Kronstadts Flugplatz, Spielball der Politik

Ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte Bemühungen

Vizekreisratsvorsitzender Mihai Pascu, Geschäftsführer von Vectra Service – Tiefbaugesellschaft Marcel Butuza, Kreisratsvorsitzender Aristotel Căncescu und Ex-Minister für Klein- und Mittelständische Unternehmen und Wirtschaft, Constantin Niţă reichen sich die Hände nach der Unterzeichnung des Bauvertrages.

Im Einfahrtbereich der zukünftigen Abfertigungshalle wurde 2007 der Grundstein des Flugplatzes gelegt. Verkehrsminister Ludovic Orban schüttete selbst eine Schaufel Beton darauf.
Fotos: Hans Butmaloiu

Am Sonntag, dem 18. November, genau um 11:43, (so zeigte die Digitaluhr im Plenumsaal an) wurde in festlichem Rahmen ein Vertrag unterzeichnet, den viele sehnlichst erwartet haben: der Bauvertrag für die Start- und Landebahn des Kronstädter Flughafens.

Der Festakt gab Kreisratsvorsitzenden Aristotel Căncescu die Gelegenheit, nochmals im Schnelldurchlauf die wichtigsten Schritte – und Hürden – zu erwähnen, welche dieses Projekt gegangen ist. „Nach der Wende von 1989 hatte sich eine erste Gruppe gebildet, welche sich für den Bau eines Flugplatzes für interne Flüge einsetzte und dieses Anliegen den Lokalbehörden vortrug. Das war die Geburtsstunde diese Projekts und von ihr trennen uns etwa zwei Jahrzehnte“ war die Einleitung welche Aristotel Căncescu machte.

Erst viel später, 1996 oder 1997, nahm die Idee eine konkrete Form an und im Entwicklungsplan des Kreises wurde per Regierungsbeschluss das Bauprojekt erfasst, allerdings ohne Termine, Größe oder Finanzierung festzulegen. Doch einmal auf die Tagesordnung gesetzt, wurde das Projekt auch sofort zum politischen Spielball zwischen den verschiedenen Parteien: Entweder wurde es befürwortet und der baldige Beginn der Bauarbeiten angekündigt, oder alles wurde für falsch befunden und aufs Eis gelegt.

Erst das Ansiedeln einiger Unternehmen im Umfeld von Kronstadt brachte Schwung in die Sache: Als in der Aula der Transilvania Universität seitens der Geschäftsleitung von INA Schaeffler ausdrücklich auf die Einhaltung des Versprechens einen Flugplatz zu bauen gepocht wurde, arbeiteten Kreisrat und Bürgermeisteramt gemeinsam an dem Projekt. Allerdings nur ein Jahr lang, denn es folgte erneut eine politische Umbildung und aus Verbündeten wurden erbitterte Gegner. Während der Kreisrat 2006 eine Gesellschaft für den Bau gründete, schottete sich das Bürgermeisteramt völlig ab und kündigte den Bau eines eigenen „kleinen“ Flugplatzes an.

Kreisratsvorsitzender Aristotel Căncescu vergaß nicht zu erwähnen, wer die Gegner des Projektes waren: Der ehemalige Verkehrsminister Radu Berceanu welcher ausdrücklich im Parlament erklärte, dass er nie den Bau bewilligen werde und der damalige Fraktionschef der PDL, Mircea Toader.

Doch 2007 brachte eine Regierungsumbildung nochmals einige Erfolge für den Kreisrat: Der Grundstein konnte gelegt werden und man begann mit der Umzäunung des schon vermessenen Geländes.

„Die Zusammenstellung der durchgehenden Fläche war auch ein Abenteuer für sich, denn die verschiedenen Grundstücke mussten nach und nach aus staatlichem oder privatem Eigentum dem Kreisrat überschrieben werden, um anschließend an die Gesellschaft ,welche den Bau verwaltete, übertragen zu werden. Dieser Teil des Papierkriegs ist der breiten Öffentlichkeit fast unbekannt geblieben, doch er kostete uns weitere zwei Jahre. Erst als das gesamte Areal vorhanden war, konnten die Anträge für ein Bankdarlehen eingereicht werden“, erklärte Aristotel Căncescu.

Im Spätherbst 2011 waren dann Grundstück, Kredit und Bewilligungen vorhanden und es sollte – endlich – die Ausschreibung des Projekts stattfinden, doch erneut gab es politische Bremsen: Die Ankündigung der elektronischen Ausschreibung wurde gestoppt und erst mit einer Verspätung von mehr als drei Monaten gemacht. Als diese dann doch stattfand und der beste Bewerber angekündigt wurde, ging eines der konkurrierenden Bauunternehmen sofort vor Gericht und focht die Entscheidung des Prüfungsausschusses an. Drei Berufungen gab es nacheinander, ein Verfahren welches durchaus gesetzmäßig ist, doch welches den ganzen Sommer 2012 belegte.

„Nun haben wir den letzten Gerichtsbeschluss erhalten, er erklärt die Einwände gegen die Entscheidung des Ausschreibungsausschusses für ungerechtfertigt und gibt den Beginn der eigentlichen Arbeiten frei. Der Auftragnehmer, das Kronstädter Tiefbauunternehmen Vectra Service, hat somit die Verpflichtung, innerhalb von sechs Wochen die Ausführungspläne auszuarbeiten und vorzulegen und andere zehn Monate, um die Arbeiten durchzuführen“, schloss Aristotel Căncescu seine Ausführungen zu der – bisherigen – Geschichte des Flughafens Kronstadt.