Mehr Grünflächen in Kronstadt gefordert

Zu wenige und zu entfernte Parkanlagen

Eine grüne Oase inmitten von Plattenbauten – Modell des Parks in der Honigberger Straße. Abb. USR Kronstadt

Wo heute im Burggrund-Tal das Gestrüpp vorherrscht, soll bis Juli 2021 ein Freizeitpark entstehen. Foto: ADR Centru

Vor zehn Jahren wurde Kronstadt/Brașov noch zur „Grünen Hauptstadt” des Jahres 2011 erklärt. Heute ist die Stadt am Fuße der Zinne, die gerne auch als europäisches Reiseziel gelten will, zum Problemfall in Sachen Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel geworden. Der Umweltschutz beschäftigt die Kronstädter inzwischen immer mehr und fordert auch die Lokalpolitiker auf – nicht nur zu einer Stellungnahme, sondern auch zu konkreten Maßnahmen. Was unternimmt die Stadtverwaltung in dieser Hinsicht?

Ihr Verhalten erscheint als widersprüchlich, da einerseits lobenswerte Initiativen zumindest angekündigt werden, andererseits Vorschläge und Projekte der Umweltschutzaktivisten ignoriert oder abgewiesen werden. Hinzu kommt, dass, laut Gerüchten, beim Bürgermeisteramt Entwürfe ausgearbeitet werden, die Fragen und Sorgen in Zusammenhang mit ihrer Umweltverträglichkeit aufwerfen.

Gut ist, dass die Stadtverwaltung neue umweltfreundlichere Stadtbusse angekauft und die Trolleybusse nicht total abgeschrieben hat. Die öffentlichen Verkehrsmittel sollen in Zukunft den eigenen Pkw ersetzen, wünscht sich Bürgermeister George Scripcaru. Eine Sonderspur für Busse auf wichtigen Straßen ist im Gespräch. Mehr Rücksicht und Sicherheit sollten fürs Radfahren bestehen. Mit einem Wort, der Stadtverkehr sollte nicht Pkw-orientiert sein. In der Inneren Stadt besteht sowieso ein chronischer Mangel an Parkplätzen. Lösen da diverse Tiefgaragen-Projekte das Problem oder ermuntern sie nur zusätzliche Autofahrer, zu jedem Anlass ihren Wagen anzulassen und im Stadtzentrum abzustellen? Mehr Parkplätze bedeutet einschließlich mehr Kunden für Restaurants und Hotels, mehr Touristen, zusätzliche Einnahmen. Aber auch ein reger Verkehr mit den dazugehörenden unerfreulichen Begleiterscheinungen: Luftverschmutzung und Lärm. Dass ausgerechnet unter einem Teil des Zentralparks der beste Standort für eine große Tiefgarage wäre, stößt auf das Unverständnis vieler Kronstädter. Denn in dem bald ein Jahrhundert alten Stadtpark würden einige der schönen, wertvollen Bäume mit Topfpflanzen, Zierbüschen und Alleen ersetzt werden.

Der Bedarf an Grünflächen ist in Kronstadt noch lange nicht gedeckt. Vor allem in manchen dicht besiedelten Wohnblockvierteln werden sie vermisst. Mancher Kinderspielplatz vor dem Wohnblock und die Blumenbeete in den Kreisverkehrsinseln sind dafür kein Ersatz. Wer im Park spazieren will oder auf einer der Sitzbänke etwas Ruhe, Entspannung und, im Sommer, frischere Luft sucht, muss dafür lange Wege in Kauf nehmen, was für Rentner oder Eltern mit Kleinkindern beschwerlich sein dürfte. Außer dem erwähnten Titulescu-Zentralpark kommt als echte Stadtparkanlage eigentlich nur der inzwischen stark geschrumpfte ehemalige Tractorul-Park in Frage. Denn die anderen Park-, Spiel- und Freizeitanlagen befinden sich am Fuße der Zinne, entlang der Stadtmauer unterhalb der Zinnenpromenade, nahe der Postwiese (Schaeffler-Park) oder am Stadtrand im Noa-Viertel, also in Randgebieten.

Zwei weitere Projekte für Freizeit-Anlagen, auf die das Bürgermeisteramt verweist, sind im Burggrund-Tal und nahe dem Triaj-Viertel gelegen. Bereits unterzeichnet mit der Leitung der Wirtschaftsregion Zentrum (ADR Centru) ist ein Vertrag für die Umsetzung eines aus EU-Mitteln gefördeten Projektes, das die Einrichtung eines rund 16.000 Quadratmeter großen Freizeitparks in Verlängerung in Richtung Iepure-Gebiet des Burggrundviertels vorsieht. Bis Ende Juli nächsten Jahres soll dort, wo heute Gebüsch und Unkraut wächst, ein Park mit Alleen, Spielplätzen, Fitnessanlagen und einem Übungsplatz fürs Radfahrenlernen entstehen. Die nicht rückzahlbaren Kosten belaufen sich auf rund 1,75 Millionen Euro. Das zweite Projekt gilt einem weiteren Freizeitpark auf einer stillgelegten und inzwischen teilweise begrünten ehemaligen Müllhalde, die keine gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung darstellen soll. Dieser einstige Müllberg liegt links bei der Einfahrt ins Triaj-Viertel. Dort wurden bis 1992 Abfälle wie Schlacke oder Sand von der Tractorul-Gießerei sowie Hausmüll gelagert. Jetzt könnte dort auf 22 Hektar der größte Freizeitpark Kronstadts (einschließlich mit Seilbahnrutschen) entstehen, versichert der Kronstädter Vizebürgermeister Lászlo Barabás.

Kein Interesse hingegen äußerte das Bürgermeisteramt für den Vorschlag, ein ehemaliges, rund 19 Hektar großes Industriegelände in der Honigberger Straße als Parkanlage umzugestalten und zu verwenden. Nutznießer wären die Bewohner der anliegenden Viertel (Florilor, Gării, Scriitorilor, Craiter). Hauptgrund der Vorbehalte bei der Stadtverwaltung sind die damit verbundenen Kosten, denn das Gelände befindet sich in Privatbesitz. Der Eigentümer erhofft sich einen größeren Gewinn, wenn da ein Investor ins Geschäft einsteigt, der eine teure Wohnanlage plant oder der, wie es heißt, bereits mit einer Supermarkt-Kette Verhandlungen führt. Bei der Kronstädter Filiale der Union Rettet Rumänien (USR), die dieses Projekt unterstützt, heißt es, dass der Ankauf aus öffentlichen Geldern gerechtfertigt wäre, weil es sich um die Gesundheit der Stadtbewohner handelt. Die eigentlichen Arbeiten zur Neutralisierung des Bodens und Umgestaltung des Geländes könnten mit EU-Geldmitteln bestritten werden, während das Geld für das Grundstück über ein mehrjähriges Darlehen gesichert wird, gedeckt durch einen Solidaritätsbeitrag von rund 200.000 Kronstädtern (1 Euro/Jahr) und der Kronstädter Unternehmen (10 Euro/Jahr).

Andere Kronstädter Projekte zu einer umweltfreundlichen Gestaltung der Stadt (ein begrüntes Gelände vor dem Sitz der Kreispräfektur zwischen Rudolfsring und Schwarzgasse mit stark eingeschränktem Verkehr; direkter Zugang von der Klostergasse zur Graft-Promenade durch Umwandlung eines improvisierten Parkplatzes unter der Stadtmauer in den „Brassai-Square”; Offenlegung des Tömösch Kanals in der Castanilor-Straße) sind sehr sichtbar und medienwirksam. Sie sollen wohl zeigen, dass die Stadtverwaltung Initiativen zur Stadtverschönerung hat. Es handelt sich aber dabei, betreffend Grünflächen, lediglich um den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein.

Es bleibt zu hoffen, dass in einem aktualisierten allgemeinen städtebaulichen Plan (PUG) die Grünflächen zunehmen und nicht weiter verschwinden und dass den städtischen Wäldern, unter dem Vorwand einer Verbesserung des Zugangs durch die elf Kilometer lange Gorița-Forststraße, nicht eine massive Abholzung bevorsteht.