Neue Pläne für Kronstädter Radwege

Bestandsaufnahme von Forstwegen, Feldwegen, Deichen

Grün für Radfahrer ist in Kronstadt noch nicht selbstverständlich. Fotos: der Verfasser

Radfahrer werden vor Wanderern gewarnt, nicht umgekehrt.

Radfahren ist in noch nicht so hohem Maße als Alternative zum Pkw oder zum öffentlichen Nahverkehr im Kreis Kronstadt/Braşov etabliert, wie sich das viele wünschen. Den Radfahrern wurde vieles, vor allem im Wahlkampf, versprochen. Aber umgesetzt wurde viel weniger. Nun wollen das Kronstädter Bürgermeisteramt, der Kreisrat, die Leitung der Wirtschaftsregion Zentrum und auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen gemeinsam beraten, wie in dieser Hinsicht vorgegangen werden sollte.

Neue Trassen sind geplant

Radfahren ist für die einen ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung, die Bewegung und Gesundheit verspricht. Für andere ist es eine einfache und billige Möglichkeit, zum Arbeitsplatz oder zur Schule zu pendeln. Für beide Kategorien wären eigens fürs Fahrrad gedachte Wege ideal, solche Bahnen gibt es gegenwärtig aber noch viel zu wenige im Kreis Kronstadt. Auf den Kreis- und Landstraßen zu radeln ist aus mehreren Gründen eine Alternative, auf die viele dann doch besser verzichten: Der rege Verkehr, die zahlreichen Lastkraftwagen und die Schlaglöcher im Asphalt machen das Radfahren nicht nur ungesund wegen Abgasen und Lärm, sondern richtig gefährlich.

Der stellvertretende Vorsitzende des Kreisrates Kronstadt, Şerban Todorică, wünscht sich, dass er am Ende seines Mandates, also 2024, von zu Hause, aus Tartlau/Prejmer, zum Sitz des Kreisrates mit dem Fahrrad gelangen kann. Davon träumen wohl auch viele andere, die aus ihren Burzenländer Gemeinden nach Kronstadt pendeln.

Die Radwege müssen gewissen Standards entsprechen, was ihre Ausmaße betrifft, richtig gekennzeichnet und beschildert werden und vernetzt sein. Bei einer ersten Sitzung im Bürgermeisteramt Kronstadt hat Bürgermeister Allen Coliban aufgerufen, mit Vorschlägen, Anregungen und Initiativen zur Ausarbeitung einer Strategie beizutragen, die die Radbahn-Projekte im Kronstädter Ballungsraum einen Schritt weiter führen. Radfahren müsse eine wichtige Komponente des nachhaltigen städtischen Mobilitätsplans sein, wenn Kronstadt wirklich auf eine „grüne Zukunft“ setzt, so wie das die Wahlergebnisse erkennen lassen. Denn der Kronstädter Wahlerfolg von Coliban und USR ist nicht zuletzt auch deren Engagement für Umweltschutz zuzuschreiben.

Vom Vertreter des Zentrums für montane Ökologie in Moeciu, Mihai Orleanu, kam der Vorschlag, die Radwege nach dem in Deutschland und Holland verwendeten Modell anzulegen. Das setzt voraus, dafür auf Feldwege, Forstwege, auf Deichen angelegte Wege oder auf Wege entlang von Eisenbahngleisen zurückzugreifen. Es mangle nicht an touristischen Sehenswürdigkeiten, aber es fehle eine Übersicht der zur Verfügung stehenden Weginfrastruktur. Deshalb müsse eine Bestandsaufnahme erfolgen, um zu wissen, wo und was als Radweg eingerichtet werden und funktionieren könne. Man könne in dieser Hinsicht auf lokaler Ebene viel mehr unternehmen und müsse nicht warten, bis aus Bukarest gesetzliche Reglungen vorliegen.

Neu für Kronstadt ist der Vorschlag, auf den Deichen Radwege anzulegen. Fünf Trassen, deren Gesamtlänge rund 70 km erreicht, sind auf dem Papier bereits eingetragen:

– vom Kronstädter Vorort Biengärten/Stupini in Richtung Petersberg/Sânpetru oder nach Brenndorf/Bod mit Verlängerung bis Araci (Kreis Covasna) jenseits des Alt;
– von Podu Olt entlang des Alt-Ufers bis nach Lunca Câlnicului;
– von der Brücke über den Tatrang (DN 10) über den Deich am linken Ufer des Negru-Bachs bis nach Chichiş im Nachbarkreis Covasna;
– von Neudorf/Satu Nou entlang des Homorod bis zur DN 13 in der Nähe von Marienburg/Feldioara und von dort am linken Alt-Ufer bis zur Mündung der Burzen in den Alt;
– im Repser Gebiet von der Kreuzung DN 13 mit DJ 105A entlang der Bäche Schweischer/Fişer, Cozd, Homorodul Mare bis zu Hamruden/Homorod.

Es handelt sich um Erddeiche mit Grasdecke, die zwischen zwei und vier Meter breit sind. Arbeiten an der Deichkrone sind zu tätigen, Rampen für die Auffahrt und Abfahrt sind einzurichten. Raststätten, aber auch Toiletten wären denkbar. Was noch geklärt werden muss, sind juristische Details, wie z.B. die Grundbucheintragung, die die Dienststelle für Wasserbewirtschaftung SGA Kronstadt übernehmen sollte.

Kronstadt hat Nachholbedarf

Die Radfahrer erwarten auch in Kronstadt von der Stadtverwaltung Maßnahmen, um das Radfahren leichter und sicherer zu machen. Auf Kronstadts Straßen sind Radfahrer selten zu sehen. Die fürs Radfahren gekennzeichneten Wege sind eigentlich recht enge, einfach durch eine Linie abgegrenzte Streifen am Straßenrand. In manchen Bereichen müssen sich Radfahrer den Gehsteig mit den Fußgängern teilen. Gullys mit Gitter in Fahrtrichtung, falsch geparkte Pkw oder Haltestellen, die umfahren werden müssen, sind nur einige der Hindernisse, die das Radfahren erschweren. Im Kreisverkehr müssen Radfahrer ihr Vorfahrtrecht mit Vorsicht wahrnehmen, weil Fahrräder dort noch nicht gleichberechtigt zu sein scheinen. In den engen Gassen der Inneren Stadt ist so gut wie kein Platz für Radwege vorhanden. Wohl auch deshalb gibt es keine Fahrradstellplätze bei Kronstädter Schulen und Kollegs. Dass Fahrräder günstig am Marktplatz ausgeliehen werden konnten, gehört inzwischen der Vergangenheit an. Ein Konzept, das weiterhelfen könnte, wäre „Shared space“ (dt. „gemeinsamer Raum“) – Fußgänger, Autos und Radfahrer teilen sich dabei die Fahrbahn –, allerdings gilt dann eine drastische Geschwindigkeitseinschränkung für Pkw und gegenseitiger Respekt.

Kronstadt scheint eher eine Stadt der Mountainbiker zu sein. Viele von ihnen sind am Wochenenden in der Schulerau, in den Wäldern um Kronstadt unterwegs und beanspruchen auch manche Wanderwege für sich. In der Schulerau wird geplant, eigene Mountainbike-Trassen einzurichten. Dass einige Mountainbiker es vorziehen, mit dem Pkw samt Rädern zu den Salomonsfelsen zu fahren und erst dort aufs Rad umsteigen, ist auch ein Zeichen, dass Kronstadt noch zu wenig für Radfahrer tut. Sie hätten also weiterhin genügend Gründe, wie vor Jahren als „Kritische Masse“ in Kolonnen durch Kronstadt zu radeln und auf ihre Belange aufmerksam zu machen.