Protestkundgebung gegen Kleinkraftwerkbau an der Nera

Umweltaktivisten auf dem Belgrader Studentenplatz

Belgrad/Orawitza – Unter der Devise „Sagt NEIN zum Kleinkraftwerkbau (KKW) an der Nera!“ riefen die nordserbische und die Belgrader sowie die Südbanater Zivilgesellschaft am Sonntag zu einer Protestkundgebung auf dem Belgrader Studentenplatz auf. Daran beteiligte sich, unter den rund 1000 Protestteilnehmern, auch eine Gruppe auf Umwelt- und Naturschutz spezialisierter Nichtregierungsorganisationen aus Serbien sowie die mit diesen zusammenarbeitende Orawitzaer Umweltschutzorganisation GEC Nera, die sich den Schutz der Naturareale im Südbanat auf die Fahnen geschrieben hat.
Es ging wieder einmal um das Projekt der Ableitung eines Teils der Wässer der Nera, um das bereits fertig gebaute Kleinkraftwerk (KKW) von Kusic (ung. Kusics, dt. Kuschitz) im Weichbild der Gemeindeverwaltung von Weißkirchen/Beka Crkva mit Betriebswasser zu versorgen (ADZ berichtete). Die Nera, einer der markantesten und nahezu entlang seines gesamten Laufs ausschließlich durch Natur- und Nationalparks fließender Fluss (der zudem mit rund 40 Kilometer Länge die längste Flussschlucht Rumäniens schuf, die man zum Teil nur per Kajak oder Kanu besuchen bzw. durchfahren kann), in dem vor zwei Jahren ein Wiederansiedlungs-Experiment mit Aussetzen des Huchens gestartet wurde, ist auf einer elf Kilometer langen Strecke, vor der Einmündung in den Donaustausee Eisernes Tor I, Grenzfluss zwischen Rumänien und Serbien.
In diesem Bereich mäandert das Flussbett stark und es gibt einen in den 1950er Jahren verlandeten Flussarm, der die Ortschaft Kusic auf serbischem Territorium berührt. Dieser Flussarm ist serbischerseits zum Versorgungskanal des Kleinkraftwerks Kusic ausgebaggert worden – ohne die Genehmigung der zuständigen rumänischen Behörden zum Anzapfen der aus dem Banater Bergland kommenden Nera einzuholen.
Nun soll das Bukarester Ministerium für Umweltschutz und Klimawandel nachträglich sein Plazet fürs Anzapfen der Nera geben, wodurch die Durchflussmenge der Nera um ein Drittel bis ein Viertel verringert werden würde, mit der Folge, dass das von Umweltschützern, Biologen und Geologen mit viel Interesse verfolgte Entstehen eines Nera-Deltas im Donaustausee bei Basiasch/Baziaş wahrscheinlich zum Stillstand käme. Grundsätzlich wandten sich am Sonntag die Zivilgesellschaft aus Serbien und die serbischen und die rumänische NGOs gegen brutale Eingriffe in die Natur mit dem ausschließlichen Ziel, zweifelhafte wirtschaftliche Vorteile zu gewinnen. Außerdem protestierte man gegen die Vorgangsweise der KKW-Bauer, die Gesellschaft praktisch vor vollendete Tatsachen zu stellen und den Anspruch zu haben, sich Realitäten post-factum genehmigen zu lassen. An die Ministerien für Umweltschutz von Rumänien und Serbien wurden Protestschreiben gerichtet. Auf rumänischem Territorium, in der Almăj-Senke, im Weichbild der Gemeinde Prigor und des eingemeindeten Borlovenii Vechi, sollen weitere zwei KKW errichtet werden, für deren Genehmigung bei der Reschitzaer Agentur für Umweltschutz APM bereits die Anträge und Projekte vorliegen.