Rechte von Kindern feiern

Kindertag ist für viele in erster Linie ein freier Tag, an dem man Geschenke bekommt

Kinder haben das Recht auf Schutz vor Gewalt. Jedes Kind hat das Recht auf gesunde Ernährung, sowie das Recht zu spielen, sich zu erholen und künstlerisch tätig zu sein. Bild: Adina Costea/Micul Atelier Verde

Morgen wird der internationale Kindertag gefeiert. Ein Tag, an dem man auf die Rechte von Kindern aufmerksam macht, an dem man sich freut, dass die Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention erlassen haben. Seit 1989 werden Bedürfnisse und Interessen der Kinder öffentlich ernst genommen. 196 Staaten der Welt haben versprochen, Bürgern bis zum 18. Lebensjahr das Recht u.a. auf Leben, Gesundheit, Bildung, freie Meinungsäußerung und Freizeit zu gewährleisten. Unabhängig von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder Kultur sollen Kinder vor Gewalt und Ungerechtigkeit geschützt werden, sich gesund entwickeln und voll entfalten können.

Die Kinderrechte sind sehr wichtig, dennoch sind sie nicht selbstverständlich. Noch immer gibt es Jungen und Mädchen, die in bitterer Armut aufwachsen, zwischen Trümmern spielen müssen und  missbraucht werden. Staat, Familien, Erwachsene halten sich nicht immer an das UN-Regelwerk. Wissentlich oder nicht. 

ADZ-Redakteurin Laura Căpățână Juller hat Kinder verschiedener Altersgruppen, die in Rumänien leben, gefragt, ob sie überhaupt wissen, was man am 1. Juni feiert. Kaum eine Antwort handelte von Kinderrechten. Dafür aber wussten die Befragten genau, was sie an ihrem Tag machen wollen. Manche von ihnen wollen auch Geschenke bekommen. Im Kontext des Kriegs im Nachbarland wurden sie auch gefragt, was sie Kindern wünschen, die in Konfliktgebieten leben, sowie jenen, die in Armut aufwachsen.

Die Interviews sind nicht repräsentativ für alle Kinder Rumäniens, aber sie bieten einen Einblick in die Welt und Gedanken einiger Kinder.


Alice, 6 Jahre

„Den Kindertag feiere ich immer super toll. Ich gehe ins Schwimmbad, kaufe Sachen, wir gehen viel herum. Dieses Jahr will ich ein Tablet oder eine Uhr mit Telefon kaufen und danach schwimmen gehen. Den Kindern aus der Ukraine wünsche ich, zum Zahnarzt zu gehen, Wasser zu trinken und Spielsachen zu haben. Und dass sie mit ihren Großeltern zusammen sind.“

Elisa, 11 Jahre

„Am 1. Juni feiern wir die Kinder. Gewöhnlich feiern wir in der Familie. Aber dieses Jahr will ich mit Freunden feiern. Wir wollen spielen, Eis essen und vielleicht wandern. Hätte ich einen Wunsch frei, würde ich eine Apple Smartwatch verlangen. Und für die Kinder in der Ukraine Liebe, für die aus Afrika viele Wasserflaschen.“

Arno, 12 Jahre

„Zum Kindertag gehen wir ins Kino oder Restaurant mit meinen Eltern und meiner Schwester. Dieses Jahr hoffe ich, dass wir ins Kino gehen. Den Kindern aus der  Ukraine wünsche ich, sie sollen jemanden nahe haben, den sie lieben und der sie liebt. Sie sollen miteinander spielen und erzählen. Armen Kindern würde ich Kartenspiele geben, damit sie Spaß haben.“

Sevan, 5 Jahre

„Ich verbringe den Kindertag wie jeden anderen Tag. Nur dass man zum Kindertag den Kindern Geschenke macht. Jedem Kind. Wenn du willst, kannst du auch arme Kinder beschenken. Wirklich. Dieses Jahr will ich meinem Freund Erik ein Geschenk geben. Er soll sich von meinen Spielsachen auswählen, was er möchte. Und für mich… ich würde mir eine Kapuze wünschen. Kapuzen sind toll. Oder eine Trophäe aus Gold für meine Mama. Den Kindern aus der Ukraine würde ich Spielsachen geben, falls sie ihre verloren haben. Und wenn eine Sternschnuppe fallen würde, dann würde ich ihnen wünschen, dass der Großvater zu ihnen zieht, damit sie zusammen sind. Und dann soll Frieden sein. Wir hatten Leute aus der Ukraine bei uns zu Hause.“      

Eva, 13 Jahre

„Der Kindertag ist wichtig für mich, weil die Kinder mehr Ferien und freie Tage brauchen. Außerdem gibt es viele kostenlose oder ermäßigte Unterhaltungsmöglichkeiten für uns, wie zum Beispiel im Kino, bei Workshops oder bei Klamotten. 

Manchmal verbringe ich diesen Tag mit den Großeltern, andere Male mit Mama oder Papa, aber meistens verbringe ich ihn mit den Freunden. Dieses Jahr will ich mit einer Kollegin ins Kino oder in den Park. Und ich wünsche mir Geld, damit ich mir kaufen kann, was ich möchte.

Kindern im Krieg wünsche ich, dass der Krieg endet. Aber ich glaube, das ist nicht möglich. Und ich weiß nicht, was sie glücklich stimmen könnte, da ich nicht in ihrer Situation war. Aber ich würde ihnen wahrscheinlich Spielzeug oder Kleider schenken. Ich glaube, sie würden sich über alles freuen, weil es so toll ist, etwas zu bekommen.

Kindern in Notsituationen würde ich viel Wasser, Essen und Medikamente schicken. Da müsste aber jemand dabei sein, der sich mit der Medizin auskennt und genau weiß, wofür jedes dient und er soll auch die Eltern lehren, sie anzuwenden.“

Anais, 7 Jahre

„Am 1. Juni wird der Kindertag gefeiert. Ich weiß nicht, warum er gefeiert wird. Voriges Jahr bin ich mit Papa zu den Flugzeugen gegangen, um sie anzuschauen. Dieses Jahr will ich bei Takapaka (Anm. d. Red. Spielplatz in einer Mall) feiern. Da war der Geburtstag von Bucur. Ich liebe es da und ich war schon lange nicht mehr da. Den Kindern in der Ukraine wünsche ich, dass sie Putin besiegen und armen Kindern wünsche ich Kühe, damit sie aus der Milch Jogurt und Käse machen.“

Horea, 8 Jahre

„Man feiert die Rechte der Kinder, also dass sie nicht arbeiten müssen. Ich will lieber spielen als aufräumen. Und kleine Geschenke bekommen, zum Beispiel ein Kletterseil. Und mit der Familie spazieren gehen, wie in jedem Jahr.

Den Kindern aus der Ukraine wünsche ich viel Milch, weil meine ukrainischen Freundinnen lieben Milch. Und für die Kinder, die in der Ukraine im Bunker schlafen, würde ich unseren Keller vergrößern, damit sie bei uns schlafen. Oder sie können mit uns im Haus wohnen.“

Clara, 7 Jahre

„Der 1. Juni ist ein Tag, an dem man Zeit mit seinen Kindern verbringt, sie liebt, mit der Familie zusammen ist. Mein Bruder und ich verbringen diesen Tag meist mit den Großeltern oder den Eltern. Aber wir machen nichts, weil die Eltern immer sagen, sie haben kein Geld. Sie verbringen den Tag mit uns, das ist alles. Diese Jahr würde ich so gerne ins Kino oder Eisessen mit ihnen gehen, aber wir haben kein Geld. Und ich wünschte, Papa und Mama müssten nicht mehr so oft in die Arbeit. Einem Kind würde ich ein Buch von meinen schenken – welches es will.“

Philipp, 10 Jahre

„Es ist der Tag, an dem man feiert, dass es Kinder gibt. Ohne sie gäbe es keine Erwachsenen und ohne Erwachsene keine Zivilisation. Und am Kindertag gehen wir nicht in die Schule. Ich wünsche mir, dass alle Fabriken geschlossen werden, dass wir sie zerstören. Und dass es keine Autos mehr gibt. Damit wir die Welt nicht mehr verschmutzen. Wir müssen etwas tun. 

Und ich wünsche mir, dass das Material, aus dem die Atombombe gebaut wurde, nie erfunden worden wäre und dass Amerika Russland besiegt. 

Und ich wünsche mir auch einen Knopf, auf den man drückt und man alles sofort lernt, was an einem Tag in der Schule unterrichtet wurde.“

Paul, 9 Jahre

„Wir feiern den Kindertag, damit die Familie zusammen ist. Ich feiere jedes Jahr anders. Gewöhnlich sind wir im Urlaub. Dieses Jahr werde ich mit dem Fahrrad im Donaudelta unterwegs sein. Gestern habe ich Geld von meiner Oma bekommen. 

Den Kindern aus der Ukraine wünsche ich, nach Hause zurückzukehren, dass dort kein Krieg herrscht und alles soll wie vor dem Krieg werden. Wenn ein Kind zu mir käme, das Probleme hat, würde ich ihm helfen, sich mit anderen anzufreunden und es in meine Gruppe aufnehmen.“

Luca, 7 Jahre

„Am 1. Juni ist Kindertag, weil dann das erste Kind geboren ist, glaube ich. Wir feiern ihn immer. Wir schlafen bis spät, lesen, gehen in den Park mit Freunden und zeichnen mit Kreide. Ich hoffe, wir gehen heuer schwimmen oder Eis essen. Und ich wünsche mir, etwas über Ägypten oder Star Wars von meiner Mama zu bekommen. Und für die Kinder und Menschen dieser Welt wünsche ich mir Frieden und Harmonie und viel Geld und Mut zum Weitermachen.“

Erika, 15 Jahre

„Ähm. Man feiert die Rechte der Kinder, aber ich weiß nicht sicher, welche. Ich erinnere mich eigentlich nicht daran, mit meinen Eltern gefeiert zu haben. Im Vorjahr waren wir mit Oma und Opa und sie haben uns ein Geschenk gekauft. Ich wünsche mir, dass wir dieses Jahr mit Oma und Opa grillen. 

Den Kindern in der Ukraine wünsche ich, es soll ihnen besser gehen. Wenn ich welche treffen würde, dann würde ich mit ihnen in einen Vergnügungspark oder ins Antipa-Museum gehen oder ins Schwimmbad, damit sie sich freuen. Und ich würde ihnen Eis kaufen.“

Vielen Dank für die Gespräche!


„Wenn Kinder nicht über Wissen über ihre Rechte verfügen, sind sie den Gefahren von Missbrauch, Diskriminierung und Ausbeutung ausgesetzt. Sie laufen auch Gefahr, übersehen zu werden, und an wichtigen Entscheidungen über die Welt, in der sie leben, nicht teilhaben zu können. Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder die Agenda für die kommenden Jahre bestimmen. Das kann nur geschehen, wenn sie ihre Rechte kennen und wissen, wie sie sie einfordern können.“

Agnès Callamard, 
Generalsekretärin von Amnesty International


In Schulen in Rumänien wird nicht ausdrücklich über Kinderrechte gesprochen. Zuhause vielleicht zu wenig, wenn überhaupt. Es stellt sich die Frage, ob Erwachsene in Rumänien über die Rechte der Kinder Bescheid wissen. Auf der (deutschen) Internetseite des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF (unicef.de) sind die 54 Artikel der Konvention auf Deutsch zu finden. Eine kindgerechte Broschüre ist als PDF-Datei ebenda erhältlich. Hinweis für Lesende: Die Pflichten, die Kindern etwa im Haushalt zukommen, sind hier nicht festgehalten.