Offizieller Arbeitsbeginn des neuen Kreisrats Karasch-Severin

Kreisratspräses Romeo Dunca (PNL) will erst mal prüfen, wer im Kreisrat wirklich arbeitet und wer nicht

Reschitza – Seit Mittwoch letzter Woche um die Mittagszeit hat der Kreisrat Karasch-Severin eine neue Leitung und ein neues Kreisparlament. Wie gut der neue Besen kehrt, wird sich wohl schon in den nächsten Wochen und Monaten zeigen müssen, glaubt man dem Kreisratspräses aufs Wort, wenn er bereits vor seiner offiziellen Investitur selbstsicher erklärt hat: „Am neuen Organigramm des Kreisrats wird auf Hochtouren gearbeitet. Die Institution wird gelichtet, es werden denjenigen Chancen geboten, die kompetent und arbeitswillig sind und bestrebt, sich zu bestätigen im Dienste der Bürger. Ich möchte, dass gerade diesen Arbeitnehmern des Kreisrats die Chance des öffentlichen Respekts geboten wird. Wir konnten bereits im Vorfeld der Investitur viele interessante Dinge im Kreisrat hören und entdecken, Beispielsweise, dass die beim Kreisrat angestellten Musikanten in einem der vergangenen Jahre einen Lohnfonds von 1,3 Millionen Lei zur Verfügung hatten... Ich kann das nicht glauben, werde es deshalb gründlich überprüfen lassen.“

Am Mittwoch ging aber alles erst mal feierlich zu, der Schwur der neuen Kreisräte und des Kreisratspräsidenten, die per elektronischen Medien übertragene Rede des Innenministers Ion Marcel Vela, der die Überlegenheit der PNL-Fraktion (16 von 30 Mandate) als seinen persönlichen Sieg zu betrachten scheint, die Haltung des neuen Kreisratschefs, der im Vorfeld als eine Art Verwaltungsschreck viele der Kreisratsangestellten zum Zittern gebracht hatte mit einer seiner scheinbar nebenbei fallengelassenen Bemerkungen („Ich sagte und ich wiederhole es: Alle, die ihre Arbeit machen, haben nichts zu fürchten, aber ich will diese Institution von den Herumspazierern mit Papieren auf dem Arm säubern, von den aufgrund politischer Seilschaften Angestellten, die keinerlei konkrete Aufgaben zu erfüllen haben!“), jetzt aber bloß wiederholt beteuerte, „in erster Linie Gutes für den Landkreis“ tun zu wollen, das Banater Bergland von einem der letzten Ränge in Rumänien, was das Wirtschaftsleben und das Steueraufkommen betrifft, unter die Erstplatzierten zu heben. Er erwarte „vier Jahre Arbeit, vier Jahre Stress, vier Jahre Kampf, um schlussend-lich stolz sein zu können auf diesen Landkreis.“ Dabei soll ihm die einfache PNL-Mehrheit im Kreisrat nutzen, er hoffe aber auch auf die Unterstützung der kleineren Fraktionen, der sechs PSD-Leute, der vier Pro-România-Leute und der vier PMP-Leute (die ihm durch ihren Fraktionsführer Ionuț Popovici die meisten Scherereien vor der Investitur bereiteten, weil sie für den Fraktionsführer unbedingt einen Posten als Kreisratsvize herausschlagen wollten. Was die PNL strikt ablehnte, sowohl durch Dunca, wie auch durch Vela, seinen Chef auf Parteiebene). 

Immerhin wird es nach den Parlamentswahlen noch Änderungen in den Personalien der Kreisräte geben, denn Dr. Jaro Norbert Marșalic ist Spitzenkandidat der PNL fürs Parlament und damit eine sichere Nummer fürs Ausscheiden aus dem Kreisrat, Dan Stan wird zwar hinter vorgehaltener Hand als Vizepräses des Kreisrats gehandelt, sitzt aber noch als Staatsse-kretär im Bukarester Entwicklungsministerium, und es gibt kaum Anzeichen, dass er von dort fort möchte (oder darf? Wer weiß, was die Partei denkt...) und auch dem Ex-Senator Ovidiu Rădoi und dem Ex-Bürgermeisterstellvertreter von Karansebesch, Marius-Adrian Isac, werden gewisse Ambitionen nachgesagt...

Im Kreisrat sitzen auch sonst ein paar sehr am Festhalten an ihren Sesseln interessierte Leute (mit persönlichen Ambitionen und Interessen), über die vielleicht gelegentlich noch zu berichten sein wird. Fakt bleibt: die PNL-Ambitionen zielen auf nicht mehr und nicht weniger als eine „Umdefinierung des Landkreises, seine Katalogisierung als Spitzen-Landkreis Rumäniens“ (Ion Marcel Vela, PNL-Kreischef – ohne zu präzisieren, was er damit konkret meint), wozu „Romeo Dunca der Garant“ sei.

Dieser sprach lieber über einige der Ziele, die er mit seinem Team vom Kreisrat „und dem Team der PNL-Bürgermeister“ verwirklichen wolle. Außer der „Säuberung des Apparats des Kreisrats“, die er schon mehrmals angesprochen hat, habe er bereits eine Liste von Forderungen und Zielen an die regionale Entwicklungsagentur ADR Vest geschickt, betreffs der EU-Haushaltsperiode 2021-2027, etwa „mit 19 Segmenten von Kreisstraßen, die dringend sanierungs- und zivilisierungsbedürftig sind“ und zu denen er auch „die 10,8 km zwischen Poiana Mărului und dem Muntele Mic“ zählt – ganz zufällig hat der neue Kreisratspräses auf dem Bergplateau des Muntele Mic bisher, laut eigenen Aussagen, fünf Millionen Euro in ein Skigebiet investiert, das selbstverständlich auch verkehrsmäßig besser erschlossen werden muss...

Wirklich interessant und von wirtschaftlicher Tragweite dürfte ein anderes seiner touristischen Projekte werden: 500 km asphaltierte Fahrradtrassen, „mittels derer das Banater Bergland in ein Paradies für Fahrradtourismus und für all jene umgestaltet werden kann, die die wunderbaren Landschaften des Banater Berglands genießen möchten mittels einfachen oder elektrisch betriebenen Fahrrädern, um dann in Pensionen zu rasten und sich zu erholen, wo ihnen die einfache, aber gesunde Kost der Bergländer sowie Bio-Produkte vorgesetzt werden.“ 
Dunca hatte einen Großteil seines Wahlkampfes auf dem Fahrrad absolviert (nunja: gelegentlich auch mit dem Hubschrauber seiner Firma), wobei er, allein oder in Begleitung des Reschitzaer Bürgermeisters, seines Freundes Ioan Popa, auch die verborgensten Weiler des Banats kennengelernt hat. Und diese ihn.

Fakt ist, dass Romeo Dunca die Wähler des Banater Berglands mit einer anderen Herangehensweise des Lokalpolitischen überzeugte – auch wenn allen klar war, dass bei ihm eine wichtige persönliche wirtschaftliche Interessenskomponente mitspielte (siehe sein Projekt Muntele Mic): Mehr als 50.000 Wähler stimmten für ihn. Nun bleibt zu hoffen, dass er seine Versprechen (und Drohungen) auch umsetzt, dass er das wirklich will, dass ihm gelingt, was er wirklich will, dass er seine Versprechen umsetzen darf... 

Man erinnere sich: in der Woche nach dem 27. September, dem Tag der Kommunalwahlen, hatte Dunca die Namen seiner zwei Wunsch-Stellvertreter als Kreisrats-Vizepräsidenten öffentlich ausgesprochen. Ein einziges Mal, seither nicht mehr... Auch bei der Investitur, zu der der Innenminister und PNL-Kreischef Vela aus Bukarest zugeschaltet war, wurde kein Stellvertreternamen mehr genannt (einer der von Dunca seinerzeit Genannten war Staatssekretär Dan Stan...), obwohl für gewöhnlich bei solcherlei Gelegenheiten Usus. 
Vielleicht hat der selbstständige Unternehmer Dunca, dessen Firma mit rund 300 Lkw europaweit Speditionsdienstleistungen vollbringt, inzwischen gelernt, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit oft Parteiinteressen und -imperativa eingekeilt sind...