Neue Gehsteige in Temeswarer Innenstadt sind illegal und hässlich

Kulturbehörde und Architektenverband kritisieren Bürgermeister Robu

Mehrere Fachleute haben die neue Pflasterung der Gehwege in der Temeswarer Innenstadt heftig kritisiert. Sie würde überhaupt nicht zur Altstadt passen, erklärte der Temescher OAR. Unterdessen scheint der Schaden bereits angerichtet zu sein. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar – Die Temescher Kreiskulturbehörde hat Ende vergangener Woche die von Bürgermeister Nicolae Robu angeordneten Arbeiten an den Gehsteigen rund um die Temeswarer Innenstadt hart kritisiert und diesen beschuldigt, er sei vollkommen illegal vorgegangen. Kulturamtsleiter Sorin Predescu sagte, dass die Stadtverwaltung seiner Behörde überhaupt keine Entwürfe vorgelegt habe, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben sei. 2017 hatte das Bürgermeisteramt bei der Kreiskulturbehörde eine Genehmigung für Instandsetzungsarbeiten an insgesamt 173 Straßen im denkmalgeschützen Areal der Stadt beantragt. Eine grundsätzliche Genehmigung wurde erteilt, doch das Amt verfügte, dass die Stadtverwaltung vor Beginn der Arbeiten Entwürfe vorlegen soll und machte die endgültige Genehmigung davon abhängig.

Die Arbeiten begannen Anfang 2020, nachdem der Bürgermeister über den Herbst und den Winter die Gehsteige im unbrauchbaren Zustand aufgegeben hatte, immer wieder aber darauf hinzuweisen wusste, dass man wunderschöne Platten verlegen werde. Robus Beamten legten der Kreiskulturbehörde keine Pläne mehr vor, daraufhin ordnete diese die Einstellung der Arbeiten an. Doch es wurde weiterhin gearbeitet, auf der Martin-Luther-Straße tauchten in der Nähe des Gerichtspalais die merkwürdigen weiß-grauen Platten auf, die mehrere Temeswarer auf den Plan riefen. Robu ließ diese entfernen und sagte, dass man dort nur verschiedene Modelle getestet habe. Inzwischen verlegten die Arbeiter der Städtischen Straßenbaugesellschaft SDM dieselben Platten auf dem Michelangelo-, dem Ionel-Bratianu- und dem Constantin-Diaconovici-Loga-Boulevard, vor dem Continental-Hotel, der Temescher BNR-Niederlassung, dem Rathaus, der Philharmonie und der erzbischöflichen Kathedrale.

Predescu blieb nichts mehr übrig, als die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Dies teilte er am Donnerstag auch mit, der von der PSD eingesetzte Behördenleiter sagte, dass die Art und Weise, in der das Bürgermeisteramt vorgeht, einen üblen Nachgeschmack habe und an Vorgehensweisen der Unterwelt erinnere. Wie die ADZ berichtete, hatte die Kreiskulturbehörde in der zweiten Hälfte des Vorjahres mehrere Geldstrafen gegen die Stadtverwaltung verhängt, weil Bürgermeister Nicolae Robu auf dem Opernplatz eine ästhetisch fragwürdige Büste der Königin Maria aufstellen ließ, ohne dass dafür die Genehmigung der Zentralkommission für öffentliche Denkmäler vorlag. Im Zusammenhang mit der Instandsetzung der Gehsteige antwortete das Bürgermeisteramt auf kein Schreiben der Kulturbehörde, so dass diese inzwischen auch die Staatliche Bauaufsicht, das Kulturministerium und das Entwicklungsministerium von der Vorgehensweise der Stadt Temeswar unterrichtete.

Auch der Temescher Architektenverband OAR protestierte gegen die neuen Gehsteige, Verbandsvorsitzender Mirel Drăgan erklärte in einer Pressekonferenz, dass die Arbeiten an den Gehsteigen im denkmalgeschützten Areal der Stadt gegen geltende Gesetze verstoßen und das Resultat ästhetisch äußerst unbefriedigend sei. Das gewählte Plattenmodell sei in überhaupt keinem Zusammenhang mit den Gebäuden und störe das Auge. Der Fußgänger sei gezwungen, nur nach unten zu schauen und könne kaum die historische Bausubstanz bewundern. Das gewählte Modell sei eher für den eigenen Garten geeignet, aber nicht für Temeswarer Straßen, hieß es. Man mache sich in ganz Europa lächerlich, so Dr˛gan ferner. 

Bürgermeister Nicolae Robu antwortete in üblicher Manier, seine Kritiker seien einfach peinlich und könnten beruflich nichts vorweisen. Sie seien schlechten Willens und würden seine Erfolge in den Dreck ziehen, um ihr eigenes Nichtskönnen zu verstecken. Alles, was er tue, sei mit Fachleuten abgestimmt, überall würde nur Naturstein von bester Qualität zum Einsatz kommen. Die Arbeiten werden selbstverständlich fortgesetzt.