Kulturelle Brücken von der Atlantikküste bis in die Karpaten

Neue Ausstellung zum Thema „Migrations- und Religionsfreiheit“ im Teutsch-Haus

Thomas Greif und Gerhild Rudolf

Heidrun König. Fotos: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Eine neue Sonderausstellung zum Thema „Migrationsgrund Religionsfreiheit. Siebenbürgische Persönlichkeiten aus dem 16. bis 20. Jahrhundert“ wurde Anfang  Mai im Teutsch-Haus eröffnet: Sie behandelt die konfessionell bedingte Immigration nach Siebenbürgen zur Fürstenzeit und unter der Habsburger Herrschaft – mit Ausblick bis ins 20. Jahrhundert. Dabei werden verschiedene Persönlichkeiten, wie der Theologe Paul Wiener, der Goldschmied Sebastian Hann oder der Pfarrer und Historiker Hellmut Klima auf 16 Schautafeln, die in deutscher und rumänischer Sprache verfasst sind, vorgestellt.

Die Leiterin des Hauses, Dr. Gerhild Rudolf, begrüßte das Publikum mit den Worten: „Die Ausstellung gibt uns Anlass zum Staunen über die verschiedenen präsentierten Persönlichkeiten. Diese wirken wie eine Geschichtslektion und geben Auskunft über die Menschen, die zu uns nach Siebenbürgen gekommen sind. Und weil Siebenbürgen schon lange Religionsfreiheit hatte, ist Siebenbürgen ein Zuwanderungsland gewesen.“

Anschließend ergriff Dr. Thomas Greif, Koordinator des Gesamtprojekts, Leiter des Diakoniemuseums in Rummelsberg bei Nürnberg und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Museen im evangelischen Raum“, das Wort. Er skizzierte die Anfänge des Kooperationsprojekts, dessen Ziel es war, ein gesellschaftlich aktuelles Thema aufzugreifen, das gleichzeitig eng mit protestantischer Kulturgeschichte verbunden ist. Ziel war es, das Thema nicht nur aus der Perspektive Deutschlands, sondern multiperspektivisch zu behandeln – unter Einbeziehung von Projektpartnern in anderen Ländern. So ist die neue Ausstellung Teil eines größeren länderübergreifenden Kooperationsprojekts „Evangelische Migrationsgeschichten“, an dem zehn evangelische Museen beteiligt sind. Darunter sind das Museum „Maison du Protestantisme Poitevin“ im Dorf Beaussais-Vitré, Frankreich, in dem die Geschichte der Hugenotten behandelt wird, das „Evangelisch-lutherische Zentralmuseum“ in Budapest und das „Lutherische Museum in Murska“ in Slowenien. „Es ist sehr spannend und faszinierend zu sehen, dass wir von der Atlantikküste bis in die Karpaten kulturelle Brücken zueinander haben. Ich glaube auch, dass unsere Generation in der Pflicht ist, am gemeinsamen Haus Europa zu arbeiten.“

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2023 in Nürnberg treten die Projektpartner mit einer gemeinsamen Ausstellung auf; diese wird hier erstmalig präsentiert. Auch ein gemeinsamer Ausstellungskatalog wurde erarbeitet. Ebenso sind ein Film und eine Webseite Teil des Kooperationsprojekts.

Museumsleiterin Heidrun König gab eine Einführung in die Ausstellung und präsentierte einen geschichtlichen Verlauf der Migrationsgeschichte nach Siebenbürgen: „Es gibt da eine Vielfalt von Profilen – wir haben zwei Bischöfe, einen Astronomen, Geschäftsleute, Wissenschaftler, Theologen.“ Nach der Schlacht von Mohács ging der Einfluss des Habsburger Reichs in Siebenbürgen zurück, die Reformation konnte sich ausbreiten. Nach und nach setzte sich die Religionsfreiheit in Siebenbürgen durch. Dies machte eine Zuwanderung aus anderen habsburgisch kontrollierten Territorien möglich.

Kooperationspartner der Ausstellung sind die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien, das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt sowie das Land Kärnten. Das länderübergreifende Kooperationsprojekt ist zudem Teil eines Erasmus+ Projekts. Bis zum 30. Oktober 2023 ist die neue Ausstellung im Terrassensaal des Teutsch-Hauses zu sehen. Mehr Informationen zum Kooperationsprojekt „Evangelische Migrationsgeschichten“ sind abrufbar unter evangelische-migrationsgeschichten.com.