„Müllfabrik“ und keine Berge von Müll

Kreisrat verspricht moderne Abfalltrennungs-Anlage bei Tartlau

Die ökologische Müllhalde von Fin-Eco bei Săcele.
Bild: Fin-Eco

Über ein modernes, integriertes System für Abfallmanagement im Kreis Kronstadt/Bra{ov wurde in den letzten Jahren beim Kreisrat viel gesprochen und versprochen. Tatsache ist, dass heute der Kreis Kronstadt einer der wenigen Landeskreise ist (zusammen mit Gala]i, Buz˛u und Ilfov), in denen so ein Management nicht eingeführt werden konnte. Gründe dafür werden viele genannt, in erster Linie der fehlende gemeinsame Wille der lokalen politischen Kräfte in der Umsetzung dieses so wichtigen und aktuellen Vorhabens. Das könnte die Bürgermeisterämter der Städte und Gemeinden, letztendlich jeden Bürger, teuer zu stehen kommen, denn die Müllrechnungen werden immer teurer werden. Außerdem drohen seitens der Europäischen Union hohe Strafen, weil in dieser Angelegenheit (wie auch bei der Luftverschmutzung durch Feinstaub) ein Vertragsverletzungsverfahrens („infringement“) eingeleitet werden könnten.

Für die Umsetzung einer EU-konformen Verwaltung des Abfalls ist beim Kreisrat dessen stellvertretender Vorsitzender Zoltan Szenner (USR-PLUS) zuständig. Dieser nennt als Hauptproblem das Festlegen des Standortes des zukünftigen Zentrums für Verarbeitung, Sortierung und Wiederverwertung des Abfalls. Denn dieser muss einige für Umweltschutz und Gesundheit wichtige Kriterien erfüllen. Nach intensivem Suchen und zahlreichen Ablehnungen der angesprochenen Lokalbehörden (z.B. in Zeiden/Codlea, S˛cele, Wolkendorf/Vulcan, Budila, Teliu, Marienburg/Feldioara) hat Szenner vor einigen Wochen eine Variante vorgestellt, die diesen Kriterien entspricht und die als erfolgversprechend gelten könnte: Es handelt sich um ein Grundstück, drei Kilometer von Tartlau/Prejmer entfernt, mitten im Feld gelegen. Beim Eigentümer, so Szenner, soll es sich um einen ausgewanderten Tartlauer Sachsen handeln, der das Grundstück (rund 13 Hektar groß) zu einem nicht überzogenen Preis, den man sich in Bezug auf den Kreishaushalt auch leisten kann, veräußern will. Dafür soll es bereits eine schriftliche Absichtserklärung geben.

Wichtig wäre nun für den Kreisrat, dieses Projekt nicht gegen den Willen der Tartlauer durchzuziehen. Denn da gibt es auch gewisse Vorbehalte.

Szenner spricht von einer „Müllfabrik“, von einem modernen Betrieb, in dem in geschlossenen Hallen mit Betonboden der Müll verarbeitet wird. Er besuchte ähnliche Anlagen in Rumänien, informierte sich über die Art und Weise, wie diese in anderen EU-Staaten funktionieren und stellte seine Erkenntnisse in den sozialen Netzwerken zur Verfügung. Das Grundwasser werde nicht verseucht, weil in den Hallen nichts in die Erde einsickere; Vögel oder Nagetiere würden sich nicht ansammeln, denn es gäbe keine Berge von Müll, so dass auch keine unangenehme Gerüche verbreitet werden, selbst während des Gärungsprozesses bei der Bildung von Humuserde. Zudem sind Luft- und Wasserfilter vorgesehen. Diese Anlage werde auch zwischen 80 und 100 Arbeitsplätze sichern. Hinzu kommen Einnahmen für das Lokalbudget aus Steuern und Gebühren, die der Entwicklung Tartlaus zu Gute kommen werden. Die Entfernung zu den nächsten Häusern beträgt drei Kilometer, also mehr als gesetzlich vorgesehen. Eine Direktverbindung zur DN 10 wird geplant, die später als Teil einer Tartlauer Umleitung ausgebaut werden kann. Dass täglich zwischen 60 und 70 Lkws mit Müll anfahren und leer wieder abfahren, sei für die Tartlauer nicht direkt spürbar und bei einer täglichen Verkehrfrequenz von fast 7000 Fahrzeugen auf der DN 11 und fast 5000 auf der DN 10 können die zusätzlichen unter hundert Laster nicht als echte Belastung betrachtet werden.

Ausschlaggebend bleibt die günstige geographische Lage: Die Abfalltrennungs-Anlage befindet sich in dem vorgesehenen 30-Kilometer-Umfeld von Kronstadt – dem wichtigsten Müll-Lieferer des Kreises –, aber auch nicht zu weit entfernt von der von Fin-Eco betriebenen ökologischen Müllhalde, die zwischen Kronstadt und Săcele liegt. Beim Kreisrat wird versichert, dass auch touristische Sehenswürdigkeiten, wie die Tartlauer Kirchenburg oder unter Naturschutz stehende Gebiete, wie das benachbarte Feuchtareal, durch die zukünftige Investition nicht in Mitleidenschaft gezogen würden.

Diese Müll-Verarbeitungsstelle in Tartlau wird nicht die einzige dieser Art im Kreis Kronstadt sein. Eine zweite, etwas kleinere, ist auch in Beclean, neben Fogarasch/Făgăraş geplant. Dabei handelt es sich um einen zweiten Anlauf in der Umsetzung eines solchen Projektes, da ein erster am Widerstand der Fogarascher gescheitert ist. Eine Müll-Sammel- und -Transferstelle gibt es bei Reps, so dass für die Ortsbevölkerung nicht so hohe Transportkosten wie bis nach Kronstadt-Tartlau in Rechnung gestellt werden. Die Abfallstrategie sieht noch die Einrichtung von Sammelstellen in den Städten des Kreises vor, wo sperriger, aber nicht umweltschädlicher Abfall (wie etwa Möbel) gesammelt und gelagert wird. In Kronstadt sollen ebenfalls zwei oder drei solche Sammelstellen eingerichtet werden, wobei die Identifizierung der dafür notwendigen Grundflächen sich als schwierig erweist. Denn diese Höfe müssen an entgegengesetzten Eckpunkten Kronstadts eingerichtet werden.

Die Umsetzung des integrierten Managementsystems für den Abfall setzt Kosten von gut hundert Millionen Euro voraus – eine Summe, die der Kreisrat nicht zur Verfügung hat. Allein das Kernstück dieses Systems, die Tartlauer Anlage, kostet rund die Hälfte dieser Summe. Ohne EU-Fonds ist deshalb dieses bereits stark in Verzug geratene Projekt nicht machbar.