Mitbringsel

Foto:sxc.hu

Ein Mitbringsel ist ein meist zweckloses, nicht allzu teures Symbolobjekt, das man als Reisender den Zuhausgebliebenen mitbringt, um stolz zu demonstrieren, dass man tatsächlich in Paris, London oder in der Südsee war und nicht bloß bei der Oma in Hintertupfing. Eiffeltürme als Schlüsselanghänger zum Beispiel, Kühlschrankmagneten in Form eines Bayerischen Weißbiers vom Münchner Oktoberfest oder Muschelketten von der Costa Brava. Aus Rumänien bringt man bevorzugt Draculatassen, -T-Shirts oder -aschenbecher mit, egal ob man in Schäßburg, Suceava, Temeswar oder Baia Mare war, für deren historische Glaubwürdigkeit das blutunterlaufene Gesicht von Vlad Ţepeş herhalten muss, obwohl der Walachenfürst weder Vampir war, noch mit den meisten Orten, an denen er verkauft wird, in irgendeiner Verbindung stand. Trotzdem gilt die fiktive Romanfigur Dracula weltweit als bekanntestes Symbol für Rumänien – außer Ceauşescu vielleicht, der sich aber seit gut zwei Jahrzehnten selbst auf Aschenbechern ungünstig ausnehmen dürfte.

Manchmal ist das Mitbringen von Kleinigkeiten aber auch dazu gedacht, die Daheimgebliebenen zu beschwichtigen. Wenn der Knirps auf den Ausflug nach Bran schon nicht mitdurfte, dann soll er wenigstens einen fluoreszierenden Stachelball, eine aufblasbare grüne Kuh oder einen hysterischen Lachsack von dort bekommen. Dies alles gibt es zwar auch im Unirea Zentrum in Bukarest, aber von dort gekauft, hat es keinen Reiz. Es sei denn, der Reisende kommt vielleicht aus Bran und möchte seinem Sprössling etwas „Typisches“ aus der Hauptstadt mitbringen.

Wer einmal quer durchs Land gereist ist, weiß, dass fluoreszierende Stachelbälle, grüne Reitkühe und Lachsäcke typisch für überall sind. Vielleicht sogar für weltweit überall, denn produziert werden sie in China, von wo aus sie sich wie eine Invasion durch aller Herren Länder über den halben Erdball blinken, muhen und lachen. Bis sie freudig über die rumänische Grenze schwappen und von dort das ganze Land blinkend, muhend und hysterisch lachend überschwemmen. Deshalb gibt es sie in ausnahmslos jedem der mindestens 20 identischen Andenkenläden in Schäßburg, aber auch an allen Ständen, die den Straßenrand der Serpentinen von Sinaia bis Predeal säumen, ja sogar auf 2000 Höhenmetern an der Transfogarascher Hochstraße, im noblen Kurbadeort Sovata oder in den Korbflechter- und Töpferbuden des Szeklerlandes, wo sie sich neben kunstvoll bemalten Original Palinca-Krüglein „Made in China“ und industriell geschliffenen rustikalen Holztellern größter Beliebtheit erfreuen.

Dann gibt es noch typische Mitbringsel für die Kumpels vom Stammtisch oder vom Kegelverein, die sich offenbar am meisten über frivole Klo-Kalender mit anzüglichen Karikaturen und Sprüchen unter der Gürtellinie freuen. Endlich hat man diese nun auch ins Rumänische übersetzt, denn in anderen Ländern wird so was kaum noch gekauft (vielleicht, weil alle schon einen haben). Auf Fernfahrerparkplätzen hingegen springen einem Stände mit einschlägigen Badetuchgalerien ins Auge, von denen barbrüstige kurvenreiche Blondinen lächeln. Wem bringt man eigentlich so was mit? Ob sich damit der einsame Wolf in der Fremde schon beim morgendlichen Gesichtwaschen tröstet?

Das richtige Mitbringsel für alle Daheimgebliebenen zu finden, kann mitunter ganz schön schwierig sein. Am einfachsten von allen sind jedoch Frauen zu beschenken. Am besten sucht man hierfür etwas Symbolisches, Kleines, Landestypisches – mit mindestens 14 Karat. Ein zweckloses Objekt, wie schon eingangs erwähnt, nur diesmal halt nicht ganz so billig...