Kritik an Immobilienprojekt auf dem Gelände des Kunstlyzeums

Geplanter Gebäudekomplex in Temeswar sorgt weiterhin für Diskussionen

Das neue Immobilienprojekt soll die Ansicht des ehemaligen Gebäudeensembles in der Innenstadt von Temeswar komplett umgestalten.

Viele Bürger drücken immer wieder ihre Unzufriedenheit in Bezug auf die Neugestaltung des ehemaligen Kunstlyzeums in der Innenstadt von Temeswar/Timișoara aus. Eine öffentliche Debatte zum jüngsten Projekt wurde kürzlich auf Anfrage des Temeswarer Architektenordens im Sitzungssaal des Rathauses organisiert. Das Projekt wurde von den zahlreichen Anwesenden kritisiert. Architekten, Kulturgutschützer, sowie einfache Bürger, die in der Gegend wohnen, aber auch Vertreter der Banater Orthodoxen Metropolie kamen zu Wort und äußerten sich gegen das aktuelle Projekt.

Bereits vorher hatten einige Bürger, die in der Nähe des geplanten Baukomplexes wohnen, vor dem Rathaus protestiert.
Anwesend war auch der Architekt Claudiu Ionescu, der das Projekt im Auftrag der Klausenburger Investorenfirma Studium Green entworfen hat. Das Aussehen des ehemaligen Israelitenlyzeums und -internats soll komplett umgestaltet werden. Das Projekt sieht vor, auf dem Gelände neben dem Temeswarer Rathaus ein Hotel, eine Tiefgarage mit bis zu 450 Parkplätzen, Wohnungs- und Kulturräume sowie einen neun Stockwerke hohen Turm entstehen zu lassen.

An der Kreuzung des C. D. Loga-Boulevards mit der Straße des 20. Dezembers 1989 soll auch eine Piazzetta mit Unterführung eingerichtet werden und somit einen Treffpunkt zwischen dem Justizpark, der Banater Philharmonie und dem Rathaus schaffen. Alles soll noch bis 2021 fertiggestellt werden. Für das Projekt des Mehrzweckkomplexes gibt es auch Genehmigungen seitens der Kulturbehörde des Verwaltungskreises Temesch/Timiș sowie des Verkehrsausschusses des Temeswarer Bürgermeisteramts, unterstrich der Architekt Claudiu Ionescu.

Seine Unzufriedenheit über das Projekt äußerte unter anderen auch der Architekt Victor Popovici, der als stellvertretender Leiter der Temeswarer Filiale des rumänischen Architektenordens bei den Diskussionen vertreten war. Laut seinen Angaben seien die Höhen, die im Projekt vorgesehen sind, zu groß. Das Erhalten des Gebäudes, in dem derzeit das Temescher Schulamt untergebracht ist und das vom berühmten Stadtarchitekten Lászlo Székély entworfen wurde, sei äußerst wichtig, sagte Victor Popovici. Dabei soll das Gebäude so erhalten bleiben, wie es derzeit ist, fügte der Architekt hinzu. Laut neuem Projekt sollen allein die Mauern des Gebäudes erhalten bleiben, das Dach soll komplett abgebaut und neugestaltet werden. „Dies würde kategorisch das Aussehen des Gebäudes verändern“, setzte der Temeswarer Architekt fort.

Auch eine Tiefgarage soll dabei entstehen. Die Vertreter der Metropolie sind der Meinung, dass dies der Statik der orthodoxen Kathedrale in der unmittelbaren Nähe schaden könnte.
Viele der Anwesenden, die zu Wort kamen, waren der Meinung, dass das Projekt zu „futuristisch“ für diese Gegend gestaltet sei. Und auch, dass das Bürgermeisteramt mit all diesen Veränderungen einverstanden sei, damit auch der Ausbau der Straße des 20. Dezembers 1989 in Angriff genommen werden könne.

Zum Schluss äußerte sich auch der Stadtarchitekt Sorin Ciurariu. „Dies war eine Premiere für uns. Noch nie saßen am selben Tisch so viele Fachleute und Bürger zusammen“, sagte er. „Ich kann Sie versichern, dass die Baugenehmigung erst dann unterschrieben wird, wenn alle Vorschriften eingehalten werden“, schloss Ciurariu.

Dies ist das zweite Projekt, das von den Investoren vorgeschlagen wurde. Das erste Immobilienprojekt wurde Februar 2017 ebenfalls zur Debatte gestellt, kurz darauf ließ man jedoch das Projekt fallen, damit auch andere Ideen analysiert werden können. Der Klausenburger Immobilienentwickler besteht weiterhin auf dem Bau eines Gebäudes mit unterschiedlicher Nutzung, d. h. einem Gebäudekomplex für Wohn- und Verwaltungstätigkeiten, mit Geschäften, Banken, Kulturräumen, einem Hotel und Parkhaus. Die Projektidee kann von der Homepage des Bürgermeisteramtes, www.primariatm.ro, abgerufen werden.