Kronstadt: Schicke Fahrradständer gespendet

Gemeinschaft der Radfahrerinnen weiterhin engagiert

Aura Petraşcu bei der Einweihung der sieben Fahrradständer in Kronstadt
Foto: Skirtbike Braşov

Rosa, grasgrün, lila, himmelblau, orange, gelb und türkis. Sieben Fahrradständer in coolem Design stehen seit Mitte August in Kronstadt/Bra{ov links vom Modarom-Gebäude, am Anfang der Purzengasse/Str. Republicii. Sie wurden von der Gemeinde der Kronstädter Radfahrerinnen gestiftet, die bei ihrer jährlichen Parade „Skirtbike“ (aus dem Englischen Skirt – Rock, Bike – Rad) 2019 Geld dafür gesammelt hatten. Sie wollten die Möglichkeit haben, ihre Räder in Sicherheit abzustellen, wenn sie ins Stadtzentrum kommen, um Freunde zu treffen, spazieren zu gehen oder Aufgaben zu erledigen. Auch wenn es bereits vor manchen Geschäften, Restaurants, Kaffeehäusern, Behörden oder in den Höfen mancher Schulen Ständer gibt, sieht man weiterhin Fahrräder an Beleuchtungsmasten, Bänken oder Baumstämmen angekettet.

„Es ist super, dass wir unsere Fahrräder hier problemlos abstellen können und zu Fuß bis zum Marktplatz gehen können“, sagt Iulia Păun, Mutter von zwei Jungs. Sie mussten sonst immer die Fahrräder durch die bevölkerte Purzengasse mitschleppen, oder sie einfach zu Hause lassen.

„Dieses ist ein Pilotprojekt“ erklärt Aura Petraşcu, Leiterin der Kronstädter „Skirtbike“, einem Zusammenschluss Kronstädter Radfahrerinnen – „es wird in Zukunft mit Sicherheit mehr Fahrradständer in der Stadt geben“. In Zusammenarbeit mit den Kronstädter Lokalbehörden sollen auch an anderen zentralen Stellen solche bunte Designer-Fahrradständer angebracht werden. Die „Skirtbike“-Parade, die in der Zinnenstadt zum ersten Mal 2013 ins Leben gerufen wurde, musste 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie ausgesetzt werden und fiel auch 2021 aus. Die Gemeinschaft der Radlerinnen von Skirtbike wird jedoch bald wieder im Herzen der Stadt präsent sein: Zwischen dem 10. und 12. September wollen hauptsächlich Frauen und Mädchen sich und ihre Fahrräder schick machen und auf dem Rudolfsring/Bulevardul Eroilor, zwischen den Star- und dem Modarom-Geschäften auf zwei Rädern auftreten. Dann findet nämlich die erste Edition des „Street Delivery“ statt: Das ist ein Festival, das in der Hauptstadt bereits seine 15. Auflage feiert und 2021 in zehn Großstädten (neben Bukarest in Temeswar/Timişoara, Jassy/Iaşi, Klausenburg/Cluj-Napoca, Baia Mare, Craiova, Bacău, Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Braşov, Großwardein/Oradea) abgehalten wird und diese für die Dauer des Ereignisses menschenfreundlicher, grüner, kreativer gestalten. 

Nicht nur die Kronstädterinnen machen sich stark, um die Aufmerksamkeit auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel zu lenken. Auch mehrere Nichtregierungsorganisationen setzen sich dafür ein, dass das Radfahren in der Stadt unter der Zinne zur Normalität wird. Darunter auch der Verein „Tot Mai Verde Bra{ov“ (Immer grüner Kronstadt“), der Sommer für Sommer die sogenannte „Kritische Masse“ organisiert. Diese Bewegung gibt es weltweit – dabei treffen sich monatlich Radfahrer und Radfahrerinnen, um einen „Spaziergang“ durch die Stadt zu unternehmen und durch ihre Menge nehmen sie dabei die ganze Straße ein. Der Slogan heißt dementsprechend „Wir blockieren den Verkehr nicht, wir sind der Verkehr“ – Ziel ist, Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch nicht motorisierte Verkehrsmittel das Recht auf Raum in der Stadt haben. Auch in Kronstadt fahren daher zahlreiche Radler gemeinsam auf den Straßen, um die sehr nötige Infrastruktur für Fahrradwege von den Behörden und Respekt seitens der Autofahrer und der Mitbürger zu fordern.

Seit Jahren ist dieser Wunsch nach sicheren Verkehr für Radfahrer bekannt, er wird immer wieder öffentlich besprochen, Versprechungen von Behörden kommen, getan wird aber nicht wirklich viel – zumindest merkt man als Fahrradfahrer nicht viel davon. Ist es wohl zu viel, von Radwegen wie jenen in Holland zu träumen? Im Jahr 2021 sollte es doch möglich sein, eine anständige Infrastruktur für eine der größten Städte des Landes zu entwickeln, sowohl für die Wege in der Stadt, wie auch, um die Stadt mit den Nachbarortschaften zu verbinden.

Weiterhin gibt es in der Zinnenstadt nur wenige Wege fürs Radfahren. Diese sind einfach nur durch eine weiße Linie abgegrenzte Streifen am Straßenrand. Sie bieten keinerlei Sicherheit. Außerdem enden sie manchmal sehr plötzlich, sodass die Radler die Gehsteige mit Fußgängern oder die Straßen mit Autofahrern teilen müssen. Leute, die sich gesund oder/und billig fortbewegen möchten haben gelernt, sehr vorsichtig zu sein, denn Gefahren lauern überall: Gullys mit Gitter, Löcher im Asphalt, überhöhte Kanaldeckel oder hohe Bordsteinkanten – und vor allem unachtsame Autofahrer, die die Türe öffnen, ohne in den Spiegel zu schauen, Radfahrer ohne Sicherheitsabstand überholen oder ihnen den Vorrang nehmen.

Etwas anders sieht es da für die Mountainbiker aus, die sich in den Wäldern um Kronstadt guter Infrastruktur erfreuen können. Mit den Bussen des öffentlichen Verkehrsbetriebs können sie in die Schulerau fahren, wo sie auf vielen Wegen fahren können. Es wird geplant, eigene Mountainbike-Trassen einzurichten.

So bleibt weiterhin die Hoffnung, dass auch auf den Asphaltstraßen der Stadt die Bewohner in die Arbeit, die Schule, zum Markt, zur Mall, in die Konditorei, zum Frisiersalon oder zur Kosmetik, oder wohin auch immer ihr Herz begehrt in sicheren Umständen auf zwei Rädern fahren können, und zwar bald.