Monochrom gebannter Metallklang großer Vergangenheit

In Reschitza wurden früher Bahnbrücken und Schiffsanker gebaut

Hannelore Baier (links), Ex-Redakteurin der ADZ, und Beatrice Ungar (rechts), Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, schritten manche Fotos und Schautafeln der Ausstellung und Vernissage gemeinsam ab. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Als eine „Nischen-Ausstellung“ wären die zig historischen Schwarzweißaufnahmen im Zweitraum der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst zu verstehen, wenn man Dr. Alexandru Constantin Chituță Glauben schenkt. In der Tat dürfte es die Bilderreihe „Glühender Stahl und rauchende Schlote. 300 Jahre Industriegeschichte des Banater Berglands“ nicht einfach haben, als Wanderausstellung in Hermannstadt/Sibiu Lust auf mehr Informationen über die längst schon verflogenen Spitzen-Jahrzehnte der Schwerindustrie Rumäniens zu entfachen. Den vier Gastgebern der Vernissage am Mittwochnachmittag, dem 13. Juli, bedeutete die geringe Aussicht auf ein dauerhaftes Ansteigen der Wertschätzung für die ehemals voll ausgelasteten Stahlwerke und Hochöfen von Reschitza im Kreis Karasch-Severin trotzdem keinen Grund, die erstmals Ende November 2018 im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm (DZM) vorgestellte Ausstellung nicht auch in Hermannstadt für die Dauer eines Monats aufbieten zu lassen. Ein bitterer Nachgeschmack ist ihr bereits auf jeden Fall eigen, wie der eingangs zitierte Chefreferent des Brukenthalmuseums für Bildung, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit feststellte. Ein Foto sage jedoch genauso viel aus wie tausend Wörter, so dass Dr. Chituță glücklich schien, seinen drei Mitrednern das Zepter der Stunde weiterreichen zu können.

Über „die Arbeit, das Leben, die Leidenschaft und die Liebe“, die vor langer Zeit in den Werkhallen von Reschitza an den Tag gelegt wurden, ist auch Dr. Valentin Trifescu vom Kuratoren-Team des Brukenthalmuseums voll und ganz im Bilde. Etwa 25 Personen hatten sich aus Neugierde vor die Schautafeln und Fotos treiben lassen. Dr. Dacian Rancu, interimistischer Direktor des Museums des Banater Montangebiets, nahm nicht unzufrieden Notiz davon, wo doch dieselbe Ausstellung „Glühender Stahl und rauchende Schlote“ 2021 am Tag ihrer Eröffnung in der Außenstelle Reschitza der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca (UBB) „nur acht bis zehn Personen“ um sich zu scharen vermocht hatte. Den ausführlichsten Kurzvortrag steuerte selbstredend Dr. Rudolf Gräf, Professor an der UBB und Direktor des Forschungsinstituts für Geisteswissenschaften Hermannstadt, bei. „Denken Sie an die Personen auf den Fotos hier, sooft sie eine Glühbirne betätigen, einen Zug besteigen oder eine Bahnbrücke befahren!“, mahnte der aus Reschitza gebürtige Historiker freundlich an, das von seinem Vorredner Dr. Alexandru Constantin Chituță gewählte Prädikat einer „Nischen-Ausstellung“ bestätigend. Der Prorektor der UBB punktete zudem mit der Information, dass sämtliche große und noch heute befahrene Bahnbrücken von Bratislava bis Odessa in Reschitza gebaut wurden. Und sehr bewusst führte er den 1718 unter österreichischer Hoheit implementierten Sozialschutz der Werksangestellten ins Feld, der schon zur Gründungszeit vor 300 Jahren einer sozialdemokratischen Richtlinie entsprach und seinen Nutznießern viel später Gefängnishaft sowohl unter Antonescu als auch Ceau{escu einbrachte. „Weil sie weder mit den Nazis noch den Kommunisten zusammenarbeiten wollten.“ Für die Männer der Mitte aus dem Industriegebiet des Banater Berglands hatten sogar George Enescu und Ciprian Porumbescu großes Lob übrig. „Die ersten Blaskapellen und Chöre Rumäniens wurden im Banat gegründet.“, erinnerte in Hermannstadt Dr. Alexandru Constantin Chituță. Einige der vielen Fotos von Fotograf Hermann Heel (1895-1964), zu Lebzeiten als „Moni Heel“ bekannt und geschätzt, zeigen es in der Ausstellung „Glühender Stahl und rauchende Schlote“ stilecht an, das musikalische Können der Stahlwerk-Arbeiter aus dem Reschitza vergangener Epochen. Das Ende der Frist, sich in der Abteilung des Brukenthalmuseums für Zeitgenössische Kunst bildlich davon zu überzeugen, fällt auf den 14. August. Hunedoara und Temeswar sollen ebenfalls zu nächstmöglichen Zeitpunkten als Standorte der Wanderausstellung folgen.