Philharmonischer Jazz-Keller kann 250 Zuschauer aufnehmen

Lockere U-Musik, aber auch starre Einheit von Kult und Kultur bei E-Musik

Andrei Gocan reiht sich in den Club von Dirigenten ein, die eigentlich gern Karriere als Instrumentalkönner gemacht hätten. Auch Maestro Kurt Masur beispielsweise musste wegen Parkinson das Klavierstudium aufgeben Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Fünf Stühle standen Donnerstagvormittag, den 27. Februar, im Foyer des Thaliasaals bereit, auf denen zur Pause der regulären Orchester-Generalprobe der Staatsphilharmonie Hermannstadt/Sibiu zwei unterschiedliche Künstler-Generationen Platz nahmen: Laurențiu Străuț, Referent für Presse und Öffentlichkeitsarbeit, bat die führenden Gäste des am Abend darauf folgenden Abonnement-Konzertes um Stellungnahmen bezüglich ihrer Beziehung zu Land, Stadt, Orchester und einem Aufführungsprogramm, das ausschließlich mit Musik Ludwig van Beethovens aufwartete. Die Leitung der viertägigen Arbeitszeit mit dem Orchester hatte Andrei Gocan inne, Stellvertreter der nachrückenden Riege von Mittdreißigern unter Rumäniens Nachwuchsinterpreten und Violinist mit Ausbildungs-Erfahrung in London und Paris, der wegen feinmotorischer und chronisch fortgeschrittener Beeinträchtigung an den Fingern einer Hand auf die Geige als Berufsgerät verzichtet und 2010 an der Royal Academy of Music ein Studium im Fach Dirigieren aufgenommen hat. 

Unter seiner Stabführung erklangen die „Egmont“-Ouvertüre op.84, das Tripelkonzert in C-Dur für Violine, Violoncello, Klavier und Orchester op.56 und die als „Eroica“ zeitlos begeisternde Symphonie Nr.3 in Es-Dur op.55. Aaron Huroș, 1997 in Braunschweig geboren, trat in Begleitung seiner aus Rumänien stammenden Eltern Carol am Violoncello und Cătălina am Klavier als Solist des Violinparts im Tripelkonzert auf. Zum Programmheft, das Vater Carol Huroș mit dem Rufnamen ‚Karl‘ vorstellte, bemerkte der seit 30 Jahren erfahrene Solo-Cellist des Staatsorchesters Braunschweig, dass „beide Schreibweisen korrekt“ sind. Sohn Aaron selbst spricht ein flüssiges Rumänisch mit bundesdeutschem Akzent und freier Wortwahl, die an keiner biographisch nicht persönlich erlebten Vergangenheit scheitert.

Das Erdgeschoss im Foyer des Thaliasaals dient traditionell als Zuschauergarderobe, seit Mitte des Monats auch als Jazz-Keller der Staatsphilharmonie Hermannstadt, der am 15. Februar von Luiza Zan und dem Jazzpar Trio erstmals öffentlich als „chimniță“ bespielt wurde. Für Sonntag, den 15. März, kündigt sich ebenfalls hier ein Konzert mit Ada Milea und Bobo Burl˛cianu an. Cristian Lupeș, Intendant der Staatsphilharmonie seit Herbst 2019, bemüht sich um einen merklich anderen Kurs als Vorgänger Ioan Bojin. Ob es ihm glückt, die Qualität des internen Miteinanders und öffentlichen Musikgeschehens nachhaltig anzuheben, kann nicht vom Start weg als allgemein fraglich bezeichnet werden, das Urteil bleibt aber dem Geschmack Einzelner überlassen: Am Montag, den 13. April, steht ein Sonderkonzert zum Osterfest an, das von Volksmusik-Forscher Grigore Leșe, einem aus Orchestermitgliedern und Freunden bestehenden Ensemble sowie vom Timotei-Popovici-Chor der orthodoxen Hauptkathedrale Hermannstadts bestritten werden wird – unter dem Dirigat von Priester und Chorleiter Dan Alexandru Streza, leiblicher Sohn des amtierenden Metropoliten Laurențiu Streza und eifriger Sänger, der sich in den vergangenen fünf Jahren trotz deutlich mangelhafter Eignung mehrfach als Tenor-Solist öffentlicher Konzerte betätigt hat, die im Thaliasaal mit Beteiligung der Staatsphilharmonie stattfanden. Intendant Ioan Bojin hatte sich jeweils nicht vorab korrigierend eingeschaltet.