„Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg!“

Gespräch mit Michael Schmidt, Mitgründer der „Haferlandwoche“

Michael und Veronica Schmidt stellten sich nach der Pressekonferenz zu einem Foto. | Foto: M&V Schmidt Stiftung

Die „Haferlandwoche“, das alljährliche Festival zur Förderung der Kultur der Siebenbürger Sachsen, feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen und findet vom 29. bis zum 31. Juli das zweite Jahr in Folge unter Schirmherrschaft des Staatspräsidenten Klaus Johannis statt. Das Kulturfest wurde 2012 von der M&V Schmidt Stiftung und der Peter Maffay (Tabaluga-) Stiftung zur Förderung der Kultur und Traditionen der Siebenbürger Sachsen initiiert. Die ersten neun Auflagen wurden insgesamt von 18.000 Gästen besucht. Die Gäste erfreuen sich im Laufe der drei Festivaltage an Konzerten in den Festungskirchen, siebenbürgischen Gerichten,  Volksmusik und -tänzen, Trachtenumzügen und Handwerkausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen, Buchvorstellungen und Fahrradrouten und können an Workshops für Töpferei, Malerei auf Holz und Leinwand, Filzen usw. teilnehmen. Die Jubiläumsausgabe der „Haferlandwoche“ wird mit der Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen veranstaltet. Mitgründer Michael Schmidt unterhielt sich nach einer Pressekonferenz zum Festival mit ADZ-Redakteurin Cristiana Scărlătescu.

Herr Schmidt, wie ist Ihnen die Idee eines siebenbürgischen Kulturfests im Herzen Rumäniens eingefallen?
Die Idee des Kulturfests fiel meinem Freund Peter Maffay und mir 2011 ein, also ein Jahr vor der ersten Veranstaltung. Peter hatte mich in jenem Sommer zum Tag der offenen Tür in seinem Heimatort Radeln eingeladen. So sind wir beide auf die Idee gekommen, zusammen eine Kulturwoche zu veranstalten, zumal mir auch meine Frau Veronica gesagt hatte, es wäre schade, nichts für meine Heimat und zum Wohl der Landsleute zu tun. Eine Woche später fanden wir auch den Namen „Haferlandwoche“ (rum. Săptămâna Haferland) für das Kulturereignis. Dies ist auf die Haferkultur, die im siebenbürgischen Gebiet zwischen Reps und Schäßburg wegen des rauen Klimas angebaut wird, zurückzuführen. Unser Ziel war, so viele Menschen wie möglich hierher zu locken, um die siebenbürgisch-sächsische Kultur und das örtliche Brauchtum zu fördern. 

Dieses Jahr feiert die „Haferlandwoche“ ihren zehnten Gründungstag. Können Sie sich noch erinnern, wie die erste Auflage des Festivals abgelaufen ist?
Sicher, die erste Auflage der „Haferlandwoche“ ist sehr gut beim Publikum angekommen. Zum Beispiel haben sich damals viele Landsleute aus meinem Geburtsort Deutsch-Kreuz, die schon lange nach Deutschland umgesiedelt sind, daran beteiligt.
   
Sie haben die Entwicklung des Festivals im Laufe der zehn Ausgaben verfolgt und miterlebt. Welches waren die größten Herausforderungen bei der Veranstaltung der „Haferlandwoche“? 
Herausforderungen haben wir mit großem Genuss angenommen und es hat jedes Mal Spaß gemacht, sie zu bewältigen. Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg! Wenn man sich dies als Motto nimmt, dann ist der Erfolg garantiert und das motiviert einen, noch mehr zu machen.
Wir haben uns ja vorgenommen, uns jedes Jahr ein anderes Thema für das Kulturfest  auszudenken, wie Bildung, Handwerk, Traditionen, Volkstum usw. Um dieses Konzept herum wollen wir den Leuten aus den einzelnen Dörfern Ideen geben, etwas in diesem Rahmen zu unternehmen.

Wie schaffen Sie es, die Veranstaltung der „Haferlandwoche“ von Bukarest aus zu koordinieren?
Tja, Organisation ist’s halbe Leben (lacht)! Man muss gute Leute haben, denn selber schafft man nicht alles. Ich habe tatsächlich ein gutes Team und es ist jetzt mittlerweile auch eine Routine geworden. Aber jedes Jahr lernt man immer was hinzu. Es werden dann Ideen von den einzelnen Dörfern eingebracht, die wir aufnehmen und umzusetzen versuchen. 
Es gibt ein ständiges Hin und Her für die Mitarbeiter der M&V Schmidt Stiftung, aber ich habe Leute auch vor Ort sowie Verantwortliche und Initiatoren in den anderen Dörfern. Wir haben zum Beispiel dieses Jahr mit der Planung schon im frühen Frühjahr, also schon im Februar angefangen. Im März haben wir die erste Besprechung online gehabt.
 Die Kommunikation verläuft nun viel effizienter infolge der Pandemie (lächelt). Früher wäre niemand auf die Idee gekommen, das Festival aus dem Homeoffice zu organisieren oder es sogar online live zu übertragen, aber es geht ja wunderbar.

Können wir aufgrund der Tagung der Deutsch-Rumänischen Industrie und Handelskammer IHK im Rahmen der „Haferlandwoche“ mit der Anwesenheit von wichtigen Unternehmern der deutsch-rumänischen Wirtschaftsszene und besonderer Gäste wie Botschafterinnen und Botschafter deutschsprachiger Staaten rechnen? 
Auf jeden Fall, das ist auch die Idee! Mehrere Gäste wurden über die IHK eingeladen, aber dieses Jahr gibt es eine politische Angelegenheit: Es werden 30 Jahre bilaterale Freundschaft und Partnerschaft zwischen Deutschland und Rumänien gefeiert, und sicher werden mehrere Botschafterinnen und Botschafter dabei sein: der deutsche Botschafter zu Bukarest, die rumänische Botschafterin aus Berlin, der israelischen Botschafter, die österreichische Botschafterin zu Bukarest. Sogar der rumänische Außenminister hat zugesagt. Als Vertreterin der deutschen Schirmherrschaft wird Barbara Stamm, eine große Freundin Siebenbürgens und gewesene Parlamentsvorsitzende des bayerischen Landtags, bei uns zu Gast sein. Siebenbürgen liegt ihr am Herzen und sie wird uns mit ihrer Anwesenheit ehren. 

Welche Neuigkeiten bringt das Festival mit sich dieses Jahr?
Weil für uns die Bildung einen sehr hohen Stellenwert hat, werden wir uns dieses Jahr auch mit dem Bildungswesen beschäftigen. 2022 geht es um die Förderung der interkulturellen Bildung und des Umweltschutzes. Übrigens werden meine Frau Veronica und unsere Tochter auch ihr bereits veröffentlichtes Märchenbuch mit ihren Lieblingsgeschichten vorstellen. 

Wir haben auch etwas von drei Bällen gehört. Ist das richtig?
Ja, bis jetzt gab es immer nur einen Ball, meistens Samstagabend. Letztes Jahr haben wir außer dem üblichen Ball in Deutsch-Kreuz auch einen in Deutsch-Weißkirch am Freitagabend organisiert. Es ist sehr gut beim Publikum angekommen und wir wollen heuer auf diese Initiative zurückgreifen. Das bedeutet, dass jeden Abend in irgendeinem Dorf ein Ball abgehalten wird, denn die Veranstalter aus den anderen Dörfern wollen einen Ball auch in ihrem Dorf organisieren. Der Hauptball findet selbstverständlich am Samstagabend in Deutsch-Kreuz statt, wo wir eine sächsische Musikband aus Deutschland engagiert haben. Wir hoffen, viele ausgewanderte Jugendliche zu motivieren, wieder hierher zu kommen, so dass sie sehen, dass man auch hierzulande etwas unternehmen kann und nicht nur in Dinkelsbühl.

Wir bedanken uns für das angenehme Gespräch und wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg! 


HAFERLANDWOCHE 2022: PROGRAMM

FREITAG, 29. Juli

Arkeden, von 10.30 bis 14 Uhr, in der Wehrkirche
10.30 – 11.00   Fanfarenmusik
11.00 – 12.00   Offizielle Eröffnung der „Haferlandwoche“
12.00 – 12.30   Vortrag zum siebenbürgisch-sächsischen Leben in Arkeden von Pfarrer Johannes Halmen (deutsch/rumänisch)
12.30 – 14.00   Siebenbürgische Musik, Tanz, Theater
11.00 – 14.00   Workshop für Kinder
12.30 – 14.00   Brunch (kostenpflichtig, mit Voranmeldung bei Tel: 0737-375048 / 0768-142475)
Klosdorf, von 15 bis 17 Uhr im Dominic Boutique
15.00 – 16.30   Jazzkonzert
16.30 – 17.00   Schau mit mittelalterlichen Volkstrachten
Keisd von 17.30 bis 19 Uhr
17.30 – 19.00   Vortrag in der Wehrkirche zur Rolle der Gemeinschaft in den Dörfern des Haferlandes, Gastsprecher: Cătălin Ștefănescu
20.00 – 02.00   Siebenbürgischer Ball in der Kulturherberge in Klosdorf mit der Band Trio Saxones (Eintritt kostenpflichtig)

SAMSTAG, 30. Juli
Radeln, von 11 bis 13 Uhr in der Kulturherberge
Musik- und Tanzdarbietungen von den Schülern des Afterschool-Programms der Tabaluga-Stiftung und der Folkloregruppe Junii Săceleni aus Siebendörfer/Săcele
Bodendorf, von 13.30 – 15 Uhr in der Wehrkirche
13.30 – 13.45   Fanfarenmusik
13.45 – 14.00   Reden der örtlichen Beamten
14.00 – 14.45   Siebenbürgische Musik und Theater
14.45 – 15.00   Vortrag zur deutschen Kultur in Siebenbürgen von conf. dr. Adina Lucia Nistor
Reps, von 16 bis 19 Uhr in der Stadtmitte
16.00 – 16.30   Reden der örtlichen Beamten
16.30 – 17.00   Vortrag „Reps als Kurort – Geschichte oder Zukunft” der Architektin Noémi Simó
17.00 – 17.30   Traditionelle siebenbürgisch-sächsische Tänze
17.30 – 19.00   Förderung junger lokaler Talente (Musik, Tanz, Rezital)
Hamruden, von 19 bis 20 Uhr in der Wehrkirche
19.00 – 20.00   Orgelkonzert in der evangelischen Kirche
20.00 – 02.00   Siebenbürgischer Ball in der Wehrkirche in Hamruden mit der Band Schlager Taxi (Eintritt kostenpflichtig)

SONNTAG, 31. Juli
Deutsch-Kreuz, von 10.30 bis 17.30 Uhr in der Wehrkirche
10.30 – 11.00    Die Fanfare spielt auf dem Hügel
11.00 – 12.00  Gottesdienst in der Wehrkirche mit anschließendem Orgelkonzert
12.00 – 12.15   Die sächsische Fanfare empfängt die örtlichen Beamten mit Musik beim Verlassen der Kirche
12.15 – 13.30   Reden der lokalen Beamten
13.30 – 17.30   Siebenbürgisches Kulturprogramm (Tänze, Musik, Theater, Workshops für Töpferei, Holzmalerei und traditionelles Handwerk)
Meschendorf, von 15 bis 18.30 Uhr in der Wehrkirche
15.00 – 15.30   Begrüßung und festliche Eröffnung mit Fanfarenmusik 
15.30 – 18.30   Fotoausstellungen und Textplatten zur „Nachhaltigkeit in den siebenbürgischen Dörfern“
Ökomarkt: Vorstellung, Kostproben und Verkauf von organischen Lokalprodukten
Ausstellung mit siebenbürgischen Gegenständen und Trachten aus der Privatsammlung von Hermine Antoni im Kirchhof
16.00 – 16.30   Orgelkonzert in der evangelischen Kirche
16.30 – 17.15   Musik vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen
17.15 – 18.30   Besuch beim „Haus für Kinder“ des Vereins Meschendorfs Kinder e.V. und Spielaktivitäten für Kinder im Kirchhof
 Deutsch-Weißkirch, von 17 bis 20 Uhr in der Wehrkirche
17.00 – 19.00    Klavierkonzert von Johann Markel und Buchvorstellung von Dagmar Dusil
19.00 – 20.00   Musikdarbietung von SoNoRo
20.00 – 02.00   Siebenbürgischer Ball im Pfarrhaus mit der Radu S. Band (Eintritt kostenpflichtig)