Korfu: Die grüne Insel in drei Fotografien

Wenn man vom ganzen Urlaub nur drei Bilder behalten könnte und ihre Geschichte erzählen würde ...

Grüne Zypresssen- und Olivenwälder, das Ionische Meer mit türkisfarbenem Wasser und Oleandergeruch in der Luft - Korfu, auch Kerkyra genannt, ist die nördlichste der ionischen Inseln und nur anderthalb Flugstunden von Bukarest entfernt. Billigflüge gibt es aber auch von Hermannstadt/Sibiu und Klausenburg/Cluj-Napoca – wer früh genug bucht, kann für nur 100 Euro inklusive Gepäck auf die „grüne Insel” fliegen. Korfu erstreckt sich auf einer Länge von 62 Kilometern und einer maximalen Breite von 28 Kilometern und reicht im Norden bis knapp zwei Kilometer vor die albanische Küste. Deshalb waren vor Ausbruch der Corona-Pandemie Ausflüge von Korfu nach Albanien sehr beliebt. Zurzeit sind sie leider eingestellt. Im Urlaub knipst man hunderte von Fotos, und auf Korfu würde man den Fotoapparat kaum aus der Hand lassen. Wenn man aber nur drei Fotos aus dem Urlaub behalten könnte und ihre Geschichte erzählen würde? 

Foto 1: Recycled Art, venezianische Häuser und die Spuren der Familie Durrell 

Ein bunter Kühlschrankmagnet in Form eines Hauses oder ein Paar blaue Ohrringe – Schmuck und Souvenirs können aus einer alten Cola-Flasche entstehen, die jemand am Strand liegen gelassen hat. Beim Schmuck- und Geschenkeladen „Minimis” in der Altstadt von Corfu Town haben wir erfahren, dass Altglas unendlich oft wieder eingeschmolzen und zur Herstellung von neuen Produkten genutzt werden kann. Solch eine erneute stoffliche Nutzung ist umweltverträglich und kann viel Energie und Rohstoffe einsparen. Mirella und Nikol Misfout, Inhaberinnen des Ladens, kamen auf die Idee, alte Glasflaschen kreativ zu recyclen, als sie im Jahr 2013 auf der Insel auf einen enormen Glasflaschenabfall stießen, den Touristen am Strand hinterlassen hatten. Mit der Erfahrung und dem Know-how in der Glasverarbeitung durch ihr Familienunternehmen „Corfu Glass”, der größten Glasbaufabrik in Korfu, haben die beiden Schwestern sich entschieden, Flaschenabfall zu sammeln und in Schmuckstücke zu verwandeln. In  ihrem Laden kann man mit reinem Gewissen einkaufen, denn man weiß, man schadet der Umwelt nicht. Außerdem sind alle Gegenstände, die sie verkaufen, besonders schön und eignen sich perfekt als Geschenk oder Andenken aus Griechenland. In der Altstadt von Corfu Town kann man stundenlang durch Souvenir-Läden bummeln und die Häuser in venezianischem Stil, an deren Fenster bunt behangene Wäscheleinen hängen, fotografieren. Die ganze Altstdt ist zu jeder Stunde des Tages in goldenes Licht getaucht. Falls man zur Mittagsstunde dort ist, kann man die im Hafen ankernden Kreuzfahrtschiffe beobachten. Fans der Serie „The Durrels”, der freien Verfilmung von Gerald Durrels autobiographischen Romanen, können in der Hauptstadt der Insel während eines Spaziergangs nach den Drehorten suchen, weil viele Szenen hier gedreht wurden. Auch in der Bucht von Gouvia, wo die Villa Anemmoyanni mit herrlichem Meerblick steht, die in der Serie das Anwesen der Familie war und auf dem nahe Gouvia gelegenen Strand von Agni (wer kein Auto gemietet hat, kann mit dem Bus fahren). 

Foto 2: Eine Schifffahrt nach Paxos und Antipaxos 

Ein Besuch einer griechischen Insel ist ohne eine Schifffahrt nicht komplett. Das Schönste ist, wenn das Schiff für eine Stunde in der Nähe eines wilden Strandes ankert und man Zeit hat, im hellblauen Wasser zu schwimmen. Auf Korfu bieten die meisten Reiseagenturen eine Schiffahrt in die nahe gelegenen kleinen Inseln Paxos und Antipaxos an. Pro Person kostet die Fahrt 30 Euro. Um 8 Uhr vormittags wird man vom Hotel mit einem Bus abgeholt und an den Hafen gefahren. Nachmittags um 18 Uhr ist man wieder zurück. Normalerweise gibt es drei Stopps: einen fürs Schwimmen und die anderen beiden auf den Inseln, wo man anderthalb bis zwei Stunden Zeit hat, auf Entdeckungstour zu gehen. 

Nach der griechischen Mythologie wurde Paxos von Poseidon erschaffen. Er suchte nach einem ruhigen Ort für sich und seine Geliebte Amphitriti. Mit seinem Dreizack riss er den südlichsten Teil von Korfu ab und schuf so Paxos. Die Insel liegt 15 Kilometer südlich von Korfu und ist, da nur mit der Fähre erreichbar, vom Massentourismus relativ unberührt geblieben. Das Schiff ankert normalerweise in Gaios, einem malerischen, einladenden kleinen Hafen mit idyllischen Tavernen, Cafes und Geschäften. Auf der nur fünf Quadratkilometer großen Insel Antipaxos, dem letzten Stopp des Schiffes, hat man leider keine Zeit, die schneeweißen Strände auszuprobieren. Im Hauptort Vigla kann man in einer Hafentaverne köstlich essen. Wenn man auf einer griechischen Insel Urlaub macht, sollte man natürlich Fisch und frische Meeresfrüchte essen, aber man muss auch Spezialitäten aus der Gegend ausprobieren. Die typischen Rezepte auf Korfu und auf den nahe gelegenen Inseln sind Sofrito (Kalb mit Weinsoße, Knoblauch und weißem Pfeffer), Lammspieß und Pastisada (Kalb mit Tomaten, Zimt, Wein, Zwiebeln, rotem Pfeffer und Gewürzen, das zusammen mit Nudeln und Kartoffeln serviert wird). 

Foto 3: Baden zwischen Felsen

Im Reisebus aus Korfu- Stadt schreit es: „Laaa Groooottaaaaa!”. Fast der halbe Bus steigt aus und die Leute strömen einer Steintreppe entgegen, die bis ganz unten ans Meer führt. Umgeben von hohen Felsen, mit kristallklarem und kühlem Wasser: so sieht der Badeort La Grotta in der Ortschaft Paleokastritsa aus. Von einem Sprungbrett kann man sich direkt ins Wasser katapultieren, doch die Mutigsten springen vom Felsen. Von hier fahren kleine Boote zu zahleichen weiteren Sandstränden und Buchten, es gibt auch die Möglichkeit, zu kleinen Höhlen und Felsvorsprüngen zu schwimmen. An das kalte Wasser gewöhnt man sich schnell, besonders an heißen Tagen. Man kann entweder sein Badehandtuch auf die Felsen legen oder an der mehrstöckigen Terrasse der Bar unter einem Sonnenschirm sitzen, wo es auch Snacks und Getränke gibt. Man kann sich an der Landschaft nicht satt sehen, doch die Ortschaft Paleokastritsa hat viel mehr malerische Buchten und Steinküsten zu bieten. Leidenschaftliche Schwimmer sollten wirklich jeden Strand von hier ausprobieren, es sind die schönsten auf Korfu. Auf den Reiseforen wird zwar davon abgeraten, in Paleokastritsa zu wohnen, wenn man gerne schwimmt. Das Wasser soll dort den Angaben nach sehr kalt sein. Der Julianfang war jedoch anders – vielleicht war das Wasser kühler als an anderen Orten auf der Insel, aber kalt war es auf keinen Fall. Nach dem Schwimmen geht ein kleiner Spaziergang durch die Ortschaft, die an einer Straße liegt, die sich zum Meer herunterschlängelt. 

Auch das Kloster Paleokastritsa ist einen Besuch wert. Es liegt auf einem Hügel über dem zentralen Strand Agios Spiridonas. Das Kloster, das den Namen der Jungfrau Maria trägt, wurde im 13. Jahrhundert gebaut und besteht aus zwei Ebenen. Die untere Ebene ist ein Garten mit Steinbögen, wo es auch ein Geschäft für Olivenöl und Likör gibt, der von Mönchen hergestellt wird. Auf der oberen Ebene befindet sich ein kleiner Hof mit Brunnen, Kirche und Museum. Ein Aberglaube besagt, dass diejenigen, die eine Münze in den Brunnen werfen, eines Tages auf die Insel zurückkehren werden. Doch auch ohne die Münze in den Brunnen zu werfen ist man sicher, dass man Korfu wieder besuchen wird.