Lebensrettende Maßnahmen

Oft im Fernsehen gesehen, aber selten richtig gelernt

Sie sitzen gerade am Mittagstisch sonntags mit der Familie. Es wird erzählt und gelacht und dann passiert es: Die Tante verschluckt sich. Was tun Sie? Wahrscheinlich ihr heftig auf den Rücken klopfen. Oder sie gehen abends spazieren und plötzlich sackt jemand vor ihnen auf dem Zebrastreifen einfach so zusammen. Wissen Sie jetzt, was als Erstes zu tun ist? 

Vielleicht machen Sie instinktiv das Richtige und werden zusehen, dass Sie sich keiner Gefahr aussetzen und dann die betreffende Person von der Straße zerren, bevor nicht ein noch größeres Unglück geschieht. In den folgenden Abschnitten geht es theoretisch darum, was „Reanimation 2021 – Leitlinien Kompakt“, herausgegeben vom Deutschen Rat für Wiederbelebung, nach den aktuellen Richtlinien des Europäischen Rats für Reanimation, für diese beiden Fälle vorsieht, mit dem expliziten Hinweis, dass man das mindestens einmal physisch geübt haben sollte, also dass diese Seite bei Weitem keinen Ersatz für einen Erste-Hilfe-Kurs darstellt.

Derzeit ist ein Erste-Hilfe-Kurs in Rumänien lediglich als Komponente des Kurses zur Erlangung eines Führerscheins vorgesehen, bzw. gehört zum Basistraining von Sanitätern und medizinischem Personal. Die Tatsache, dass in Deutschland viel mehr Menschen regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen, zeigt sich auch in der Statistik auf der Seite des Deutschen Rats für Wiederbelebung: „Mehr als 70.000 Menschen erleiden deutschlandweit jedes Jahr außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herzstillstand. Bereits nach drei bis fünf Minuten wird das Gehirn dauerhaft geschädigt. Nur 10 Prozent der Betroffenen überleben. Neun Minuten braucht der Rettungswagen im Durchschnitt zum Patienten. 40 Prozent der Laien helfen in Deutschland. 10.000 Leben könnten jedes Jahr in Deutschland zusätzlich gerettet werden, wenn sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen würde.“ 

In Rumänien sieht es laut der Webseite des Vereins „Părinți Salvatori“ viel schlimmer aus: Nur 1,8 Prozent überleben einen Herzstillstand. Hauptgrund dafür sei, dass die wenigsten Notfallzeugen wissen, wie richtig und wirkungsvoll einzugreifen ist. Am Schlimmsten sei jedoch, wie viele Kinder in Rumänien umkommen, weil sie sich mit Flüssigkeit, Essen oder gar Spielzeug verschlucken. Die Chancen zu überleben, liegen im Falle einer prompten und richtig durchgeführten Wiederbelebung bis zum Eintreffen des Notdienstes hingegen bei 60 bis 80 Prozent.

Lebensrettende Ersthilfe bei Erwachsenen

1. Sorgen Sie für die Sicherheit von Helfern und Patienten.
2. Überprüfen Sie die Ansprechbarkeit: Schütteln Sie die Person sanft an der Schulter und fragen Sie: „Ist alles in Ordnung?“
3. Erfolgt keine Reaktion, legen Sie die Person auf den Rücken, denn nun müssen die Atemwege geöffnet werden. Ziehen Sie mit einer Hand an der Stirn und mit den Fingerspitzen der anderen Hand an der Kinnspitze sanft den Kopf nackenwärts, um die Atemwege zu öffnen.
4. Nun kontrollieren Sie die Atmung durch Sehen, Hören und Fühlen nicht länger als 10 Sekunden. Während der ersten Minuten nach einem Kreislaufstillstand ist es möglich, dass ein Patient kaum atmet oder nur vereinzelte geräuschvolle Atemzüge macht – dies ist keine normale Atmung.
5. Atmet die Person nicht, muss der Rettungsdienst gerufen werden oder Sie beauftragen einen Helfer damit, die 112 zu wählen und das Handy auf Lautsprecher zu stellen und neben den Kopf des Patienten zu legen, damit Sie während der Wiederbelebung mit dem Leitstellendisponenten sprechen und seinen Anweisungen folgen können. 
6. Jetzt beginnen Sie mit den Thoraxkompressionen. Die Körperhaltung ist für einen effizienten Eingriff ausschlaggebend. Man kniet dabei neben dem Patienten, die Beine leicht auseinander, um sich stabiler aufrichten zu können. Dann legen Sie den Ballen einer Hand auf die Mitte der Brust auf der unteren Hälfte des Brustbeins, in Brustwarzenhöhe. Legen Sie den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand und verschränken Sie die Finger, die untere Hand bleibt aber offen. Halten Sie die Arme gerade, beugen Sie ihre Schultern senkrecht über den Brustkorb und drücken Sie das Brustbein mindestens fünf Zentimeter nach unten. Entlasten Sie nach jeder Kompression den Brustkorb vollständig, ohne den Kontakt zwischen den Händen und dem Brustkorb zu verlieren. Wiederholen Sie dies mit einer Frequenz von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute. Zählen Sie dabei laut bis 30, am besten in drei Chargen á zehn (1, 2, 3 … 10 / 1, 2, 3 ...20 / 1, 2, 3 ...30).
7. Falls Sie gut trainiert sind, aus dem Mund des Bewusstlosen kein Blut oder Erbrochenes kommt, das Risiko einer Ansteckung Ihnen nicht zu groß erscheint und Sie sich nicht davor ekeln, werden Sie nun auch mit der Beatmung beginnen. Nach 30 Kompressionen machen Sie die Atemwege durch Überstrecken des Halses und Anheben des Kinns wieder frei. Sie lassen den Mund sich öffnen, aber heben weiterhin das Kinn an. Verschließen Sie mit zwei Fingern die Nase der Person, atmen Sie normal ein und legen Sie ihre Lippen um den Mund des Bewusstlosen. Blasen Sie gleichmäßig in den Mund, während Sie durch einen Blick aus dem Augenwinkel beobachten, dass sich der Brustkorb wie bei einer normalen Atmung in rund einer Sekunde hebt; das ist eine effektive Beatmung. Nehmen Sie nun Ihren Mund von dem des Patienten, während Sie den Hals überstreckt und das Kinn angehoben halten, und beobachten Sie, wie der Brustkorb sich beim Entweichen der Luft wieder senkt. Nun wiederholen sie die Beatmung noch einmal, um insgesamt zwei effektive Beatmungen zu erzielen, ohne dabei mehr als zehn Sekunden lang die Herzmassage unterbrechen zu müssen. Fahren Sie mit Thoraxkompressionen und Beatmungen im Verhältnis 30:2 fort.
8. Sollte ein AED (automatisierter externer Defibrillator) verfügbar sein, schalten Sie ihn ein und kleben die selbstklebenden Elkektroden auf die nackte Brust des Patienten und folgen Sie den Sprachanweisungen. Stellen Sie sicher, dass niemand den Patienten berührt, wenn ein Schock empfohlen wird. Drücken Sie den Auslöseknopf, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Starten Sie unverzüglich erneut mit der Wiederbelebung und folgen Sie weiter den Sprachanweisungen des Gerätes. Wird kein Schock empfohlen, machen Sie mit der Wiederbelebung weiter.
9. Mit der Wiederbelebung wird fortgefahren, bis ein professioneller Helfer anweist, aufzuhören oder bis der Patient wirklich aufwacht, sich bewegt, die Augen öffnet und normal zu atmen beginnt, oder wenn Sie erschöpft sind (was schon nach zwei Minuten eintrifft) und Sie sich durch einen zweiten Helfer ablösen lassen. Es ist selten, dass durch Wiederbelebung allein wieder ein stabiler Kreislauf erreicht wird.
10. Wenn Sie sicher sind, dass der Patient normal atmet, aber nicht reagiert, drehen Sie ihn in die Seitenlage. Prüfen Sie jedoch regelmäßig, ob er noch atmet, indem Sie ihn wieder auf den Rücken drehen und wie bei Punkt 4 die spontane Atmung checken. Dann legen Sie den Patienten auf die andere Seite.

Die stabile Seitenlage

Ist jemand bewusstlos, aber atmet, empfiehlt der Leitfaden eine Seitenlagerung bis zum Eintreffen des Notdienstes. Dafür sind folgende Schritte nötig:

1. Knien Sie neben dem Betroffenen hin und vergewissern Sie sich, dass beide Beine ausgestreckt sind. 
2. Legen Sie den Ihnen zugewandten Arm rechtwinkelig zum Körper mit der Handfläche nach oben. 
3. Legen Sie den anderen Arm über den Brustkorb und halten Sie den Handrücken gegen die Ihnen zugewandte Wange des Patienten. 
4. Greifen Sie mit Ihrer anderen Hand das gegenüberliegende Bein knapp über dem Knie und ziehen Sie es hoch, der Fuß soll auf dem Boden bleiben. 
5. Während Sie die Hand gegen die Wange gedrückt halten, ziehen Sie am gegenüberliegenden Bein, um den Betroffenen zu Ihnen auf die Seite zu rollen.
6. Richten Sie das obere Bein so aus, dass es in Hüfte und Knie jeweils rechtwinkelig gebeugt ist.
7. Überstrecken Sie den Nacken, um sicherzustellen, dass die Atemwege frei bleiben. Korrigieren Sie die Hand unter der Wange, wenn nötig, sodass der Nacken überstreckt bleibt und das Gesicht nach unten zeigt, um den Abfluss von Flüssigkeiten aus dem Mund zu ermöglichen. 
8. Überprüfen Sie regelmäßig, ob der Patient normal atmet. Lassen Sie den Betroffenen nur unbeaufsichtigt, wenn dies unbedingt erforderlich ist, um sich beispielsweise um andere zu kümmern. Es ist wichtig und soll hier nochmals betont werden, nicht reagierende Personen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ständig zu beobachten, um sicherzustellen, dass sie weiterhin normal atmen. 

Jemand droht zu ersticken

Es kann jedem passieren, Babys und Kleinkindern besonders, dass sie sich verschlucken und zu ersticken drohen. Im Falle von Erwachsenen gibt es folgende Schritte zu beachten: 

1. Packen Sie den Betroffenen am Arm und fordern ihn zum Husten auf. 
2. Bleibt das Husten wirkungslos, schlagen Sie ihm bis zu fünf Mal auf den Rücken: Beugen Sie den Betroffenen hierzu vornüber und schlagen (stoßen) Sie mit der Handwurzel fünf mal zwischen die Schulterblätter in Richtung Mundöffnung. 
3. Sind Schläge auf den Rücken unwirksam, drücken Sie bis zu fünf mal auf den Oberbauch (Heimlich-Methode): Stellen Sie sich dafür hinter den Betroffenen und legen Sie beide Arme um seinen Oberbauch. Lehnen Sie den Betroffenen vornüber. Ballen Sie eine Faust und legen Sie sie zwischen Nabel und Brustkorb. Fassen Sie Ihre Faust mit der anderen Hand und ziehen Sie ruckartig nach innen und oben.
4. Wenn der Erstickungsanfall nach fünf Oberbauchkompressionen nicht beseitigt ist, fahren Sie abwechselnd mit fünf Schlägen auf den Rücken und fünf Oberbauchkompressionen fort, bis der Zustand des Betroffenen sich bessert oder der Betroffene bewusstlos wird.
5. Wenn der Betroffene bewusstlos wird, starten Sie die Wiederbelebung.

Bei einem Kind sind die Schritte ähnlich:

Falls Schläge auf den Rücken die Fremdkörperverlegung nicht beseitigen, führen Sie bei Säuglingen Thorax- und bei Kindern abdominelle Kompressionen durch. Wenn der Fremdkörper nicht ausgestoßen wird und das Opfer noch bei Bewusstsein ist, setzen Sie die Abfolge von Rückenschlägen und Brustkompressionen (für Säuglinge) oder abdominellen Kompressionen (für Kinder) fort. Ziel ist, das Hindernis mit einem einzelnen Stoß zu beseitigen. Falls der Fremdkörper erfolgreich ausgestoßen wurde, begutachten Sie den Zustand des Kindes. Es ist möglich, dass ein Teil des Fremdkörpers in den Atemwegen verblieben ist und Komplikationen verursacht. Im Zweifelsfall oder wenn das Kind mit abdominellen Kompressionen behandelt wurde, ist eine dringende medizinische Nachsorge obligatorisch, die auch bei Erwachsenen empfohlen wird.