„Menschenliebe und Heimatliebe haben einen großen Platz in meinem Herzen“

Gespräch mit der aus dem Banat stammenden Autorin Christine Schleifer

Christine Schleifer bei der Vorstellung ihres ersten Liebesromans auf der Burg Altleiningen in der Nähe von Bad Dürkheim, die ebenfalls Schauplatz des Buches ist. Die Laudatio hielt der Bürgermeister a.D. aus Bad Dürkheim, Wolfgang Lutz. Foto: Roger Rachel

Der Roman „Glücksfeuer – Regionales Liebeschaos“ kann bei Christine Schleifer (gerne auch mit Signatur), im Buchhandel und beim Verlag 3.0 bestellt werden. Mehr Infos dazu gibt es auf der persönlichen Webseite der Autorin, www.christine-schleifer.com.

Am 30. Mai wird es 40 Jahre her sein, seitdem die damals achtjährige Christine Schleifer zusammen mit ihrer Familie Westrumänien verlassen hat, um nach Deutschland zu den Großeltern auszusiedeln. Die Lebensgeschichte der aus Baumgarten/Livada im Kreis Arad stammenden und heute in Bad Dürkheim lebenden Frau können Leser in ihrem autobiografischen Roman „Sehnsucht, die mich trägt“ erfahren, 2013 im Verlag 3.0 in Deutschland erschienen. Ende vergangenen Jahres war es wieder soweit: Christine Schleifers erster Liebesroman „Glücksfeuer – Regionales Liebeschaos“ kam auf den Markt. Hauptgestalt ist die 31-jährige Werbedesignerin Marie, die in Bad Dürkheim lebt und arbeitet und auf der Suche nach dem großen Glück ist. Wie dieses Buch entstanden ist und was die Autorin Christine Schleifer sonst noch so plant, erfahren Sie in einem Gespräch, das Raluca Nelepcu mit ihr via E-Mail geführt hat.  

Ihr zweites Buch, „Glücksfeuer“, ist Ende 2019 erschienen. Seit dem Erscheinen Ihres ersten Buches, „Sehnsucht, die mich trägt“, sind sechs Jahre vergangen. Warum diese lange Zeit?
Das Schreiben ist und bleibt (m)ein schönes Hobby. Das erste Buch habe ich aus einem inneren Drang heraus geschrieben. Das zweite Buch habe ich aus reiner Lust geschrieben. Ich denke, ich werde auch weiterhin immer dann schreiben, wenn ich Lust dazu habe. Vollkommen egal, welche Zeit dazwischenliegt. Außerdem habe ich viele berufliche und private Verpflichtungen, denen ich allen gerne nachkomme. Niemand und nichts sollen, nach Möglichkeit, zu kurz kommen.

In Ihrem autobiographischen Band „Sehnsucht  die mich trägt“ erzählen Sie über Ihre Kindheitsjahre in Baumgarten, über Ihre Auswanderung nach Deutschland und Ihren weiteren Lebenslauf in der „neuen Heimat“. „Glücksfeuer“ ist ein Liebesroman. Wieviel Prozent sind darin Wirklichkeit und wieviel Phantasie?
60 Prozent Wirklichkeit und 40 Prozent Phantasie.

Sie sind 1980 nach Deutschland ausgewandert und haben 30 Jahre lang Ihren Heimatort Baumgarten nicht mehr gesehen. 2017 waren Sie dann erstmals wieder im Banat. Wie war das Wiedersehen mit Ihrem Heimatort? Wann planen Sie, das Banat wieder zu besuchen?
Das Wiedersehen ging dermaßen in die Tiefe, dass ich darüber sehr ausführlich und authentisch in der Fortsetzung der „Sehnsucht…“ erzählen werde. Es war so, als wäre alles vorausgeplant gewesen. Ich war irgendwie immer zur richtigen Zeit am passenden Ort. Die Menschen, die mir begegnet sind, die Dinge, die mir dort passiert sind. All das ist äußerst schwierig, in nur wenigen Worten auszudrücken. In Baumgarten habe ich mich besonders heimisch in meinem Elternhaus und in unserer Kirche gefühlt. Ein Gefühl (wie damals, als Kind) von Sicherheit und Geborgenheit ummantelte mich, immer, wenn ich die Augen geschlossen habe. Unentwegt dachte ich an die Person, mit der ich das gerne vor Ort zusammen erlebt hätte. Leider konnte ich von diesem Menschen nicht in mein Heimatland begleitet werden. Dieses Jahr im Oktober habe ich tatsächlich einen Besuch im Banat geplant. Begleiten wird mich meine Cousine Monika. Darauf freue ich mich unendlich. Hoffen wir, dass die aktuelle Situation sich bis dahin beruhigt und wir alle gesund und zuversichtlich miteinander und für-einander weiterleben können.

War die Tatsache, dass Sie eine Banater Schwäbin sind,  ein Vorteil oder eher ein Nachteil nach Ihrer Ankunft in Deutschland?
Aus heutiger Sicht ein Vorteil. Ich sprach deutsch, kannte Sitten und Gewohnheiten und konnte mich so schnell zurechtfinden und einleben.

Sie haben 2015 für das Bürgermeisteramt Bad Dürkheim kandidiert. Wieso empfanden Sie es als wichtig, sich auch politisch in Ihrer Stadt zu engagieren?  
Ich war besorgt um die Weiterentwicklung der Stadt. Ich hatte die Befürchtung, dass es unter anderem mit der Therme nicht mehr so weitergeht, wie ursprünglich beabsichtigt. Dem wollte ich entgegenwirken.

Ich traute mir zu, die nötige Power zu haben, diese Stadt in die Zukunft zu führen.

Ich gehörte keiner politischen Gruppierung an, keiner Partei und hatte den Mut, alleine anzutreten. Der Grund dafür war meine Unzufriedenheit. Im Moment bin ich auch noch nicht zufrieden und ich würde, wenn sich diese Frage stellt, immer noch eine unabhängige Bürgermeisterin werden wollen.

Sie sind im Tourismusbereich in Bad Dürkheim tätig, das auch die Kulisse für Ihr jüngstes Buch „Glücksfeuer“ bietet. Einer der Schauplätze ist zum Beispiel der bekannte und beliebte Wurstmarkt. Der Roman wirbt praktisch für Bad Dürkheim. Glauben Sie, dass Bad Dürkheim mehr Tourismusförderung nötig hat?
Zunächst einmal war ich 24 Jahre im Kur- und Tourismusbereich in Bad Dürkheim tätig. Die letzten Jahre fast ausschließlich in meiner Funktion als Betriebsratsvorsitzende. So oder so immer zum Wohlergehen der Menschen in dieser Stadt.

Aktuell arbeite ich als Eventmanagerin/Marketingleitung in einem mittelständischen Unternehmen unweit von Bad Dürkheim.

Zu Ihrer Frage: Gut sind wir positioniert mit dem Wurstmarkt, den Weinfesten, all den schönen Landschaften u.v.m. Es gibt bereits sehr viel Tourismusförderung. Qualitativ könnte man diese aber verbessern und das Geld effizienter einsetzen.  Den Gesundheitsaspekt hingegen hat man sträflich vernachlässigt. Von der geplanten „Gesundheitsstadt Bad Dürkheim“ als Alleinstellungsmerkmal sind wir derzeit noch ein Stück weit entfernt. Den Gesundheitssuchenden bleiben derzeit die Saline und der neue Kurpark. Für eine Kurstadt wie ich sie mir vorstelle zu wenig! Ich habe es trotz größter Mühe nicht geschafft, der Stadt den letzten Kurbetrieb (das Thermalbad) zu erhalten. Sollte die neue geplante Therme eröffnet werden, werbe ich heute schon gerne für sie und somit auch für die „Gesundheitsstadt Bad Dürkheim“. Aktuell in meinem und durch meinen Roman „Glücksfeuer“. Das haben Sie sehr richtig erkannt.  

Was können Touristen in Bad Dürkheim entdecken? Was würden Sie Reisenden unbedingt empfehlen?
Besuchen Sie die Schauplätze meines Buches, insbesondere den neuen Kurpark und den Gradierbau. Bad Dürkheim liegt direkt am Pfälzerwald. In diesem kann man auf seinen zahlreichen Wanderwegen zu jeder Jahreszeit spazieren gehen, wandern und die Seele baumeln lassen. Vor allem aber an den Wochenenden im Sommer, wenn dort zahlreiche Hütten des Pfälzerwald-Vereins und der Naturfreunde zum Verweilen bei guter Pfälzer Küche einladen. Man muss sich aber nicht nur auf Bad Dürkheim konzentrieren, wenn man einen Aufenthalt hier plant. Im Umkreis gibt es viele sehenswerte Städte wie z. B. Speyer am Rhein mit seinem Kaiser- und Mariendom. Kleine Dörfer mit ihren Winzerhöfen, eingebettet in die malerische Weinberglandschaft der Deutschen Weinstraße, laden ein zu traumhaft schönen Tagesausflügen, so z. B. Sankt Martin. Ein idyllischer Wein- und Luftkurort mit vielen  schmalen Gassen, schönen Fachwerkhäusern, urigen Winzerhöfen und dem freigelegten Kropsbach. Wirklich ein sehr romantischer Ort, den ich Reisenden gerne empfehle.

Sie planen, eine Fortsetzung zu „Sehnsucht die mich trägt“ zu schreiben. In welcher Phase befindet sich das Projekt?
Ich müsste nur anfangen zu schreiben. Ich weiß genau, wie es nach dem ersten Teil weitergeht.

Ich würde den Lesern folgende Fragen beantworten: Was habe ich nach der Veröffentlichung der „Sehnsucht…“ erlebt? Welche Menschen habe ich kennengelernt? Was habe ich nach 30 Jahren bei meiner Rückkehr in mein Geburtsland/Heimatdorf erlebt? Wie hat mich der Besuch dort persönlich verändert? Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Welche Lehren daraus gezogen? Was blieb unbeantwortet? Was hat sich in meinem eigenen Leben ereignet?

Erst neulich habe ich für mich erkannt, dass ich meine Heimatliebe zu Baumgarten in meinem ersten Buch: „Sehnsucht die mich trägt“, zum Ausdruck gebracht habe und meine Heimatliebe zu Bad Dürkheim in meinem zweiten Buch: „Glücksfeuer“. Das war mir zu Beginn gar nicht so bewusst.

Interessant ist, für beide Heimatorte bzw. Gemeinden übernahm ich zum 1. Januar je ein Ehrenamt. Für Baumgarten (und Sentlein) als HOG-Vorsitzende und für Bad Dürkheim als Mitglied im Gemeindeausschuss. So finden der heilige Sankt Wendelin aus der katholischen Kirchengemeinde Baumgarten und der heilige Sankt Ludwig  aus der katholischen Kirchengemeinde Bad Dürkheim in mir und meiner Lebensgeschichte zusammen. Auch das wird, wie alles im Leben, seinen Grund haben und unter anderem Teil meines Buches werden.

Menschenliebe und Heimatliebe haben einen großen Platz in meinem Herzen, ganz egal, wie lange ich Menschen oder Orte auch nicht sehe. Die Liebe ist immer präsent. Mein Herz verfügt über keine Zeit-Uhr. Am Ende bleibt die Liebe, so mein Glaube in der Hoffnung. Das wären meine angedachten Schlussworte im 2. Teil der „Sehnsucht die mich trägt“, so viel sei verraten.