Österreichische Banken in Rumänien – eine Erfolgsgeschichte

Der Bankensektor wird von Instituten aus dem Euro-Ausland dominiert

Die Euro-Krise hält Europa in Atem – und das betrifft auch Rumänien. Die EU-Staaten sind nicht nur die wichtigsten Handelspartner, auch der Bankensektor wird von Instituten aus dem Euro-Ausland dominiert. Das bringt Vorteile, aber auch Gefahren.

Seit einigen Jahren ziert ein knallrotes „S“ mit einem Punkt darüber Bankfilialen, Werbeplakate und Geldautomaten im ganzen Land. Es ist das Logo der Banca Comercială Română (BCR), die 2007 Aufmachung und Design der österreichischen Muttergesellschaft Erste Group übernommen hat. Mit mehr als 16 Milliarden Euro verwaltetem Kapital und einer hervorragend ausgebauten Filialinfrastruktur ist die BCR seit Jahren das größte Geldinstitut Rumäniens – und lässt nach der Finanzkrise wieder Wachstumsprognosen verlauten. Das Logo hat aber nach einem relativ kurzen Intermezzo ausgedient. Gegen Ende des Jahres werden europaweit alle Filialen der Erste Group ihr Aushängeschild ändern – Favorit für die Nachfolge ist eine „fleißige Biene“.

Der Grund für den Wechsel ist ein Lizenzstreit mit dem deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Die Erste Group ist nämlich nur Lizenznehmer des Logos. Nach der Expansion in die Ukraine und in die Republik Moldau hatte der Sparkassenverband mehr Geld für die Lizenzrechte gefordert. Da sich die Streithähne nicht einigen konnten, beschloss die einflussreichere Erste Group im März ein komplettes Redesign ihrer Aufmachung, um sich die lästigen Lizenzgebühren zu ersparen. Das rote „S“ soll also Ende des Jahres auch bei der BCR verschwinden. Die Erfolgsgeschichte wird aber hoffentlich fortgesetzt.

Ausländische Institute an der Spitze

Die Liaison zwischen Erste Bank und BCR beginnt im Jahr 2006, als Finanzexperten hervorragende Wachstumsraten für Osteuropa prognostizieren. Nach einem wahren Bieterkrimi mit der portugiesischen Millennium BCP tätigt die Erste Bank AG den größten Osteuropa-Deal der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Für 3,75 Milliarden Euro übernimmt die Vorzeigebank knapp 62 Prozent der BCR. Damit wird eine der letzten großen Staatsbanken Osteuropas privatisiert. Zwei Jahre später erfolgt eine Anteilsaufstockung auf 69,3 Prozent. Die restlichen Anteile werden durch diverse Investorenkonsortien aus Rumänien gehalten.

Neben der Erste Group (vormals Erste Bank AG) sind auch Raiffeisen International und die Volksbank Gruppe mit ihren Tochterunternehmen Raiffeisen România und Volksbank România als weitere Österreichische Institute in Rumänien vertreten. Zu den sieben „Big-Playern“ in der Branche gehören außerdem noch die Banca Română pentru Dezvoltare (BRD) der französischen Groupe Société Générale, die rumänisch-italienische UniCredit Tiriac Bank, die griechische Alpha Bank und die rumänische Banca Transilvania, als große einheimische Bank. Die 50-Prozent-Beteiligung der UniCredit Gruppe an der UniCredit Tiriac Bank läuft auch über ein österreichisches Finanzinstitut. Die Bank Austria Creditanstalt aus Wien hält diesen Anteil, ist aber ihrerseits fast 100-Prozent-Tochter der UniCredit Gruppe mit Hauptsitz in Mailand. Spätestens seit der Übernahme der BCR halten also österreichische Finanzinstitute die Zügel fest in der Hand. Und Rumänien tut gut daran, denn bisher haben sie sich als besonders krisenfest erwiesen.

Risiken im rumänischen Finanzsektor?

Laut dem Nachrichtensender Bloomberg, befindet sich der rumänische Finanzsektor zu 90 Prozent in ausländischem Besitz. Was das für die Branche bedeutet, ist klar: Abhängigkeit. Denn wenn die Muttergesellschaften in ihren Heimatländern in Bedrängnis geraten, kann das negative Folgen für die rumänischen Töchter haben. So spricht beispielsweise Thomas Mirrow, der Chef der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), von Gefahren für die Erholung der rumänischen Wirtschaft durch die derzeitige Euro-Krise. „Ich sehe potenzielles Risiko mit Blick auf die Rolle, die Tochtergesellschaften griechischer Banken in Rumänien, Bulgarien und Serbien spielen“, zitiert die Onlineausgabe des „Wall Street Journals“ den Banker am 13. Mai. Nachhaltige Strategien, Erfahrung in Osteuropa und gut aufgestellte Muttergesellschaften sind Grundvoraussetzung für einen stabilen Finanzsektor.

Womit wir wieder bei der BCR wären. Genauer gesagt beim Bietverfahren im Jahr 2005. Die Wirtschaftszeitung „Ziarul Financiar“ stellte am Beginn dieses Monats berechtigterweise die Frage, was angesichts der derzeitigen Finanznot Portugals gewesen wäre, wenn die portugiesische Millennium BCP den Zuschlag für die BCR erhalten hätte. „Wer hätte wen retten müssen – Millennium BCR oder BCR Millennium?“ fragte die Finanzzeitung. Die Portugiesen sind nach Griechenland und Irland der dritte Euro-Staat, der am Finanztopf der EU hängt, und das hat freilich auch Portugals Banken geschwächt. Ganze zwölf Milliarden Euro der am 16. Mai beim Finanzministertreffen in Brüssel gewährten Gelder, sind für den portugiesischen Bankensektor vorgesehen.

Österreichs Banker zeigten sich beim Ausbruch der Finanzkrise, angesichts des starken Osteuropa-Engagements, als besonders nervös. Auch die Erste Group erhielt Staatshilfen, um Liquiditätsengpässe zu verhindern – wie die meisten Banken in Europa. Soweit absehbar, hat sich aber doch alles zum Besseren gewendet. Dieser Tage vermelden gebeutelte Banken wieder schwarze Zahlen und sogar gute Prognosen für 2011. Es scheint, als sei der gesunde Mix am rumänischen Bankensektor, mit Investitionen aus vielen verschiedenen Ländern, eine solide Basis, der strauchelnde portugiesische oder griechische Institute nichts anhaben können. 

Mit österreichischen Finanzinstituten jedenfalls hatte die rumänische Wirtschaft starke Partner an ihrer Seite, die das Vertrauen in das Wachstumspotenzial auch in unruhigen Zeiten nicht verloren haben. „Österreichs Banken sind dorthin gegangen, um dort zu bleiben“, trifft der Chef der Österreichischen Nationalbank, Ewald Novotny, den Nagel auf den Kopf. So war das Rumänien-Engagement von Erste Group, Raiffeisen International und Volksbank eine hervorragende strategische Entscheidung, für die Banken und für Rumänien.