Nichts geht über das Selbermachen

Jugendliche vom Brukenthal-Gymnasium haben für ein Europa-Picknick gekocht und gebacken

Es kostet Zeit und Aufwand, Brezeln zu backen, aber dafür sind sie auch mehr wert als ein schnelles Einkaufen zwischendurch an der Straßenecke. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – Für Europa nur das Feinste: Weizenmehl vom Backwarenproduzenten „Boromir“, weißer Zucker vom Sortiment „Furnica“ der Lebensmittel-Lieferkette „Lucsor“, Bio-Eier von der Hühnerfarm „La Provincia“ im Kreis Vâlcea, neunprozentiger Essig aus Topoloveni im Kreis Argeș und Rapsöl in wiederverwertbaren Plastikflaschen mit dem Etikett der 24 Jahre alten Traditionsmarke „Bunica“ – nebst allem frischen und eingelegten Gemüse waren das die Zutaten, aus denen Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 A vom Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium Hermannstadt/Sibiu am Freitagvormittag, dem 5. Mai, in der Lehrküche des evangelischen Gemeindezentrums Grüne Kirchenburg Hammersdorf/Gușterița einen Kartoffelsalat und Brezeln zubereiteten. 

Pirmin Hinderling aus Berlin, seit Herbst 2022 als Volontär des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) vielseitig geschickter und allseits beliebter Dauergast der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde, lenkte das verletzungsfreie Öffnen, Befüllen und Wieder-Schließen des echt italienischen Elektro-Ofens bei genau 180 Grad Celsius Hitze zum goldgelben Ausbacken, während Kuratorin Roswitha Scheerer von der Kirchengemeinde Hammersdorf aufpasste, dass die mit Rahm zu rührende Mayonnaise auch ja nicht gerinnt. Beides, das Rezept für den Kartoffelsalat einschließlich kleingehackter Essiggurken, hartgekochter Eier sowie geschnetzelter Spitzpaprika, und ganz besonders der typisch bundesdeutsche Brezel-Teig glückte auf Anhieb.

Den kulinarischen Schultag zu Ehren eines digital beschlossenen „Europa-Picknicks“ mit Förderung der nordrhein-westfälischen Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus (GHH) genossen gemeinsam mit den Jugendlichen auch Englisch-Lehrerin Cristina Varga und Deutsch-Lehrerin Bianke Grecu. Und auf einem runden Tisch im Speiseraum lag ein süßer Haufen einzeln verpackter Leckerbissen aus Polen bereit. Gemäß gewählten Europa-Picknick-Geschmacks hatte das dem Brukenthal-Gymnasium partnerschaftlich zugeloste X Liceum Ogólnoksztalcace im. I.J. Paderewskiego Akademickie w Katowicach Tage zuvor ein Paket voller „Krówki“ und „Ptasie mleczko“, also Karamell-Konfekt und kleine Schokoladen-Waffeln mit sahnig-luftiger Füllung, nach Hermannstadt geschickt. 

Keines der süß gefüllten Täschchen aus industrieller Produktion überlebte den Griff zum Dessert nach dem Verzehr von Brezeln, Schnittwurst und Kartoffelsalat in rauen Mengen auf großen Tellern. Aber auch die unsterblich salzigen „Pufuleți“ der rumänischen Rezeptur, von Bianke Grecu, Cristina Varga und dem Brukenthal-Gymnasium ins Ausland beordert, er-oberten die Zungen und Gaumen von Lehrern und Schülern in Katowice und am „Saules“ privati gimnazija in der litauischen Hauptstadt Vilnius bis auf den letzten Bissen. Nicht zu vergessen die herzhafte Kekswurst, von deren Backen beide Teams des Europa-Picknicks am Cecilien-Gymnasium und Marie-Curie-Gymnasium Düsseldorf hellauf begeistert erzählten. Happiger nur hatten sie das Zubereiten des Auberginen-Salats gefunden, was die Hammersdorfer Kuratorin Roswitha Scherer im sicheren Hör- und Sichtschatten der digitalen Picknick-Plattform freundlich lächelnd mit der Bemerkung quittierte, dass „Vinete-Salat leicht“ ist. 

Mit von der Partie war auch das Gymnasium Schwertstraße Solingen. „Das Projekt ist wunderbar, ich möchte gerne mehr davon!“, schwärmte eine Schülerin vom Brukenthal-Gymnasium. Eine andere wiederum wollte unbedingt „das Brezel-Rezept“, was Bianke Grecu zufrieden bestätigte: „Viel besser als die Brezeln von Transagape!“ Obwohl das Gedränge um den finalen Großabwasch nicht hohe Wellen schlagen wollte, lief alles wie am Schnürchen. Die Koch-Hauben waren nicht nur billiges Zubehör.