Offene Diskussion in Brüssel

Temeswar als europäische Kulturhauptstadt gefördert

Doris Pack, die Vorsitzende des Kulturausschusses innerhalb des Europäischen Parlaments (EP) in Brüssel, hat das Projekt „Temeswar - europäische Kulturhauptstadt 2020“ als „interessant“ und „nett“ empfunden. Trotzdem war sie der Meinung, dass die westrumänische Großstadt noch viel Arbeit investieren müsse, um diesen Titel tatsächlich zu erlangen. Dies sagte sie vor Kurzem in Brüssel, als eine Diskussion zu diesem Thema stattfand. An der Diskussion nahmen verschiedene rumänische, aber auch ausländische Politiker und Europaabgeordnete teil, darunter der Senator und Vorsitzende des Temescher PNL-Ortsverbands Nicolae Robu, der Europa-Abgeordnete Cristian Busoi (PNL), Daciana Sârbu (PSD), der Vizebürgermeister der Stadt Temeswar, Adrian Orza, der Honorarkonsul Frankreichs in Temeswar, Dan Bedros, Vlad Gaivoronschi, der Vorsitzende des Architektenordens in Rumänien, der Historiker Victor Neumann und die Vorsitzende des Kulturausschusses innerhalb des EP, Doris Pack.

„Was nach 2019 geschieht, ist eigentlich noch ungewiss hinsichtlich der künftigen europäischen Kulturhauptstädte. Bis dahin sind bereits alle Städte ausgewählt worden. 2012 werden die Diskussionen bezüglich der zukünftigen europäischen Kulturhauptstädte starten“, sagte Doris Pack. Die Vorsitzende des Kulturausschusses weiß auch nicht, ob es mehrere Kulturhauptstädte gleichzeitig sein werden, so wie jetzt, oder ob nur eine einzige Kulturhauptstadt bestimmt wird. 

„Die Tatsache, dass sich Ihre Stadt um den Titel einer europäischen Kulturhauptstadt bewirbt, ist nett, aber Sie sollen wissen, dass noch viel am Projekt gearbeitet werden muss. Die Bewerbung garantiert nicht unbedingt auch eine positive Entscheidung“, sagte die Kulturausschuss-Vorsitzende Pack. 

Der EU-Abgeordnete Cristian Busoi war auch der Initiator der Diskussion und äußerte seine Meinung bezüglich der Entscheidung, die Stadt zu fördern: „Auch wenn einige sagen würden, es sei zu früh für Temeswar, diesen Titel zu bekommen, bin ich der Meinung, dass man die Stadt so früh wie möglich in dieser Hinsicht fördern muss“. Andererseits äußerte sich auch der Temescher PNL-Vorsitzende Nicolae Robu diesbezüglich. „Wir wollten diese Initiative vor anderen rumänischen Städten starten. Es ist wichtig, die Stadt auch in Rumänien zu fördern und in dieser Hinsicht seriöse, aber auch glaubwürdige Projekte zu entwickeln“, sagte Nicolae Robu in Brüssel.

Neben Temeswar begehren auch andere rumänische Städte den Titel einer europäischen Kulturhauptstadt: Jassy/Iasi, Klausenburg/Cluj-Napoca, Klarsburg/Alba Iulia, aber auch andere Städte möchten 2020 den Titel erlangen. Der größte rumänische Gegner für Temeswar ist Klausenburg. Die Vertreter der Temeswarer Kulturlandschaft gestehen sogar, dass die siebenbürgische Stadt Vorteile in diesem Bereich hat. „Klausenburg hat bereits über 70 Millionen Euro für einen neuen Philharmoniesaal bekommen. Die Temeswarer Philharmonie dagegen hat vorläufig kein Gebäude, da derzeit alle Kinos rückerstattet werden. Wir haben aber eine Million Euro in den Capitol-Saal investiert. Ich hoffe, dass sich da noch was ändert“, sagte Ioan Coriolan Gârboni, Leiter der Banater Philharmonie.

Vor der Debatte in Brüssel fand auch eine Diskussion zu diesem Thema in Temeswar statt (die ADZ berichtete). Die Temeswarer wurden aufgerufen, die Kandidatur ihrer Stadt zu unterstützen. Ein Gemeinschaftsverein „Timi{oara – Europäische Kulturstadt“ soll gegründet werden und den Startschuss zur operativen Phase der Bewerbung geben. Alle, die dieses Anliegen unterstützen wollen, können Mitglieder werden. Diese sollen gemeinsam ein umfangreiches Kulturprogramm erarbeiten und die Bewerbung für den europäischen Titel vorbereiten. 

Bis 2014 müssen alle Bewerber ein Kulturprogramm erarbeitet haben. 2015 soll eine Kommission die Programme bewerten und eine Stadt aus jedem Land auswählen. 2016 wird letztendlich entschieden, welche Stadt vier Jahre später Europäische Kulturhauptstadt wird.