Plage Plagiat im „Wohlerzogenen Rumänien“

Randbemerkungen

Der Rücktritt von Bildungsminister Sorin Câmpeanu aufgrund des kaum leugbaren Plagiats, den ihm die Plagiatsjägerin Emilia Șercan nachgewiesen hat – lächerlich und peinlich seine Argumentation, dass man mit seiner Weg-Ekelung die Vorlagen neuer Unterrichtsgesetze blockieren wolle – ist eine Blamage für die läppische Präsidialinitiative des „Wohlerzogenen Rumänien“. Dass die seitens des Präsidialamts beauftragte Beraterin anschließend neue Unterrichtsministerin wurde, ist nicht mehr als bloß ein Beweis für die Uneinsichtigkeit dieses Scheiterns – wird auch nicht mehr werden, obwohl die Dame als Bildungsfachfrau wohlbeleumdet ist, sich aber seit ihrem Präsidial-Beraterstatus den Ruf einer beflissenen Abnickerin erworben hat.

Hochinteressant – und Schlussfolgerungen zum Zustand des rumänischen Hochschulwesens aufdrängend – sind die Reaktionen aus dem akademischen Bereich  zum Rücktritt des immer so selbstsicher auftretenden Ex-Bildungsministers. Diana Moiș, Vizepräsidentin des Rektorenrats Rumäniens (der zielsicher alle Chancen vertrottelt, das Bildungssystem Rumäniens in Schuss zu bringen!) sah sich bemüßigt, den plagiatsverdächtigen zurückgetretenen Bildungsminister Câmpeanu einzuladen, seine Rolle als Präsident dieses Rats wieder einzunehmen. Das fände die Dame „normal“. Weitere 70 Rektoren von rumänischen Hochschuleinrichtungen scheinen derselben Meinung zu sein – haben sie doch bislang mit keinem Hauch eine Meinung für (oder, Gott bewahre: gegen...) die unter Federführung des Plagiators ausgearbeitete Bildungsreform in Form neuer Unterrichtsgesetze geäußert... Ganz zu schweigen von einer Stellungnahme zum Plagiatsvorwurf gegen „ihren“ Minister (genauer: den Minister, der aus ihren Reihen kam). Schließlich hatte dieser sich ganz für die Verteidigung und Festigung der Interessen der Kaste dieser Megaverdiener eingesetzt, bis dahin, Prämissen zu schaffen fürs Rektorensein auf Lebenszeit. Wen wundert´s dann, dass die ominöse Ramona Lile, die notorisch plagiierende Rektorin der Arader „Aurel Vlaicu“-Universität, die aus dem Rektorinnenstuhl nicht einmal gerichtlich wegzupusten ist, zu Câmpeanus Bewunderinnen gehört. Fragezeichen weckt auch der Rektor der Temeswarer West-Universität, Marilen Pirtea, der Câmpeanu vehement verteidigte, was in einem Leserbrief an die Zeitschrift „Revista 22“ so kommentiert wird: „...es ist eine Form des verdrehten Denkens, des totalen Nichtverstehens der Bedeutung von Plagiaten, indem die Diskussion in den Bereich der Benefizien gerückt wird. Intellektueller Diebstahl ist oder er ist nicht. Ökonomische Bedingtheiten und der Erhalt von Vorteilen daraus stehen außer Diskussion.“

Eine andere Facette des Rücktritts des abschreibenden Bildungsministers (echt dumm sein Argument, „die Quelle hatte kein ISBN“...) ist die Tatsache, dass es in Rumänien, trotz Geldregen von der Regierung auf einflussreiche Publikationen, noch geradlinige, unabhängige, hochprofessionelle Medien gibt, die eine Emilia [ercan bezahlen, um Plagiate Hochgestellter zu enthüllen. Das sind Meriten der Zivilgesellschaft, so schwach und so zerstritten sie in Rumänien auch ist.

Leider muss in diesem Kontext auch gesagt sein, dass Präsident Johannis in der Affäre eine total unrühmliche Rolle spielt. Erstens hat er die Ernennung Câmpeanus unterzeichnet (der aus „seiner“ Partei kommt!) wichtiger noch: Er duldet den ableseschwachen General a.D. Ciucă als Premierminister, dem ebenfalls ein Plagiatvorwurf anhängt (dessen Überprüfung der Regierungschef per Gerichtsbeschluss blockieren ließ – eigentlich  nur das indirekte Eingeständnis des Plagiats...). Mehr noch: Präsident Johannis hat den mutmaßlichen Plagiator seit Jahren gefördert und als Premierminister und PNL-Chef durchgepresst.

Wer glaubt noch Johannis, wenn er von „Nulltoleranz“ gegenüber Plagiatoren faselt?!