ökosystem, die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere ändern sich sowohl im Flussbett selber als auch im Uferbereich. Durch Wasserstau wird die Fließgeschwindigkeit und somit auch die Schleppkraft eines Flusses gemindert, es kann zu einer Verschlammung kommen. Man könnte meinen, bei Kleinwasserkraftwerken ist alles weniger schlimm (Mythos Nr. 2).

Das stimmt leider nicht, vor allem weil sie an kleinen Wasserläufen im Gebirge errichtet werden, deren ökologische Funktionen praktisch annulliert werden. Zonierungsplanungen sind unbedingt notwendig. Nun ist in einem Protokoll zwischen Umweltministerium und WWF geregelt worden, dass ab 31. Januar keine solchen Wasserkraftwerke in Naturschutzgebieten gebaut werden. Das ist wichtig, denn Experten gehen davon aus, dass bis 2020 in unserem Land 550 Kleinwasserkraftwerke stehen werden. 2005 waren 296 solche Wasserkraftwerke in Betrieb. Dass Kleinwasserkraftwerke die energetische Unabhängigkeit des Landes sichern sollen, wird ebenfalls als ein Mythos (Nr. 3) bezeichnet. Die energetische Landesstrategie bis 2020 sieht nämlich keine Schließung von Wärmekraftwerken vor. Im Gegenteil, es wird weiter auf diese gesetzt, hinzu kommen noch zwei Einheiten beim Atomkraftwerk in Cernavod². Besser wäre es, Stromsparmaßnahmen und effizientere Energienutzung als wichtige Ziele anzuerkennen und umzusetzen.

Mit dem angeblichen Hochwasserschutz (Mythos Nr. 4) stimmt es so nicht, denn die wenigsten verfügen über einen Stausee, wo Flutwellen aufgefangen werden können. Eher sollte man auf eine „Zusammenarbeit mit der Natur“ setzen. So können Moor- und Feuchtgebiete oder Bergwälder das Rückhaltevermögen in einem Flusseinzugsgebiet steigern: „Sie wirken wie ein Schwamm – die Wasserabflüsse werden gebremst und gespeichert.“

Wir brauchen unbedingt intakte Gewässer, denn Mythos 5 stimmt ebenfalls nicht: Rumänien habe genügend Wasserreserven – sie seien praktisch unerschöpflich. Weltweit wird eine Wasserknappheit in nächster Zukunft befürchtet, vor allem was die Trinkwasserreserven betrifft. Hierzulande gab es bereits 2011 und 2012 Niederschlagsmengen unter dem Durchschnitt. Außerdem ist erwiesen, dass betonierte Flussbetten bei hydroenergetischen Anlagen negative Folgen für den Grundwasserspiegel haben.

Wenn das Wasser ausreicht, dann gelte dasselbe für dessen Potenzial an Energie, besagt der nächste Mythos (Nr. 6). Nein, behauptet die WWF-Studie. Die meisten Flüsse Rumäniens seien bereits eingedämmt, gestaut, abgeleitet. Von weniger als drei Prozent der Gewässer und Quellen Rumäniens kann heute behauptet werden, sie befinden sich in einem ökologisch sehr gutem Zustand. Dass die Kleinwasserkraftwerke Arbeitsplätze schaffen (Mythos Nr. 7), gilt eher nur für die Bauphase. Ansonsten sind sie relativ isoliert und zu kostspielig, wenn man berücksichtigt, dass intakte Landschaften aufs Spiel gesetzt werden, wo der Tourismus möglich wäre und damit verbundene Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.