Lassen wir das Licht des Auferstandenen in uns aufleuchten

Osterbotschaft des Bischofs des Bistums Sathmar, Eugen Schönberger

Bischof Eugen Schönberger Foto: Bistum Sathmar

Liebe Priesterbrüder, Ordensbrüder und Ordensschwestern, in Christus geliebte Gläubige,

die letzte Fastenzeit des Gnadenjahres unserer Diözese geht zu Ende und Ostern ist da. Geht die Fastenzeit wirklich zu Ende? Umhüllt nicht Trauer und Schmerz die Seelen statt der  Siegesfreude? Wird es uns gelingen, das Halleluja, das vor 40 Tagen verstummte, wieder anzustimmen? Nicht die Gläubigen sondern das Echo der leeren Kirchen antwortet bei der heurigen Vigilia: „Halleluja! Christus ist auferstanden!“ Wir erinnern uns und feiern still und zurückhaltend. Es fällt uns schwer, mit einer unbegrenzten Freude zu feiern, denn unsere Seele ist von der unsichtbaren Hand der vom Coronavirus verursachten Epidemie gelähmt.
Liebe Schwestern und Brüder, gerade am Osterfest sollen wir uns entscheiden: Lassen wir uns von der Angst führen oder von Christus, der den Tod besiegt hat, der unaufhörlich zu uns ruft: „Hab keine Angst, du kleine Herde!“ Trotzdem sind wir voll Angst, Bange und Traurigkeit. Was wird mit uns passieren? Was folgt? Und es ist noch nicht zu Ende! Der auferstandene Christus ruft uns auf, uns mit den Krankheiten, der Epidemie, mit den Familien- und Wirtschaftsproblemen tapfer ausei-nanderzusetzen und, wenn es sein sollte, auch mit dem Tod. Wir sollen Mut haben, laut auszusprechen: Wir glauben! Wir glauben an den Sieg des unser Seelenheil bringenden auferstandenen Christus! Wir glauben an die Liebe des himmlischen Vaters! Wir glauben, dass Christus auch heute mit uns ist! Er leidet und freut sich mit uns. Er verlässt uns nie, denn ein unsichtbarer Faden verbindet uns mit ihm und dieser Faden ist der Glaube! Der Glaube unserer Kirche, unser Glauben, der uns auch am Tor unseres Todes sagen lässt: Ich glaube an die Auferstehung und warte darauf und auf das ewige Leben! Unser Glaube ist ein starkes Vertrauen in Gott, der den Faden unseres Lebens in seiner Hand hält.

Der Schönstattpfarrer Tilmann Beller hat das mit dem Rosenkranz in seiner Hand wunderbar veranschaulicht. Das kleine Kreuz am Ende des Rosenkranzes symbolisiert den Menschen und die Hand, die den Kranz hält, symbolisiert die Hand Gottes. Wenn die Hand den Rosenkranz so hält, dass das Kreuz auf dem Tisch liegt, hat der Mensch festen Boden unter seinen Füßen: Das Kind ist in der Schule, der Arbeitsplatz ist in Ordnung, die Familie ist gesund, am Sonntag geht der Mensch in die Kirche, betet, lebt sein tiefes christliches Gemeinschaftsleben. Doch wenn er die Hand hebt, pendelt oder kreist der Rosenkranz gar in der Luft. In dieser Zeit zieht es den Boden unter den Füßen des Menschen weg und es sieht so aus, als würde alles zusammenbrechen. Wir wissen nicht, was passieren wird. Nur eine Sicherheit gibt es: den Kranz, der uns mit dem lieben Gott verbindet, den Glauben und das Vertrauen. Natürlich leidet der Mensch in diesem Zustand. Doch in unserem Herzen herrscht Sicherheit, denn der Faden unseres Schicksals liegt in der Hand des liebenden Gottes, und wir klammern uns mit beiden Händen an den Faden, der uns mit ihm verbindet. Die Gefühle unseres himmlischen Vaters änderten sich nicht uns gegenüber, seitdem er durch den Propheten Jesaja uns verkündete: „Hab keine Angst, denn ich habe dich erlöst! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ (Jes 43, 1).

Wie könnte er anders handeln, Er, der seinen eingeborenen Sohn für uns, für unsere schuldvolle Seele aufopferte, denn er will, dass niemand von uns verloren geht, sondern alle zu ihm gehen. Wir sollen uns nicht fürchten!

Auch wenn heute sehr viele leiden, viele sterben überall in der ganzen Welt, sogar vielleicht von unseren Bekannten und Verwandten. Wir beten für sie, wir bemitleiden sie und leiden mit ihnen mit, aber wir geraten nicht in Verzweiflung.

Meine Brüder und Schwestern, wir sollen aus unserem christlichen Glauben Kraft schöpfen! Wie viel Leid, Verfolgung, Epidemie und Krieg musste die Menschheit im Laufe der Geschichte ertragen und wie viele leiden auch heute noch nicht nur wegen der Epidemie, sondern wegen der Naturkata-strophen und sogar wegen ihres christlichen Glaubens!

Allen Leidenden und auch uns verkündet der auferstandene Christus: Habt Mut, habt keine Angst! Erhebt eure Köpfe! Mich hat man getötet, aber ich lebe und ihr werdet auch leben! Meine Brüder und Schwestern, lassen wir zu, dass das Licht des Auferstandenen in uns aufleuchtet, denn das bedeutet Ostern und davon wird unser Leben unerklärbar schön und wunderbar!

Liebe Brüder und Schwestern! Die Fastenzeit war heuer eine richtige Gnadenzeit, denn sie zeigte uns mehr denn je, wie sehr wir auf Gott angewiesen sind, und auch Ostern kann für uns eine Gnadenzeit sein. Es ist wahr, dass wir nicht in die Kirche gehen durften und wir dürfen auch heute noch nicht in die Kirche gehen. Wir können die Kommunion nicht empfangen, wir können einander nicht begrüßend umarmen, aber wenn uns die Sehnsucht nach dem Gottesdienst, der heiligen Kommunion und der brüderlichen und schwesterlichen Liebe wertvoller geworden ist, dann sind wir Gott und einander auch näher gekommen. Und wenn wir dieses wieder tun können, dann werden wir das mit Ausdauer, ehrlich und mit immer wachsender Liebe tun...Und wir werden keine Heilige Messe mehr versäumen!... Und wir werden oft zur Kommunion gehen!...Und wir werden einander von Herzen verzeihen, wie richtige christliche Brüder und Schwestern! Gott gebe das!

Mit diesen Gedanken und mit österlichem Glauben wünsche ich den Priester- und den Ordensbrüdern und den Ordensschwestern sowie den lieben Gläubigen und allen wohlwollenden Menschen gnadenreiche Osterfeiertage. Christus ist auferstanden!