Ohne Kreuzzüge keine Siebenbürger Sachsen

Spannender Festvortrag von Zeno-Karl Pinter im Spiegelsaal

Hermannstadt – Er habe „niemals gedacht, Goethes ´Faust´ eine Konkurrenz bieten zu können“, bemerkte Historiker Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter Freitagabend, am 20. Mai, um 19 Uhr im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH). Wo zeitgleich in der Kulturfa-brik eine Vorstellung der seit Jahren berühmten Faust-Inszenierung des Radu-Stanca-Theaters (TNRS) stattfand, war der Ex-Vorstandsvorsitzende des DFDH, Mitglied des Stadtrates, Professor an der Lucian-Blaga-Universität (ULBS) und wissenschaftlicher Mitarbeiter an ihrem Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften stolz darauf, dass eine hohe Zahl an Teilnehmern der 14. Begegnung auf dem Huetplatz sich trotz des Simultan-Angebots zum Theaterbesuch für das Zuhören bei ihm entschieden hatte. Der frei nach dem Motto „Wir Hermannstädter heute“ über drei Tage gehenden Wochenendveranstaltung steuerte er einen Vortrag über die Epoche der ersten fünf Kreuzzüge bei. Ihre Theorie als der „Schlüssel zu den ersten Siebenbürger Sachsen“ bedeutet auch für ihn das Maß der Regionalgeschichte in den zwei Jahrhunderten vor der Erteilung des Goldenen Freibriefs 1224 durch den ungarischen Kaiser Andreas II., dessen ´Andreanum´ das Ende der Festrede von Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter markierte. Auch wenn die vom Westen her kommenden Erstsiedler, die es aus Lothringen, Flandern und der niederrheinischen Landschaft nach Siebenbürgen verschlagen hatte, „keine Zeitung, kein Fernsehen und kein Radio“ verfolgen konnten, wusste der im Spiegelsaal des DFDH Vortragende sehr genau von ihren Aufträgen, Erfahrungen, Wunschvorstellungen und Strategien zu erzählen.

Großgrundbesitzer zu sein und somit auch zum Ritter geschlagen können zu werden, war schon damals im Abendland des Mittelalters sehr schwer. Nur, wer mindestens zwölf eigenständige Bauernfamilien auf seinem Boden beschäftigen konnte, hatte das Recht, sich Ritter zu nennen. Elf Bauernfamilien reichten dazu nicht aus. Und bald noch zu Beginn der Kreuzzüge sprach sich herum, wie viel freies Land in Siebenbürgen zu haben sei. Auf die Frage nach den zwei ältesten Ortschaften der Siebenbürger Sachsen antwortet Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter mit Hermannstadt und Broos/Orăștie. Letzteres lasse sich wahrscheinlich vom Namen des Ritters Anselm de Braz ableiten, dessen Kapelle dort ausgegraben wurde. Auch ist Prof. Dr. Pinter der Meinung, dass das 1224 vom König verbriefte Recht der selbstbewussten Siebenbürger Sachsen auf ihren „Königsboden“ das „Verschwinden“ des Deutschen Ritterordens 1225 aus dem Burzenland einleitete – der Unterstützung des Papstes zum Trotz, mit der besagter Orden sich regional ausgebreitet hatte. Ganz einfach aber dürften es weder der Deutsche Ritterorden noch die in Siebenbürgen hängengebliebenen Kreuzfahrer gehabt haben. Der auf die Banater Schwabenzüge im 18. Jahrhundert deutende Spruch „Die ersten fanden den Tod, die zweiten hatten die Not, und die dritten erst das Brot“ gelte auch bezüglich der ersten Siebenbürger Sachsen, so Prof. Dr. Pinter.

„Ich bin kein Siebenbürger Sachse – niemand ist perfekt! – , aber inzwischen kann ich sagen, dass ich Hermannstädter bin“, hatte er zu Beginn seines Vortrags eingeräumt. Als Dozent an der ULBS seit dreißig Jahren lag Historiker Prof. Dr. Zeno-Karl Pinter nach einer Stunde Redezeit mit dem Fazit, dass das Hermannstädter Wappen mit seinen beiden sich kreuzenden Schwertern „eines der schönsten in Europa ist“, nur richtig.