Plastik ist nicht fantastisch

Wie man dazu beitragen kann, die Welt (ein wenig) zu verändern

PETrică hatte großen Erfolg in Kronstadt. | Foto: die Verfasserin

Müll, an den schönsten Orten der Stadt | Foto: litera9

Auf der Webseite petricarecicleaza.ro wird das Recycling-System erklärt.

„Die Leute nennen mich Petrică, weil ich PET und jede Art von Getränkverpackung aus Plastik, Aluminium oder Glas mag. Ich bin ein Apparat, der selektiv sammelt und Getränkeverpackungen wiederverwertet. Es ist kinderleicht, mich zu bedienen, und wenn du deine leeren Flaschen zu mir bringst, wird es eine Belohnung für deine Tat geben. Ich wünsche mir, in alle Ecken des Landes zu gelangen und zu helfen, eine saubere Welt zu schaffen. Ich weiß, das klingt sehr tapfer, aber ich bin ein fleißiger Apparat und werde es schaffen!“

So wird auf der Webseite petricarecicleaza.ro eine Ini-tiative vorgestellt, die in Kronstadt/Brașov riesengroßen Erfolg erntete. Und das nicht, weil die Kronstädter und Touristen besonders auf die Umwelt achten würden – die 2011 zur „grünen Stadt Rumäniens“ ernannte Ortschaft am Fuße der Zinne ist heute eine der rumänischen Städte mit der höchsten Luftverschmutzung. Auf dem Modarom-Gebäude im Stadtzentrum ist ein elektronisches Gerät angebracht, das zu jeder Stunde die Konzentration der Feinstaubemission misst. Immer wird darauf hingewiesen, dass die gesunden Werte längst überschritten sind. Außerdem bieten auch die schönsten Orte der Stadt, wie die Burgpromenade oder der Zinnensattel, manchmal einen recht traurigen Anblick: unter Sitzbänken türmen sich leere Plastikflaschen, Zigarettenstummel werden mitten in der Natur achtlos auf den Boden geworfen und seit zwei Jahren finden die Freiwilligen, die jeden Frühling verschiedene Säuberungsaktionen unternehmen, hunderte von Einweg-Schutzmasken im Gras, auf den Straßen, sogar in Bäumen. Mit dem Monat Mai startet auch die Grillzeit – und es gibt leider sehr viele Leute, die nach einem Nachmittag in der Natur ihren Müll einfach liegen lassen. Der Erfolg von PETrică ist eher der Belohnung zu verdanken, die man bekommt, wenn man Plastikflaschen sammelt. Aber trotzdem kann man hoffen, dass durch diese Aktion das Umweltbewusstsein der Stadtbewohner etwas größer wird. 

PET-Flaschen gegen Busfahrkarten 

PETrică 1 wurde im September 2021 bei der RATBv-Endhaltestelle auf der Postwiese/Livada Poștei aufgestellt. Er nimmt PET-Flaschen, Leergut aus Metall (Alu-Dosen) und Glasflaschen an. Die Initiative für diese Recycling-Aktion kam durch die Zusammenarbeit eines Kronstädter Müllentsorgungs-Unternehmens (BraiCata) und des Bürgermeisteramtes Kronstadt/Brașov zustande und wurde anlässlich des „Forums der Grünen Städte“ angeboten.

Für jedes eingeworfene Leergut stellt der Automat einen Bon aus. Zehn solche Bons können dann für eine RATBv-Fahrkarte im Wert von 5 Lei (gültig für zwei Fahrten) umgetauscht werden. Diese Initiative kam bei den Kronstädtern gut an: Innerhalb der ersten Woche nach der Einführung wurden fast 40.000 PET-Flaschen, Alu-Dosen und Glasflaschen eingesammelt. Da diese Recycling-Aktion ein so positives Echo fand – dauernd bildeten sich Warteschlangen vor dem Automaten – durfte PETrică 1 den ganzen Winter auf der Postwiese bleiben. Der große Erfolg führte dazu, dass man im Januar 2022 PETrică 2 einsetzte, der neben dem Astra-Markt aufgestellt wurde. Es folgte im Februar PETrică 3 in der Fußgängerzone beim Dacia-Markt. Dieser zeichnete sogar einen Rekord auf: sieben gesammelte Flaschen pro Minute. 

Vielleicht werden dank dieser Initiative die Kronstädter umweltbewusster. Denn Umwelttipps kennt jeder, nur ist es manchmal schwierig, sie umzusetzen. 

Manchmal sind Umwelttipps schwer umzusetzen 

Theoretisch weiß man es: Es ist umweltfreundlicher, Leitungswasser zu trinken als es in Plastikflaschen zu kaufen. Es ist gesund und frei von Schadstoffen sowie Krankheitserregern. Doch praktisch ist es nicht so leicht, nur Leitungswasser zu trinken, besonders wenn man unterwegs ist und Durst bekommt. In Kronstadt gibt es kaum noch Trinkbrunnen und falls man in Bars und Restaurants Leitungswasser bestellt, verdrehen manche Kellner die Augen. Einige Cafes gibt es aber, wie Tipografia oder Fixelli, wo die Kunden Wasser, oft mit Zitrone, Minze, Orange oder Gurke, kostenlos bekommen. Natürlich in Glasbehältern.

Wer gerne einen Cappuccino „to go“ auf dem Weg ins Büro kauft, verbraucht in einem Jahr theoretisch mehr als 200 Kaffeebecher. Viel umweltfreundlicher ist es, einen wiederverwendbaren Becher zu benutzen. Auf carturesti.ro zum Beispiel gibt es solche Becher in allen Farben und Mustern, auch solche, die von rumänischen Designern entworfen wurden. Man kann solche Becher zum Geburtstag oder zu Weihnachten verschenken, dann macht man nicht nur dem Beschenkten, sondern auch der Umwelt eine Freude. Nur kann es manchmal kompliziert sein, den Becher dauernd mitzuschleppen und anschließend zu waschen. 

Ebenfalls wissen alle, dass es viel umweltfreundlicher ist, Fahrrad zu fahren statt Auto. Wer fünf Kilometer Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurücklegt, spart laut Greenpeace rund 310 Kilogramm CO2 im Jahr. Leider sind die Straßenbenutzer Rumäniens viel zu unfreundlich zu Radfahrern, die Autofahrer können sich nicht an sie gewöhnen. Bis ins Büro mit dem Fahrrad zu fahren erfordert in Rumänien manchmal mehr Mut als Fallschirmspringen. Und ist mit Sicherheit viel gefährlicher. Initiativen, die sich für bessere Fahrradwege einsetzen, gibt es aber viele, die Fahrradfahrer scheinen von Jahr zu Jahr immer zahlreicher zu werden und man kann nur hoffen, dass es eines Tages vielleicht besser wird.Vorläufig häufen sich die Autos und die Stadt erstickt vormittags und nachmittags im Stau. In Kronstadt wirbt das Cafe Tipografia fürs Fahrradfahren: Wer  am Vormittag auf zwei Rädern zur Arbeit kommt oder sein Kind mit dem Fahrrad in die Schule bringt, bekommt einen Gratis-Tee.

Ebenfalls ist allgemein bekannt, dass Flüge sehr umweltschädlich sind. Deshalb wird oft erwähnt, dass man auf Flüge innerhalb des Landes verzichten sollte. Die Öko-Alternative wäre, mit dem Zug zu fahren. Doch in Rumänien kann es endlos dauern. Wer mit der Bahn von Bukarest nach Temeswar fährt, braucht zwölf Stunden. Theoretisch, denn praktisch kann es passieren, dass der Zug mitten auf dem Feld stundenlang stehen bleibt. Es kann oft vorkommen, dass man wichtige Termine verpasst, weil der Zug Verspätung hatte. Dann ist es verständlich, dass man lieber das Flugzeug nimmt. 

Doch es gibt auch weniger bekannte Umwelttipps...

...wie zum Beispiel, weniger Fleisch- und Milchprodukte zu verzehren, weil man damit dem Weltklima einiges an CO2 erspart. Auf der Webseite von Greenpeace kann man erfahren, dass Butter das klimaschädlichste Nahrungsmittel ist und dass bei der Herstellung der meisten Käsesorten mehr Treibhausgase als durch Putenfleisch entstehen. Doch eine vegetarische Ernährung pro Person spart 300 bis 400 Kilogramm CO2 im Jahr, das sind 30 Prozent. Als Veganer produziert man durchschnittlich sogar nur halb so viel CO2 durch Ernährung, wie Personen, die Fleisch essen. Denn das Futter in der konventionellen Tierhaltung besteht zu großen Teilen aus Soja, für dessen Anbau der Regenwald in Südamerika verschwindet. Dabei ist der Wald sehr wichtig für ein ausgewogenes Klima und bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenwelten einen Lebensraum. Natürlich soll man nicht gleich auf Köstlichkeiten wie Mici, Sarmale oder Grillfleisch verzichten. Man kann jedoch versuchen, zwei oder drei vegetarische Tage in einer Woche einzulegen oder nur an Wochenenden Fleisch essen. Eine gute Idee ist es auch, auf Fleischprodukte wie Salami oder Schinken beim Frühstück zu verzichten. Man wird es nicht einmal merken – inzwischen ist das Internet voll von leckeren vegetarischen Rezepten und in Restaurants findet man ein immer größeres Angebot an vegetarischen Speisen. 

Ebenfalls hilft es der Umwelt, wenn man die Waschmaschine nicht so oft benutzt. Viele Kleidungsstücke werden nicht so schnell schmutzig und müssten nur gelüftet werden. Zum Beispiel Jeans. Beim Waschen lässt sich auch Strom und somit CO2 sparen. Die meiste Wäsche wird auch bei einem lauwarmen Waschgang von 30 oder sogar 20 Grad sauber. Ein Waschgang bei 30 Grad verbraucht gegenüber einem bei 60 Grad bis zu zwei Drittel weniger Strom. Und übrigens... sollte man versuchen, weniger Kleider zu kaufen. Das tut nicht nur dem Klima, sondern auch dem Geldbeutel gut. Für ein typisches Paar Sportschuhe etwa entstehen in der Herstellung rund 13 Kilogramm CO2

„Wenn du mich interessant und nützlich findest, kannst du mich auch bestellen. Schreib mir und ich werde dich informieren, welche  Schritte zu tun sind, damit ich auch in deine Stadt komme”, steht auf der Webseite des Apparats PETrică. Wer sich vorstellen kann, in seiner Stadt auch einen Automaten zu haben, der leere Plastikflaschen in Busfahrkarten umwandelt, sollte PETrică schreiben. Dann tut man auf jeden Fall etwas Gutes für die Umwelt. Die Adresse lautet: petricaenvipco@gmail.com.