„Musik ungeklärter Herkunft”

hallo

„Das Überlaufen von Milch verhindert man, wenn man eine Sohle aus Samt in die Schuhe legt“ (1996) dfssd

„Ich glaube diese Arbeit spricht über das Konzept, dass die Familie den Mann für die Tochter wählt. Diese lehnt die Hochzeit ab und wird kritisiert, weil sie ihre eigene Zukunft zerstöre. Letztendlich sehen wir eine schöne, stolze, lächelnde Frau, die einst junge Tochter, die es, trotz der Vorwürfe der Eltern, im Leben geschafft hat.“ „Ich sehe in dieser Zeichnung eine starke Frau, die gerne Geschichte studiert“. „Ich finde, in dieser Malerei ist eine Parallele zwischen alter und neuer Kunst zu sehen“. „Das Orange in diesem Bild bedeutet eine lebendige, heiße, gesunde Farbe, so wie eine Beziehung sein muss. Blau bedeutet Ruhe, Geistigkeit, doch weil es in dieser Zeichnung so ausdrücklich benutzt wird, kann es das Gegenteil bedeuten“.


Diese Gedanken haben Schüler des „Hans Mattis-Teutsch“-Kunstlyzeums aufgeschrieben und dazu gezeichnet, nachdem sie Werke des deutschen Malers Sigmar Polke gesehen haben. Im Rahmen des Workshops „Fragen und mehr Fragen“ konnten die teilnehmenden Schüler, sowie Studenten, unter der Leitung der Kunstpädagogin und -vermittlerin Prof. Dr. Nanna Lüth aus Deutschland die Mehrdeutigkeit aus Polkes Werken auf informaler Ebene entziffern und ihr kritisches Denken im Bereich der Kunst entwickeln.

40 großformatige Gouachen Sigmar Polkes (1941-2010), einem der bedeutendsten deutschen Maler des XX. Jahrhunderts und Gründer des „Kapitalistischen Realismus” sind im Multikulturellen Zentrum der  „Transilvania“-Universität aus Kronstadt zu sehen. Die Ausstellung „Musik ungeklärter Herkunft”, die vom Deutschen Kulturzentrum Kronstadt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) und dem Multikulturellen Zentrum organisiert ist, vereint Werke, die 1996 für das IfA geschaffen worden sind. Die Ausstellung, die sich im Ausland einer hohen Nachfrage erfreut und zu einem Höhepunkt im Ausstellungsangebot des IfA wurde, stellt einen Überblick über ein einzigartiges Werk, sowohl im aktuellen kulturellen Kontext, als auch für die deutsche Nachkriegszeit dar. Der Auswahl genau dieser Gouachen für die Ausstellung lag die Absicht zugrunde, „anhand der Werke eine Art Resümee der bisherigen Arbeit des Künstlers anzudeuten. Vor allem kam es darauf an, im überschaubaren Rahmen von 40 herausragenden Exponaten dem Betrachter Einblicke in die stilistischen, formalen und ikonographischen Möglichkeiten Polkes zu geben und ihm dessen grandiose, auch ironisch gebrochene Vielseitigkeit, seine Experimentierfreude und Variationsbreite nahezubringen“, begründet der deutsche Kunsthistoriker Götz Adriani die Auswahl (Götz Adriani, Sigmar Polke. Musik ungeklärter Herkunft, Katalogpublikation Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart 1997).
Politische Ereignisse und soziale Klischees, die Wirklichkeit des Alltags und das, was Wirklichkeit werden könnte, inspirieren Polke in seiner künstlerischen Arbeit, wobei er auf ironische Weise beispielsweise Kunstgeschichte Elementen des Alltags gegen-überstellt. Das aus der technischen Druckvorbereitung bekannte Punkteraster wird ein Rahmen für viele seiner Bilder. Polke, Maler, Grafiker und Fotokünstler, experimentierte gerne mit Stilen, mit diversen Mitteln wie Arsen, Meteoritenpulver, Asche, Lavendel, Waschmittel, Zinnober, um seine abstrakten, spontanen, farbenfrohen Werke mit figurativen Bildern zu schaffen, wobei er auch Ausdrucksweisen der Pop Art zitiert. Eine zusätzliche Inhaltsebene erhalten die vielseitigen Werke auch durch die langen Titel, die unter anderen aus Sprüchen, Slogans, Weisheiten des Alltags zusammengesetzt sind und zum Denken auffordern und Diskussionen über Kunst, Kultur, Politik und vieles mehr auslösen. Die Kunstwerke, die im Multikulturellen Zentrum der Universität bis zum 18.01.2019, von montags bis freitags, zwischen 14 und 19 Uhr, besichtigt werden können, sind auch im Katalog „Sigmar Polke“ zu sehen, der dort für 90 Lei erhältlich ist.

Jahreslosung 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Ps.34,15