KOMMENTAR: S.F.-Story zum Wahlkampf

Vor dem Wahlkampf 2000, der zum Untergang der desasterhaften christdemokratisch geführten Regierungen und der PNŢCD der Jahre 1996-2000 führen sollte, hatte ein unter den Südbanatern bereits als unersetzlich und nicht nur physisch (1,90 m) als groß geltender Politiker des Banater Berglands eine Meinungsumfrage bezüglich seiner Chancen im anstehenden Wahlkampf in Auftrag gegeben. S.F.–Kenner erraten bestimmt sofort den Namen dessen, der nachher mehrmals Ministerposten bekleidete und währenddessen zwei Doktorate ablegte – hatte eine Firma beauftragt, die seither immer in Zeiten der Kandidatennominierungen und vor Eröffnung von Wahlkämpfen aktiv wird. Sie namentlich zu nennen hat in diesem Kontext keinen Sinn: praktisch gibt es fast keine Ausnahmen im Verhalten solcher Firmen, die schnell Geld machen wollen und dann bis zur nächsten Wahl ins Lethargiestadium abtauchen.

Die Firma führt also die Meinungsumfrage durch und der Auftraggeber, S.F., der Unersetzliche und Große, landet in ihrer ehrlich ausgewerteten Umfrage auf Platz 2. S.F.s damals heftigste politische Konkurrentin, die später wegen nachgewiesener Securitate-Mitarbeit zurückgetretene Mona Muscă (PNL), lag auf Rang 1 dieser Umfrage. Ein ehrbarer Rang, meinte der Firmeninhaber, der frohgemut zu S.F. eilte, um ihm die vermeintlich gute Nachricht mitzuteilen.

Unterwegs trifft er einen der damals engen Vertrauten des aufstrebenden Politikers und teilt ihm als ersten die frohe Nachricht mit: S.F. liegt an zweiter Stelle der Meinungsumfrage bezüglich seiner Wahlchancen! Der Vertraute macht ein bedenkliches Gesicht, nimmt den Meinungsforscher beiseite und versucht eindringlich, ihn zur Fälschung des Realergebnisses („Genauigkeit: +/- 3 Prozent“) zu bewegen: „Nicht dieses Ergebnis hat S.F. von deiner Umfrage erwartet!“

Der Leiter des Meinungsforschungsinstituts, „wohl wissend“ (wie er seither behauptete), dass S.F. ein Mensch wäre, der als Ingenieur auf Genauigkeit und Probatheit wissenschaftlicher Ergebnisse großen Wert legt, verweigerte das Frisieren des Umfrageergebnisses und stellte sich mit ihm dem Auftraggeber, so, wie es eben ehrlich rausgekommen war: S.F. auf Rang 2, MM auf Rang 1. S.F. warf in seinem geräumigen Büro in der IHK einen säuerlichen Blick drauf und dankte manierlich.

Auf die Bezahlung der Kosten jener Umfrage wartet der Meinungsforscher noch heute.

An diesen direkt miterlebten Vorfall muss der Autor denken, wenn er als Medienmensch Einsicht in Umfrageergebnisse gewährt kriegt, die Belege sind zur Eignung eines Politikers als Kandidat oder des Kandidaten für einen Posten.

Meinungsumfragen müssen bezahlt werden. Wer bezahlt schon für einen Rang zwo? Grundsatzfrage: Wie viele Umfragen des Wahlkampfs 2016 sind bezahlt worden?

Gehen wir trotzdem zur Wahl!