Nabucco-Projekt gescheitert

Aserbaidschanisches Gas wird nach Italien geliefert / OMV überlegt sich Pipeline vom Schwarzen Meer

Bukarest (ADZ) - Das geplante Pipeline-Projekt Nabucco wird kein Gas vom aserbaidschanischen Gasfeld Shah Deniz II erhalten. Dies kündigte am Mittwoch der österreichische Mineralölkonzern OMV, federführendes Unternehmen im Nabucco-Projekt, mit. Das Gas aus Aserbaidschan wird stattdessen von der türkisch-griechichen Grenze über die Trans Adriatic Pipeline (TAP) durch Griechenland und Albanien nach Italien geleitet. Die TAP ist mit etwa 870 Kilometer Länge deutlich kürzer als die 1300 Kilometer lange Nabucco-Pipeline. Außerdem könne das Gas in Griechenland und Italien zu höheren Preisen verkauft werden.

Da die Nabucco-Pipeline, die von der türkisch-bulgarischen Grenze Gas über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen sollte, nur von Shah Deniz II hätte beliefert werden sollen, gilt das Projekt nun als gescheitert. Die OMV plant unter Umständen dennoch den Bau einer eigenen Pipeline, nachdem bekannt wird, wie viel Erdgas ihr im Schwarzen Meer zur Verfügung steht. Dies werde man laut OMV-Chef Gerhard Roiss in ein- bis eineinhalb Jahren wissen.

Premier Victor Ponta erklärte laut der Nachrichtenagentur Mediafax am Donnerstagmorgen in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, dass die ökonomischen Gründe verstanden werden, warum TAP Nabucco vorgezogen wurde. Rumänien solle sich nun auf andere Projekte, wie AGRI oder die Einbeziehung des aserbaidschanischen Gasunternehmens SOCAR in Investitionen in Rumänien, konzentrieren. Das Vorhaben AGRI sieht voraus, dass Gas aus Aserbaidschan über Pipelines nach Georgien zur Verflüssigung geliefert wird, von hier aus weiter per Schiff nach Rumänien gebracht wird, wo es ins bestehende Gasnetz eingespeist würde. Die Investition könnte sich auf 1,2 bis 4,5 Milliarden Euro belaufen.

Am Nabucco-Projekt waren außer der OMV noch die rumänische Transgaz, ungarische MOL, bulgarische BEH, französische GDF Suez und die türkische BOTAS beteiligt. An TAP sind die deutsche E.ON zu 15 Prozent sowie zu jeweils 42,5 Prozent die schweizerische Axpo und die norwegische Statoil – die auch beim Shah-Deniz-Konsortium dabei ist – beteiligt. Das Shah-Deniz-Konsortium wird vom britischen Öl-Riesen BP geleitet und außer der norwegischen Statoil gehören noch die aserbaidschanische SOCAR, das französische Unternehmen Total, Lukoil aus Russland, NIOC aus dem Iran und die türkische TPAO dazu. Die aserbaidschanische Staatsfirma SOCAR hat vergangene Woche auch angekündigt zwei Drittel des griechischen Gasversorgers DESFA zu übernehmen.